Ist somit unsere Schule die Ausbildungsstätte für Landmaschinenbau in Oberösterreich, so müssen auch ihre Einrichtungen dem entsprechen. Da die Grundausbildung, wie nicht anders erwartet werden kann, sowohl in theoretischer als auch in praktischer Beziehung mit der für den Maschinenbau eingeführten parallel läuft, steht dafür keine besondere Einrichtung zur Verfügung; es gelten die gleichen Lehrgänge. In der speziellen Fachrichtung allerdings gehen die Wege auseinander. Während sich der Maschinen- und Werkzeugbauer vor allem den Arbeitsmaschinen sowie der Werkzeughcrstellung zuwenden muß und der Kraftfahrzeugbaucr Wagen und Motor genauest kennenlernt, sieht sich der Landmaschinenbauer den zahllosen Geräten und Mechanismen gegenüber, die diesen Zweig des Maschinenbaues so abwechslungsreich und vielseitig gestalten. Die geräumige Lehrwerkstätte für Landmaschinenbau mit mehr als 200 nr Bodenfläche und einer Galerie, auf der Werkzeugmaschinen und Werkbänke stehen, ist mit allem ausgerüstet, was not tut, wie Laufkran für 3 t, Montagegrube, Wasser, Druckluft und Schweißstand. Durch das 4 m breite Einfahrtstor rollen die Geräte herein: zu den jedem Laien bekannten Bodenbearbeitungsgeräten, Pflug und Egge, gesellen sich die Kultivatoren, Walzen und Düngerstreuer. Der Getreidemäher mit Ablage ist schon ein seltenerer Gast geworden, denn der Bindemäher herrscht vor. Den Mähdrescher müssen sich die Schüler wohl draußen am Feld anschauen, aber die zugehörige Strohpresse wird hier behandelt. Ein dankbares Objekt ist der Motormäher, da seine Pflege mechanisch und motorisch interessant ist. Einfach sind die Heuwender und Heurechen zu behandeln; Elevatoren und Greiferanlagen zu reparieren ist eine lehrreiche Arbeit. Auch vom Bauernhof kommen Dinge herein: Häckselmaschinen, Schrotmühlen, Gülle- und Jauchepumpen, Melkmaschinen und Zentrifugen. Das größte Interesse aber finden Traktoren aller Baujahre und Bauweisen. Für jeden braucht man besondere Kenntnisse, jeder verlangt eine eigene Behandlung. Lang ist daher die Reihe der Fertigkeiten, die sich der Landmaschinenbauer aneignen muß. Mit der Umstellung der landwirtschaftlichen Betriebe auf Maschinen muß Hand in Hand die Umstellung der Gewerbe des Huf- und Wagenschmiedes, des Schlossers und Wagners auf das Landmaschinenhandwerk vor sich gehen, muß unsere heimische Industrie diese Geräte gut und billig erzeugen. Unsere Schule bildet die dazu nötigen Fachkräfte aller Kategorien aus und sichert damit unser tägliches Brot. Dipl.-Ing. Otto Charvat LICHT UND KRAFT UND WÄRME (Elektrotechnik) Mit unerhört hoher Spannung fließt der elektrische Strom, alle Widerstände überwindend, durch das europäische Verbundnetz, das in aller Stille geworden ist, ein beredtes Zeugnis der einigenden länderund völkerverbindenden Kraft der Technik. Obwohl wir der Elektrizität eigentliches Wesen nur schwer begreifen, nicht fassen, nicht wägen können, ist gerade ihre Dienstbarkeit so leicht herbeigeführt: Ein Schalthebel wird gekippt und Licht durchflutet den Raum oder wohlige Wärme beginnt sich zu verbreiten, ein Handgriff und tausende Pferdestärken beginnen zu arbeiten, ein Eisenbahnzug setzt sich in Bewegung. Dazu kommt, daß alle elektrischen Maschinen durch die Art ihres Bctriebsmittels eine ganz besondere Note erhalten, dem Laien weitgehend unverständlich bleiben, den jungen Menschen aber gerade deshalb magnetisch anziehen. Fachschulen für Elektrotechnik gibt es außer in Steyr noch zwölf in Österreich, die meistens mit einer Höheren Abteilung organisch verbunden sind. Unsere selbständige dreijährige Fachschule macht es sich zur Aufgabe, den Schüler schon im ersten Jahr in die Grundlagen der Elektrotechnik einzuführen, sodaß er schon bei den einfachen Lichtinstallationsarbeiten, zu denen er sogleich herangezogen wird, mit Verständnis für den Zusammenhang der Dinge vorgehen kann. Das erste Jahr, das wie in allen anderen Abteilungen ein Jahr der Probe und Bewährung ist, soll dem Neuling Gelegenheit geben, zu zeigen, daß er in praktischer und theoretischer Hinsicht für den Beruf taugt. Besonderes Gewicht wird auf den guten Fortgang in Mathematik gelegt; nur wer sie beherrscht, kann positiven Erfolg in den zwei folgenden Jahren haben, die weit mehr als in anderen Abteilungen mit theoretischen Fachgegenständen ausgefüllt sind. Elektrische Maschinen und Geräte, Leitungs- und Beleuchtungstechnik und elektrotechnische Meßkunde werden im zweiten Jahr gelehrt, elektrische Anlagen und Flochspannungstechnik, Fcrnmelde- und Radiotechnik im dritten Jahr. Einen breiten Raum nehmen die elektrotechnischen Übungen ein. Für sie stehen zwei übereinander23
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2