80 Jahre Bundesgewerbeschule Steyr

Landmaschinenerzeugung Englands und die Erdölförderung des Nahen und Mittleren Ostens. Häufig werden aktuelle Fragen behandelt, die die Schüler in den Zeitungen gelesen haben. Von Zeit zu Zeit schalte ich eine aktuelle Stunde ein, in der es sehr lebhaft zugeht, und die die Schüler natürlich immer schon mit Ungeduld erwarten. Im zweiten Halbjahr des fünften Jahrganges wird wie in Deutsch und beschichte wiederholt. Die Landwirtschaft, der Bergbau, Industrien, Handel und Verkehr der Welt werden zusammenfassend erklärt, dabei auch die Wirtschaft unseres Vaterlandes im Zusammenhang mit der Weltwirtschaft noch einmal betrachtet. Alles in allem ist der Geographieunterricht sehr lebendig und hat mit dem Kartenzeichnen und Auswendiglernen von Einwohnerzahlen in früherer Zeit nichts zu tun. Einige Worte seien noch über den Unterricht in den ersten Klassen der Fachschule gesagt. Auch hier besitzt unsere Schule einen von den Lehrkräften selbst entworfenen Lehrplan für die einzelnen Fächer. Die Zielsetzung ist natürlich weit bescheidener als in der 1 löheren Abteilung. Die aus der I lauptschule oder Untermittelschule mitgebrachten Kenntnisse sollen erweitert und geordnet werden. Auch hier ist die Verbindung von Deutsch und Geschichte möglich, die Wahl der Lesestücke des Lesebuches richtet sich häufig nach dem Geschichtsunterricht. Die Biographien großer Persönlichkeiten der österreichischen Geschichte, die Abhandlungen über wichtige Kulturepochen werden zu den passenden Zeiten gelesen. Die Schüler, die nach dem Besuch der Fachschule ins Leben hinaustreten, erhalten im ersten Schuljahr ihren letzten Unterricht in Geschichte; eine ganz besondere Verantwortung ist damit dem Lehrer auferlegt, umso sorgfältiger muß die Wahl der im Unterricht vorgetragenen Tatsachen sein, die einen Überblick über die große Vergangenheit unseres Volkes bieten sollen. Ständig ist das Bemühen darnach gerichtet, klar, anschaulich und lebendig zu sein. Bei den wenigen Stunden, die unseren Fächern zur Verfügung stehen, können sic ihr Ziel nur erreichen, wenn sie ein gemeinsames Kulturfach darstellen. Der Erfolg wird die Bemühungen rechtfertigen. Di. Helmut Salfinger KENNEN SIE UNSERE „SPRACHMEISTERSCHAFTEN''? Daß es Fußball-, Box-, Schi-, Schachmeisterschaften usw. gibt, ist nichts Neues. Die Jugend ist über diese verschiedenen Meisterschaften oft bestens orientiert, denn sie liebt nun einmal Spiele und Wettbewerbe. Warum sollte man es da nicht mit geistigen Sportwettkämpfen versuchen? Gedacht — probiert — und gelungen! Es ist nicht ganz leicht, den angehenden Techniker auch noch für Sprache und Literatur zu interessieren, denn am Anfang meint er gar oft, daß dies ein Gebiet wäre, welches ihn nichts anginge. Das oberste Lehrziel im Deutschunterricht ist die möglichst gute Beherrschung der Muttersprache in Wort und Schrift; daneben soll sich der Schüler auch wertvolle literarische und kulturelle Kenntnisse aneignen. Dem jungen Menschen müssen im Deutschunterricht die verschiedensten Wertberciche erschlossen werden, damit er im Rahmen des Möglichen ein ganzheitliches Weltbild erhält. Wie erreiche ich nun dies alles: Bildung in der Muttersprache, Erschließen der verschiedenen Kulturbereiche und gleichzeitig Freude und Lust an der Arbeit? Zunächst versuche ich, in jeder Unterrichtsstunde möglichst alle Schüler zu beschäftigen. Eine Stunde wird nur dann fad für einen Schüler, wenn er sieh nicht betätigen kann. Vortrefflich für diesc„Vollbeschäftigung“eignen sich die „S p ra c h t e s t s“, die ich im Vorjahr erstmalig angewendet habe. Ein „Test“ dauert drei bis fünf Minuten und erfordert vom Schüler größte Konzentration, rascheste Reaktion und gute Kombination. Wollen Sie einen Test mitmachen? Versuchen Sie einmal, wieviel Punkte Sie erreichen! Also bitte: Nennen Sie Gefäße, in denen man Flüssigkeiten aufbewahren kann. Welche Ausdrücke kennen Sie für „geben“? Das Wasser fließt — was kann es noch machen? Trennen Sie Oboe, Idee, Verheißung, Publikum. Wollen Sie auch einen Fremdwörtertest mitmachen? Das ist für Sie wohl zu einfach, aber dem Schüler ist es nicht immer ganz klar, was die Wörter sensibel, inoffiziell, Budget, Index, konservativ, fulminant usw. bedeuten. Die Beispiele wähle ich mit Vorliebe aus Zeitungen. vor allem aus der Sportseite, die ja am häufigsten gelesen wird. Zahlreiche „Klippen“ gibt es bei den Rechtschreibungstests. Die stilistischen Aufgaben sind auch nicht immer leicht zu lösen, z. B.: „Nach Aushebung einer Vertiefung liegt auch für den Urheber ein Stürzen im Bereich der Möglichkeit." Ein schönes Deutsch, nicht wahr? Nun, Sie wissen sicherlich eine bessere Lösung, z. B.: „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ Oder: „Nach erfolgter Ankunft und Besichtigung der Verhältnisse war die Erringung des Sieges möglich.“ Caesar hätte gesagt: „Ich kam. sah, siegte.“ Wie wirkungsvoll und klar ist doch hier das Zeitwort! Im Laufe eines Jahres werden mit Hilfe der zahlreichen Tests die verschiedensten grammatischen und stilistischen Fragen „spielend“ (ein doppelsinniges Wort) bewältigt, ohne daß dabei von der so unbeliebten Grammatik gesprochen wird. Ich darf sagen, daß sich die meisten Schüler bei diesen „Wettkämpfen“ mit aller Energie beteiligt haben, um eine möglichst gute Leistung zu erzielen. Zur Erholung und Auflockerung bietet nun der Lehrer den Schülern einige Kostproben aus der Literatur. Die humorvollen Anekdoten und Schwänke bieten überreiche Gelegenheit zum Lachen und Fröhlichsein. Großen Anklang finden immer wieder die verschiedenen Balladen, manche von ihnen werden vielen Schülern unvergeßlich sein. Die verschiedenen Literaturproben führen den Schüler zum wertvollen Buch, zur guten Lektüre, hin. 20

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