An die Schweißarbeit! Fachlehrer Pickl hat alles bcreitgestellt. Der neue ELIN-Schwcißumformcr summt, die Elektrode in der rechten Hand des Schülers sprüht Funken. Unter der strengen Aufsicht des Lehrers und mit viel Hilfe wird Raupe um Raupe gelegt. 120 m Schweißnaht ist eine schöne Strecke. Ein Schüler meint: „Da sind ungefähr 600 Elektroden notwendig. Das Geld dafür hätt’ ich gerne.“ Mancherlei Schwierigkeiten sind zu überwinden. Unter dem Einfluß der Wärme treten Spannungen auf und bewirken ein Verziehen der Bleche, das durch verschiedene Kunstgriffe beseitigt werden muß. Vorrichtungen werden improvisiert. Endlich ist die Arbeit gemacht. Die Säulen und Träger liegen für die Montage bereit, aber das Schuljahr ist auch beendet und die Gedanken der Schüler weilen schon irgendwo an einem Urlaubsort oder bei der interessanten Ferialpraxis. Ferien! Im Hofe wuchert üppig das Gras. Schulwart Rammerstorfcr rodet während der ruhigen Zeit den Platz, ebnet ihn, hebt die Fundamentgruben aus, zimmert die Schalung, holt aus unserer eigenen Schottergrube, schon wieder von Schülern unterstützt, das Material, mischt und stampft und mißt immer wieder nach, denn Richtung und Flöhen müssen genau1 eingehalten werden, damit das Dach sein bestimmtes Gefälle erhält, um das Wasser zur Mitte abfließen zu lassen. Nun wird der ganze Hof gepflastert. An freien Nachmittagen, besonders Samstag, werden die Granitwürfel, ein Geschenk der Stadtgemcinde, hereingeschafft. Eine lange Kette bildend, stehen die Schüler, und durch ihre Hände wandern einige tausend Würfel oft 40 bis 50 m weit. Es geht nicht immer ohne Murren ab. Bis die Steine gelegt, eingeschlemmt und mit Zement vergossen sind, kommen die ersten Vorboten des Winters. Eilig muß die Tragkonstruktion aufgestellt werden, bevor zu strenge Kälte die Arbeit im Freien unmöglich macht. Die unangenehmste Tätigkeit steht den Unermüdlichen bevor. Die Säulen sind mit Lot und Schnur genau auszurichten, mit vorbereiteten Latten und Brettern gegenseitig zu versprei- zen und die verbindenden Längsträger einzuschweißen. Auf dem Papier stimmte es auf den Millimeter, jetzt aber gab es Differenzen. Gottlob war beim Entwurf darauf Rücksicht genommen worden. Die auf den Sockeln ruhenden Lagerschalen für die Kugeln sind verschiebbar, und mit unterdrückten Flüchen wird so lange gerichtet und gemessen, bis unser Fachlehrer zufrieden ist und die Längsträger eingeschweißt werden können. Wieder summt der Schweißumformer, die Funken spritzen, den Schutzschirm vor den Augen,' werden die letzten vierundsechzig Nähte hergestellt. Auch die Spcnglerci muß ihren Teil zum Werk beitragen. Unter der Leitung von Fachlehrer Panholzer werden zwei Dachrinnen aus verzinktem Blech von je 18 m Länge und die dazu erforderlichen Fallrohre angefertigt. An Ort und Stelle werden sie an die Träger angepaßt und befestigt. Es fehlt nur mehr die Eindeckung. Letzte Schweiß- und Bohrarbeiten Das vorgesehene Holzdach braucht von uns nicht hcrgestellt zu werden. Das Landesbauamt läßt aus Baugeldern durch eine Linzer Firma eine schöne Deckung aus Welleternit durchführen. Dazu sind aber Holzlatten auf den Längsträgern zu befestigen und es ergeht der letzte Auftrag an die Werkstätte: „In die Obergurte sind noch 160 Löcher zu bohren.“ Grimmige Kälte herrscht, Schnee sinkt in feinen, glitzernden Flocken vom Himmel. Aber die Arbeit muß schnellstens beendet werden, obwohl sic unter diesen Umständen wahrlich kein Vergnügen ist. Das Metall der Handbohrmaschine macht die Kälte noch stärker fühlbar. Doch die Schüler wissen sich zu helfen; mit Handschuhen ausgerüstet, gehen sie ans Werk. Für alle daran Beteiligten ist es Ehrensache, bis abends so weit mit der Arbeit fertig zu sein, um die Gleichenfeier noch vor der Internats-Weihnachtsfeier durchführen zu können. Dieser alte Brauch muß auch bei uns gepflegt werden. So ziert ein kleines Tannenbäumchen das noch leere Tragstahlgerüst, und zu den im nächtlichen Hof versammelten, am Bau tätig gewesenen Schülern und Lehrern spricht unser verehrter Herr Direktor Worte voll des Stolzes und der Genugtuung über das vollbrachte Werk. Ein Fachschüler leitet die Feier durch ein selbstverfaßtes Gedicht ein, das beim Arbeiten entstand und in uns bei 10 Grad unter Null nochmals die Erinnerung an die in allen Wetterlagen geleistete Arbeit wachrief: 55
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