Ansicht der ersten Zeugstadt imWehr- graben der Stadt Steyr, bestehend aus sechs hölzernen und einer gemauerten Schleife, dem neu erbauten Drahtzug des Herrn Anton Leopolds- eder, der Mühle des Herrn Josef Heininger, der Papiermühle der Herren Hofmann & Wurm und dem Hammerwerk der Feilenhauerzunft (Reproduktion einer alten Malerei aus dem Steyrer Heimatmuseum) Leiter und unterrichtete sechs Wochenstunden Geometrie und geometrisches Zeichnen sowie kauf männische Fächer (Schnell- und Schönschreiben, kaufmännisches Rechnen und Buchhaltung), Karl P e t r u s c h, Inhaber einer gewerblichen Zeichenschule, oblag der Unterricht im Freihandzeichnen und Modellieren (drei Wochenstunden), Ludwig M a t z k a, ein Beamter der WerndLschen Waffenfabrik, lehrte Maschinenlehre und -zeichnen, im ganzen ebenfalls drei Wochenstunden. Die Schülerzah! stieg nun rasch weiter an und erreichte noch im gleichen Jahre 105‘“), schließlich 1877 ihren Höhepunkt mit 170. Während des fünfjährigen Bestandes wurde die Schule von insgesamt 644 Schülern besucht, die im Alter von 15 bis 45 Jahren standen. Obwohl die Fachschule eine gute Ausbildung vermittelte und sich einer großen Beliebtheit erfreute, konnte sie doch ihren eigentlichen Zweck, die Fortbildung von Gewerbetreibenden, Arbeitern und Lehrlingen, nur in beschränktem Maße erreichen. Der Grund lag vor allem darin, daß sie über keine Lehrwerkstätte verfügte, wie dies etwa bei den Fachschulen in Klagenfurt und Komotau der Fall war. Man erkannte diesen Mangel auch von Anfang an und bemühte sich um Abhilfe. Auf Bitte des Gemeinderates sandte der Handelsminister den Professor am Polytechnikum Wien (heute Technische Hochschule), Leopold Hauffe, zu einer Visitation nach Steyr. Dieser untersuchte die Lage der Klein- eisenindustric und kam zu der Auffassung, daß eine wirtschaftliche Wiederbelebung nur durch zwei Mittel möglich sei: 1. sollte eine Versuchsanstalt errichtet werden, die enger mit der Industrie zusammenarbeitete, 2. wäre cs notwendig, der Fachschule eine Lehrwerkstätte anzuschließen, die den theoretischen Unterricht praktisch zu ergänzen hätte, namentlich auf dem Gebiete der Messererzeugung. Trotz dieses für Steyr günstigen Berichtes mußte man den Kampf um die Versuchsanstalt und die Lehrwerkstätte fortsetzen. Bürgermeister C r a mm e r erreichte schließlich durch seine persönliche Vorsprache bei Kaiser Franz Josef zunächst die Schaffung einer Versuchsanstalt im sogenannten LeopoWsedergut“). Es handelte sich dabei um eine alte Nagclfabrik mit Drahtzug, die im Steyrer Stadtteil Aichet lag (heute Schleifergasse 2 und 4). Der Gemeinderat pachtete dieses Haus für die Dauer von fünf Jahren und trug die Kosten für die notwendige Adaptierung, für die Bestreitung der Beleuchtung, Beheizung und Reinigung15). Direktor der Direktor Ing. Franz Fritz Maier in späterem Alter neuen „Versuchsanstalt für Stahl- und Eisenindustrie“ wurde der junge Wiener Ingenieur Fritz Franz Maier. Es war für unsere Schule eine große Überraschung, als vor einigen Jahren die Entdeckung gemacht wurde, daß der Genannte mit dem berühmten Erfinder F. F. Maier identisch ist (geboren 1844). Bereits als Student der Technischen Hochschule beschäftigte er sich mit hydromechanischen Versuchen, die ihn später zu seiner großen Erfindung, der Maier- Schiffsform führten. Er arbeitete nach der Absolvierung seiner Studien bei Triestiner Werften, in den USA und bei einer Budapester Werft. Er besaß also trotz seiner Jugend schon reiche Erfahrung, als er die Berufung nach Steyr erhielt. Eigenartigerweise wird seine Tätigkeit in Steyr in der Fachliteratur immer als Leitung der „Staatlichen Materialprüfanstalt“ bezeichnet, ein Name, den unsere Schule nie geführt hat und der an der oben erwähnten späten Entdeckung die Hauptschuld trägt. 10
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