Gilt in anderen Zweigen das Schlagwort: „Die Maschine ersetzt den Menschen“, dann gilt beim Bau dieser Maschinen, bei der Herstellung der Werkzeuge eben der Mensch mit seiner ganzen schöpferischen Kraft. Hier muß er noch Handwerkskunst zeigen. Die Entwicklung im Maschinenbau geht eindeutig vom Gußeisen weg zum Stahl, zum Aluminium, zum Kunststoff. Sie geht von der spanabhebenden Fertigung über zum Schneiden, Biegen und Pressen. Hier tritt der Werkzeugbaucr voll in seine Rechte. Hier wird er ganz besonders gesucht als das moderne Heinzelmännchen, das ungesehen jene Gesenke und Preßformen, jene Vorrichtungen und Einrichtungen schafft, mit deren Hilfe die Hunderttau- sendc von Serienerzeugnissen entstehen, vom Zündholz angefangen bis zum Lokomotivrahmcn. Wer in die seit 80 Jahren bewährte Fachschule für Maschinen- und Werkzeugbau eintritt, wird handwerklich so weitgehend ausgebildet, daß er in seinem Können hinter keinem Gesellen zurücksteht und sowohl an der Feilbank als auch an jeder Werkzeugmaschine bis hin zur modernsten genau Bescheid weiß. Eingeschaltet in den Fluß einer modernen Produktion lernt er sie in ihrem Ablauf kennen und die Fertigungszeiten beachten. Der theoretische Unterricht ergänzt in umfassender Weise die Entwicklung des Schülers zum Praktiker, der fähig ist, anderen Vorbild zu sein und der zur Laufbahn eines Meisters bestimmt ist. Rechtschreiben, Aufsatz, Länderkunde, Kulturgeschichte, englische Sprache, Stenographie, Staatsbürgerkunde, Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre befähigen ihn, neben den rein fachlichen Belangen auch in der Verwaltung zu entsprechen. Ein bedeutender Raum wird den Rechen- und Zeichenfächern gewidmet, die technische Kalkulation nicht vergessen. Naturlehrc und Mechanik geben die notwendigen Grundlagen für das Verständnis der Fachgegenstände, die mit mechanischer Technologie im ersten Jahr beginnen und über Maschincn- clemente, Werkzeug- und Vorrichtungsbau zum eigentlichen Maschinenbau führen. Ein Ausblick in die Elektrotechnik, die Baukunde und die Meßtechnik vervollständigen die theoretische Ausbildung. Wir stehen im Maschinenbau in einer Zeit des Umbruches. In jedem seiner Zweige setzen sich Neuerungen durch, die Preis und Qualität bestimmend beeinflussen. Materialauswahl, Verbindungs- mittcl, Formgebungsverfahren, Meß- und Untersuchungsmethoden haben sich schon gewandelt. Der Nachwuchs wird sich großen Aufgaben gegenübersehen. Er wird von den Eltern die aufrechte Gesinnung, Liebe zur Arbeit, einen gesunden Geist und einen gesunden Körper mitbringen müssen. In der Schule wird er dazu erwerben die festen Grundlagen fachlichen Wissens und Könnens. Die Entwicklung zum modernen Maschinenbauer muß er selbst durchmachen. Sie wird ihm als Absolventen unserer Schule nicht schwer fallen. Prof. Dipl.-Ing. Franz Flöchsmann WUNSCHTRAUM UND ERWACHEN (Kraftfahrzeugbau) Von altershcr bis zum heutigen Tag wird der als arm und niedrig angesehen, der zu Fuß kommt, aber als gut gestellt und vornehm, wer im Wagen reist. Es ist daher kein Wunder, daß sich der dem Kinderwagen entstiegene Kleine einen Roller, der Schuljunge ein Fahrrad, der Mittelschüler ein Motorrad wünscht und schließlich auch bekommt. Das eigene Auto aber ist nur wenigen beschieden und bleibt für viele zeitlebens ein Wunschtraum. Ein Weg, den Traum in Wirklichkeit zu verwandeln, scheint aber vielen vom Kraftfahrzeugbau begeisterten Schulentwachsenen noch offen. Sie wollen Kraftfahrzeugmechaniker werden. Wozu, so sagen sie sich, ein eigenes Auto erwerben, wenn man täglich in den verschiedensten Wagen sitzen kann, heute im Steyr 2000, morgen in einem kleinen Volkswagen, dann in einem Rolls-Royce, einem Steyr-Fiat usw.; dazwischen macht man eine kleine Fahrt mit dem Puchroller oder einer NSU .. . ; so alle Schaltungen und Lenkungen, Bremseinrichtungen und die Straßenlage kcnncnzulcrncn, den Wagen auf Höchstgeschwindigkeit, so zwischen 120 und 140 km pro Stunde versuchen zu können . . . nicht auszudenken. Leider sieht die Wirklichkeit etwas anders aus, wenn der Kandidat nach bestandener Eignungsuntersuchung sein erstes Jahr an der Fachschule für Kraftfahrzeugbau macht. Er muß zuerst ein tüchtiger Schlosser werden, alle Feilarten genau kennenlernen, dann in der Schmiede und in der Mechanischen Werkstätte seine Ausbildung durchmachen. Damit vergeht das Jahr in der Werkstätte ohne Autofahren, und im theoretischen Unterricht gab es auch nur Grundlagen in den Sprachen, im Rechnen und Zeichnen und in der Technologie. Das zweite Jahr läßt einige Hoffnung aufkommen, denn die Schüler werden in die Kraftfahrzcugwerk21
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