Zum 75. Todestag von Anton Bruckner

ebenfalls unumgänglich nothwendig, da die derzeit zur Begleitung tauglichen Re- gister zu schwach sind, um im Chore eines Choralgesanges durchdringen und die Reinheit der Intonation herhalten zu können, wie sich auch die hochwürdigen Hl. Chorvikaren schon mehrmals geäußert haben. Geruhe demnach das hochwürdigste bischöfliche Ordinariat aus diesen Gründen der ehrfurchtsvollen Bitte des Gefertigten zu willfahren. Linz, den 14. Jänner 1857. Anton Bruckner, Domorganist." Bruckner hatte sich also bald nach seinem Amtsantritt um eine gründliche Restau- rierung der Orgel bemüht. Das läßt darauf schließen, daß er das ehrwürdige Instru- ment nicht in bestem Zustand übernommen hatte. Außer der Linzer Orgel schätzte er -'Uch noch sehr die Chrismanorgel in St. Florian und Steyr 39 und in gleicher Weise auch den barocken Kleinorgeltypus, wie er in der Wilheringer Chororgel oder dem Positiv in Neufelden anzutreffen war 40 • Daraus geht hervor, daß Anton Bruckner keineswegs Anhänger der Orgelromantik mit all ihren orchestralen Zutaten und säuselnden Zungen war, im Gegenteil, er liebte den herben Barockklang. Das zeigen deutlich die Pläne zur „Reparierung" der Linzer Orgel. Freilich führt er in oben zitiertem Brief neue Register von 8 und 16 Fuß an 41 , an anderer Stelle ist aber zu lesen, daß ein 8-Fuß-Register (Salicional) gestrichen wurde, und „nach Bruckners Wunsch Cornet 4fach", eine alte Chrismanstimme, erhalten bleiben sollte 42 • Neuere Orgeln, wie die zu Vöcklabruck tat er folgendermaßen ab: ,,Dös is do ka Werk net, dös is ja a Werke} (Drehorgel) 43 ." In Linz hatte Anton Bruckner in Bischof Rudigier einen Förderer und Gönner seiner Kunst gefunden. Dieser schien Bruckners Musik unmittelbar spontan aufzunehmen, obwohl er kein Musiker war 44 • August Göllerich bezeichnet ihn als „glühendsten Be- wunderer seines Orgelspielens" 45 • Wir wissen, daß Bruckner auch im gewissen Sinne Seelenarzt seines Bischofs war. So erzählte der Meister selbst: ,,Wenn i a Stund an der Orgel sitz' und ihm was vorspiel', ist er allemal wieder g'sund, sagt er. 46 " - Es war gerade die Orgel im Alten Dom zu Linz, die beide Männer zusammenführte und zusammenhielt zu einer wahrhaft und edlen Freundschaft 47 • Auf der Linzer Domorgel war Bruckner auf die Improvisation angewiesen. Es ist klar, daß der Organist sich gerade hier in dieser Kunst vervollkommnet hat. An dieser Orgel erntete er erstes öffentliches Lob. Von dieser Orgel aus ging er seinen Weg als Symphoniker. Hier „zelebrierte" er seine wahrhaft großen Messen. W e 1 c h e O r g e 1 w a r d i e „B r u c k n er" - 0 r g e 1 ? „Der gehorsamst Gefertigte bittet, dieses hochwürdige, Bischöfliche Ordinariat wolle güttigst eine Besichtigung des im Bau 48 begriffenen Rückpositivs zur Domkirchen- orgel veranlassen, die allfälligen .Äußerungen hierüber abgeben, und eine Akort- verhandlung über fraglichen Bau mit dem Gefertigten pflegen. Ottensheim, am 14. Aprill 1857. Josef Breinbauer, Orgelbauer. 49 " Niemals hätte sich Orgelbauer Breinbauer im Jahre 1857 gedacht, daß erst nach mehr als 10 Jahren ( !) der Akt für die Restaurierung der Linzer Domorgel geschlos- sen werden kann. Das ist für eine Orgelrestaurierung eine enorm lange Zeit. Der Leidtragende war freilich in erster Linie weder das Bischöfliche Ordinariat noch die k. u . k. Statthalterei, sondern der Organist. Der war zu dieser Zeit eben kein ge- ringerer als Anton Bruckner. 47

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