Zum 75. Todestag von Anton Bruckner

In drei großen Etappen ging Breinbauer an diesen zweifellos einschneidenden Um- bau heran . Als erste versetzte er das Rückpositiv, eine in die Chorbrüstung einge- lassene kleine Orgel, in die Nische vor das Fenster und erhöhte den Chorboden 50 • Schließlich wurde mit ihm vereinbart, ,,jedes Jahr ein Manualwerk herzustellen, so daß die Orgel in 3 Jahren restauriert, respective vervollkommnet werde" 51 • Dom- vikar und Vermögensverwalter Gugeneder schreibt am 4. März 1865 an das Bischöf- liche Ordinariat: „Ein Manualwerk wurde hergestellt, und dafür dem Orgelbauer der Betrag von 1050 fl . aus dem Religionsfonds angewiesen. Dieser Betrag wurde aber von der da- maligen weltlichen Kirchenverwaltung demselben nicht eingehändigt, sondern dafür die laufenden Ausgaben der Kirche bestritten, und die gegenwärtige Kirchenver- mögensverwaltung hatte Jahr und Tag zu thun, um dem Orgelbauer zu seinem Gelde zu verhelfen. Mittlerweile hat auch Breinbauer die weitere Reparatur ver- zögert und ist so dieselbe ins Stacken gerathen. Nach mehrmaliger Aufforderung, einen neuen Kostenüberschlag über die noch vorzunehmende Reparatur zu verfassen kam endlich der Kostenüberschlag vom 5. Oktober 1862 zu Stande, welchen aber die gefertigte Vermögensverwaltung nicht vorlegte, weil sie auf mündliche Erkundigun- gen hin zur Uiberzeugung kam, daß auf eine Bewilligung derselben keine Aussicht sei. Da nun der Orgelbauer seine Bitte erneuert, und diese Bitte unterstützt mit triftigen Gründen, so ergreift die gehorsamst gefertigte Vermögensverwaltung unter Anschluß des Kostenüberschlages diese Gelegenheit, ihrerseits auch das unter- thänigste Ansuchen zu stellen, die Restauration der Domorgel gütigst zu bewilligen, da dieselbe mit der Zeit vorgenommen werden muß, indem das an und für sich prachtvolle Werk durch die halbe Reparatur nothwendig leiden muß, und wirklich auch Gefahr droht, daß durch das Hinausschieben der Reparatur die Kosten um Bedeutendes höher zu stehen kommen. Durch die vollständige Herstellung der Orgel dürfte auch das jetzt so häufig vorkommende Steckenbleiben der Tasten und andere Störungen, deren Hebung immer mit Kosten verbunden ist, beseitigt werden 52 ." Also ganz reibungslos ging es bei diesem Umbau nicht zu! Orgelbauer Breinbauer hatte sich 1864 nämlich schon mit Recht beklagt, daß ihm „durch die Verzögerung des fraglichen Baues ein noch größerer Schaden entstehe" 53 • Seine Vorbereitungen dazu lägen schon seit 5 Jahren fertig in seinem Hause, nähmen ihm den Platz, und seien noch gar nicht bezahlt worden. Es geschieht dann immer nicht viel - Bruckner wird lediglich zu einem Gutachten über die Notwendigkeit der Restaurierung aufge- fordert. Aber wer die Kosten trage, diese Frage wird aufgeschoben 54 • Da richtet Breinbauer an Bischof Rudigier persönlich ein Schreiben: ,, . .. In den Sommermonaten Juni oder Juli 1857 uiberbrachten mehrere Herrn der löbl. Kirchen-Vermögens-Verwaltung an mich auf dem Chor in der Domkirche Linz den hohen Auftrag von Euer Bischöflichen Gnaden, daß diese Orgel nach dem von mir verlangten und verfaßten Uiberschlage hergestellt werden soll ... ich liferte bis 10. Feber 1860 das mittlere Manualwerk, Zahlungsanweisung per 1050 fl., nach villen, ja sehr villen Betreibungen erst erfolgte die Anweisung am 30. Juni 1862 ... Nachdem also die Bewilligung der hohen Statthalterei bereits erfolgte, und zur Voll- endung des Werkes d. ]. keine Zeit verliren sei, auch der erwachsende Zinsenverlust für mich immer mehr empfündlich wird . . . so erlaubet sich der gehorsamst gefer- tigte Eure Bischöflichen Gnaden um baldige Entscheidung zu ersuchen, ob die Voll- 48

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