Zum 75. Todestag von Anton Bruckner

2tens wenn das Stift Florian, wie man vernimt, ohnehin eine andere mindere Gestalt erhält, so wird dieses prächtige Werk von einer Orgel ganz überflüssig werden, und gesetzet auch, es bliebe ein solches Gotteshaus, welches mit mehreren Orgeln, und darunter mit einem vornehmeren Werke versehen seyn müßte, so ist zu merken, daß nebst der für die Domkirche abzugebender größten Orgel doch noch in der Stifts- kirche allein 3 Orgeln, worunter die neu verfertigte ebenfalls ein ganz besonders gutes Werk ist, und nach Sage mehrerer Musikverständiger der größeren in der Stärke beinahe ähnlich seyn solle, dann die Johannesspitalkirche auch mit einer für jede Pfarre passende Orgel versehen ist. 3tens ist das Stift Florian ohne dieser erst vor kurzen Jahren neu hergestellten großen Orgel viele hundert Jahre schon bestanden, und würde, wenn es darauf ankam, wohl noch immer bestehen können. 4tens ist das Stift Florian schon derzeit mit so wenigen Musick-Personal versehen, daß ohne fremden Personal niemal eine solche besetzte Musick aufgeführt werden kann, dazu die größte Orgel Appliziert werden könnte. 5tens würde der Florian. Administrazionskasse, und dem Religionsfond die kost- baren Reparazionsunkosten ersparet werden, und würde 6tens ewige schade seyn, wenn selbe im Stift Florian ohne Reparazion auf immer unbrauchbar werden sollte . . . . . . endlich wurde das Stift Florian mancher Gäste und Unkösten entlastert, da diesem kostbaren Orgelwunder zu gefallen mehrere Vorbeireisende zum Schaden der Stifts-Ökonomie das Werk angestaunet haben ... Wür bitten demnach unterthänigst unseren genwärtigen patriotischen, und für alle Seiten bestmeinenden Wunsch mit triftigeren Beweggründen, und Fürbitten an Eine hochlöbl. Regierung einzubekleiden." Nun, es blieb aber nur bei diesen Wünschen. Auf Anraten von Dompropst und Stadtpfarrer Urbain 16 machte man „von der Hofsgnade der Herschenkung der Engels- zeller Orgel Gebrauch". - 1789 kam Chrisman „eigens nach Linz". ,,Die Buchhalterei meint, es solle die Auf- stellung dem Abbe Chrisman übertragen werden, der als Schöpfer sein Werk am besten kennt ..." So blieb es dabei, daß die Engelszeller Orgel nach Linz kam „und von Chrisman selbst mit der hiesigen zusammengesetzt wurde (also mit der Orgel vom Jahr 1684) zum Preis von 3100 fl", wobei der Chor um 10 Schuh erniedrigt, ,,die Orgel abgeteilt und verstärkt" wurde 1 7. Das heutige Gehäuse dürfte noch von Chrismans Werkstatt stammen, obwohl es schon klassizistische Züge trägt. Es muß neu angefertigt worden sein, da das Ge- häuse der Engelszeller Orgel am ursprünglichen Ort verblieb und noch heute zu sehen ist. Es zeigt auf jeden Fall den für die venetianische Orgelbauschule typischen Verzicht auf „Schleierbretter", d. h. die Pfeifenden im Prospekt sind sichtbar, und nicht durch Schnörkel oder sonstigen Schmuck verdeckt 18 • Als Anton Bruckner Linzer Domorganist war, wurde die klangliche Struktur dieser Orgel durch einem umfassenderen Umbau verändert. In einer Eingabe an das bischöfliche Ordinariat vom 14. Jänner 1857 ersucht der Meister um den Einbau von „neuen Register zum Behufe der Choralbegleitung" 19 • Den Umbau führte in den Jahren 1857-1867 der Orgelbauer Josef Breinbauer aus Ottensheim aus: Das 43

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