teil, er gibt nennenswerte Summen dafür aus, die Jugend für seine Veranstaltungen zu gewinnen, denn aus ihr soll ja einmal das künftige Konzertpublikum hervorgehen. Alle vier bis sechs Wochen finden Konzerte statt, in denen Werke unseier größten Komponisten in immer erstklassiger Wiedergabe durch international bekannte Instrumental- und Gesangssolisten, Kammermusikvereinigungen und auch große Orchester in vollendeter Weise aufgeführt werden. Nicht zuletzt liegt auch darin die Ursache, daß der Mitgliederstand an unserer Schule im Vorjahr die stattliche Zahl von 120 Schülern erreicht hat. Der Besuch eines großen Symphoniekonzertes hinterläßt bei fast allen Schülern einen gewaltigen Eindruck, ja ist für viele etwas ganz Neuartiges von anhaltender Wirkung, wie festgestellt werden konnte. In einer völlig freien Diskussion über das Thema „Musik" waren die meisten der beteiligten Schüler unserer Anstalt der Ansicht, daß zwar die moderne Tanzmusik auch ihre Berechtigung habe, besonders bei Ball Veranstaltungen und als Unterhaltungsmusik, daß aber nur die wirklich gute Musik der großen Meister imstande sei, den Menschen aus seinem Alltag herauszuführen und zu Höherem emporzuheben. Diese Meinung kommt auch in der oft ziemlich erheblichen Anzahl von Konzertbesuchern unter unseren Schülern zum Ausdruck und mag wohl als Bestätigung dafür dienen, daß die Bestrebungen, die Jugend für gute Musik zu interessieren, doch auf fruchtbaren Boden gefallen sind. In diesem Sinne wurden auch die sangesfreudigen Schüler zur Mitwirkung bei Schulfeiern herangezogen. Ein Chor von Internatsschülern schuf jedes Jahr bei der Weihnachtsfeier durch einige passende Lieder die richtige Eestesstimmung. Weiters wurden für größere feierliche Anlässe mit Schülern, die sich freiwillig hiezu gemeldet hatten, mehrstimmige Chöre in etlichen Proben einstudiert. So wurde anläßlich des ersten Jahrestages der Deklaration der Menschenrechte am 10. Dezember 1949 das Frciheits- lied von Schenkendorf aufgeführt. In einer großen Schülerakademic am 17. Mai 1950 unter freiem Himmel wurden mehrere Deklamationen und Szenen aus der Schule, auch viele auf den Mai bezogene Chöre zu Gehör gebracht. Durch die Mitwirkung von Schü- (Fortsetzung Seite 61) — > Ferdinand Freiliofner BILDUNGSDRANG AUCH BEI DEN GROSSEN Im Kulturamt des Magistrates der Stadt Steyr spricht ein Mann vor, offensichtlich ein Metallarbeiter. „Bitte, Fräulein, könnten Sie mir eine kurze Auskunft über die Kurse an der Volkshochschule geben. Ich möchte mich gerne in meiner Freizeit in meinem Beruf weiterbildcn und habe gehört, daß im Rahmen der Volkshochschule dazu Möglichkeiten bestehen. Allerdings muß ich Ihnen gleich sagen, daß sich meine Vorkenntnissc auf den Abschluß der Hauptschule beschränken und meine größten Bedenken dahin gehen, daß ich den Kursen nicht werde folgen können.“ „Hierin muß ich Ihnen gleich widersprechen.“ „Das müßte man von Damen ja eigentlich gewöhnt sein, aber bitte, fahren Sie fort.“ „Die Bedeutung des Wortes Volkshochschule liegt auf ,Volk‘, das heißt, die Kurse werden in jedem Fall im Einvernehmen zwischen Hörer und Vortragenden so abgehalten, daß sie für jedermann verständlich sind. Außerdem sind wir in der Lage, eine große Vielfalt von Kursen jeder gewünschten Art abzuhalten. Diese kommen leider nicht alle zustande, weil immer noch viel zu wenige diese so vorteilhafte und außerdem einmalig billige Einrichtung ausnützen, und im Gegensatz zu anderen Städten die Hörerzahlen bei uns nicht gerade hoch sind. Doch wenn Sie spezielle Wünsche haben, muß ich Sie bitten, mir bekannt zu geben, in welcher Fachrichtung Sie eine Weiterbildung anstreben. Wir haben in der Fülle unserer Auswahl, von Sprachen verschiedenster Art angefangen, z. B. auch technischem Englisch, über alle kaufmännischen und allgemeinbildenden Fächer, wie österreichische Geschichte, Kunstgeschichte usw. eine große Vielfalt bis zu der der technischen Fächer.“ „Nun, ich würde vor allem eine berufliche Wciter- 60 Bildung anstreben und mich hauptsächlich für Kurse auf technischem Gebiet interessieren.“ „Da haben Sie bei uns in Steyr besonderes Glück, da wir im Lehrkörper der Bundesgewcrbeschule Fachkräfte für unsere Kurse besitzen, die in der Lage sind, ziemlich alle Wünsche an technischen Themen zu erfüllen.“ „Dürfte ich Sic vielleicht noch bitten, mich über die einzelnen Möglichkeiten genauer zu informieren?“ „Die Bundesgewcrbeschule stellt uns Vortragende für die Grundlagen der Technik, wie Mathematik oder Fachrcchnen unter besonderer Berücksichtigung der metallverarbeitenden Gewerbe, Physik, Geometrie, Projektionslehre, technisches Zeichnen, ferner für Fachvorträge, wie Werkstoffkunde der metallverarbeitenden Industrie, Schablonen- und Schnittzeichnen für blechverarbeitende Berufe, Technologisches und Konstruktives der Holzverarbeitung, den Verbrennungsmotor, was man als Kraftfahrer vom Fahrzeug und den Verkehrsbestimmungen wissen muß, dann über Radiotechnik, UKW, Fernsehen, moderne Beleuchtungstechnik, bis zu Eisenbahn-Signal- und Sicherungswesen, Wetterkunde und Prognose. Sic sehen, es gibt eine reiche Auswahl. Sollten Sic auf technischem Gebiet noch andere Sonderwünsche haben, so können wir mit den betreffenden Herren der Bundesgewcrbeschule jederzeit Fühlung nehmen, und diese sind bestimmt bereit, Ihre Wünsche nach Möglichkeit zu erfüllen.“ „Ich kann nur sagen, wer d i e Wahl hat, hat die Qual. Ich danke Ihnen jedenfalls herzlichst für Ihre erschöpfende Auskunft. Merken Sic mich, bitte, für die Kurse Geometrie und Fachrechnen für die metallverarbeitenden Gewerbe vor, die anderen werden wohl warten müssen. Schade, daß ich nicht schon früher von diesen Möglichkeiten wußte.“
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