Zum 75. Todestag von Anton Bruckner

endung der Domorgel durch mich / :wie es früher bewillige t war:/ zu geschehen habe? oder ... durch einen andern Orgelbauer hergestellt werden sol/? 55 " Am 13. März setzt jedoch die Vermögensverwaltung das Ordinariat in Kenntnis, daß bei einer Akkordverhandlung am 5. Feber 1865 „Breinbauer die Restaurierung zu- erkannt", und dieser "seit dem 5. Februar d. J. an der Domorgel arbeitet" 56 . Am 16. August berichtet die Vermögensverwaltung: "Die Restaurierung ist nun voll- endet, und man darf sagen, das Werk lobt den Meister 57 ." Unter solchen Umständen ist es erklärlich, daß Breinbauer zehn Jahre zur Fertig- stellung der Restaurierung benötigte. Bruckner hatte also zehn Jahre seiner Dienst- zeit als Domorganist eine Orgel zur Verfügung, die ein Provisorium war! - Da sprechen Leute immer von einer "Bruckner"-Orgel in Linz und wissen über diese Zustände so wenig Bescheid: Es ist eigentlich nur in Österreich üblich, Orgeln nach Organisten zu benennen. Wenn wir in Linz einer bestimmten Orgel schon den Namen "Bruckner"-Orgel ge- ben, dann müßten wir diese wieder zu einer solchen machen. Das Instrument in der Ignatiuskirche befindet sich in einem recht schlechten Zustand 58 • Es gehört restauriert, und zwar in den ursprünglichen Zustand der Chrismanorgel. Denn die Chrismanorgel und keine andere war die Linzer "Bruckner"-Orgel! Hier legte Bruckner sein glänzendes Probespiel ab. Nicht umsonst fühlte sich der Meister zu den anderen Chris•manorgeln in St. Florian, Steyr und Admont immer wieder hin- gezogen. An ihnen hing des Meisters Herz! Ich wage es, zu behaupten, daß Bruckner - mit unseren Augen gesehen - kein überaus vortrefflicher Orgelkenner war. aber er spürte es gleichsam intuitiv, daß der richtige Weg wieder zur alten Orgel führen müsse und nicht zur Orchester- imitation. So findet man heute noch bei einem Kostenvoranschlag zur Restaurierung der Domorgel von Breinbauer, daß ein 8-Fuß-Register mit Bleistift durchgestrichen und daneben der Vermerk "Nach Bruckners Wunsch Cornet 4fach" zu lesen ist 59 • Und dieses wertvolle Register ist heute noch in der Orgel zu finden: Als "Cornet" von Chrisman nach Bruckners Wunsch .. . Am 16. August 1867 stellte Breinbauer die Orgelrestaurierung fertig, am 30. Sep- tember 1868 schied Bruckner von dieser Orgel und von Linz 60 • Er spielte an ihr im fertigen Zustande also nur 389 Tage. Und diese Zeit soll ausreichen, von einer "Bruckner"-Orgel zu sprechen? Vergleicht man nun die Pläne Breinbauers mit der heutigen Disposition, so ist er- sichtlich, daß inzwischen noch einiges geändert wurde. Nochmals, längst nach Bruck- ners Amtszeit, wenn auch nicht so einschneidend wie in den Jahren 1857/67, ar- beitete ein Orgelbauer am Werk 61 • Dabei besteht aber in vielen Kreisen die Mei- nung, so wie die Orgel des Alten Domes in Linz heute erklingt, sei sie Anton Bruckners Klangideal gewesen. Diese müsse unverändert erhalten bleiben! Hierin sei die einzig wahre "Bruckner"-Orgel zu sehen 62 ! Etliche Tage hat diese Orgel schon erlebt, weitere Tage werden kommen. Hoffentlich wird auch diese Orgel nun eines Tages restauriert werden in der Art, die sie ver- dient. Das soll beispielhaft sein im Sinne der Denkmalpflege als eine Rückführung in den Chrismanschen Zustand! Daß wir die Orgel, die Bruckner liebte, wiederum vor uns haben! Denn nur diese ist die "Bruckner"-Orgel, die wir heute zu schätzen und wiederherzustellen haben. 49

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