Zum 75. Todestag von Anton Bruckner

Augenblicks. Bei allen großen technischen Entwicklungen wird jener, dem ein Rest von Demut und Ehrfurcht vor dem Großen, überirdischen verblieb, anders zum Mitmenschen, zum Tier, zur Natur sein, jener, der auch noch im Kleinsten das Wun- derbare des Weltlebens mit Freude sieht. Niemand, geschweige denn ein Musikliebhaber, kann sich diesen andeutungsweise vorgestellten Konstellationen, aus Geschichte und Gegenwart, aus dem gewordenen Kunstwerk und gegenwärtiger Gesellschaft entsprungen, entziehen. Genauso wie jede Kraft eine Gegenkraft herausfordert, heißt es, kritische Stellungnahme zu be- ziehen. Wenn der Brucknerbund dafür mit seiner Wirkrichtung eine Hilfe bei der Entscheidung, Motive, Anhaltspunkte für die Verfestigung des Urteiles und geistige Brücken anbieten kann und darf, hat er viel mit seinen bescheidenen Kräften er- reicht. Bruckners musikalische Schöpfungen, seine Symphonien und Messen, sind imstande, den Hörenden in eine andere Welt zu entführen. Kein Wunder - die Macht seiner Tonsprache, das sich oft hochtürmende Gebilde seiner Adagios und der immer wie- der ansetzenden Klangmassen in den Finalsätzen führt schließlich zu einer unsicht- baren, aber in der ganzen Welt großgewordenen Anhängerschaft. Diese Scharen Bruckner-begeisterter Musikhörer zu vereinen, über Stadt und Heimatland und Staat hinaus ein Zeichen der Bereitschaft für Bewahrung des Erbes Bruckners zu geben, ist die hohe Verpflichtung des Brucknerbundes sowie der Internationalen Bruckner- Gesellschaft in Wien als Zentralstelle der international erkennbaren Bruckner- Bewegung, die sich auch in der kontinuierlichen Drucklegung der Partituren der er- arbeiteten Originalfassungen manifestiert. In mindestens drei- bis vierjährigen Inter- vallen sollen sich die Bruckner-Freunde Europas bei Aufführungen Brucknerscher Symphonien treffen. Unser Heimatland, eben Bruckners Heimatland, sein Geburts- haus in Ansfelden, der Alte Dom von Linz, St. Florian als Ausgang und Heimkehr eines Großen, die Chrisman-Orgel in der ehrwürdigen Stiftskirche und die Krypta darunter mit den sterblichen Resten des großen, gottsuchenden Österreichers - als stillen Ort der Besinnung - all dieser Besitz ist wohl Verpflichtung, den 150. Ge- burtstag Anton Bruckners, den 4. September 1974, im oberösterreichischen Raum, in Linz und St. Florian, groß mit einem internationalen Bruckner-Fest 1974 unter Mitwirkung bedeutender Orchester und Dirigenten zu feiern. Oberösterreich, aber auch Wien als eine große Station seines Wirkens, werden die erklärten Zentren, wenn man in Europa den 150. Geburtstag Bruckners feiert. Der Brucknerbund für Oberösterreich wird Wesentliches tun, sicherlich unterstützt von Staat, Land und Stadt, diesen großen Tag würdig zu begehen. Oberösterreich, besonders Linz und St. Florian, müssen in den ersten Septembertagen des Jahres 1974 zu einem Mekka aller Bruckner-Freunde werden. Sicherlich verbindet sich das Geburtstagsfest mit der ersehnten Fertigstellung des Brucknerhauses. Ein dann fertiges, vollendetes Brucknerhaus, der 150. Geburtstag Bruckners, ein In- ternationales Brucknerfest in Linz - mit vielen Größen von fern und nah -, ist es nicht freudvoll, all diesem entgegenblicken zu dürfen und dafür zu arbeiten? 66

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