Zum 75. Todestag von Anton Bruckner

RUPERT GOTTFRIED FRIEBERGER 0. PRAEM. Die Bruckner-Orgel im Alten Dom von Linz Rupert Gottfried Frieberger ist Stiftsorganist in Schlägl und kennt die Orgel im Alten Dom auf Grund seines Spielens; weiters forschte er nach Akten und Briefen im Archiv der Diözese Linz, so daß sein Beitrag einen abgerundeten Überblick über Geschichte und Gegenwart dieses Klangdenkmales liefert. Ihre Geschichte Der wechselvolle Weg vom Stift Engelszell nach Linz : Im Jahre 1684 taucht zum erstenmal die Kunde von einer Orgel für die Linzer Jesuitenkirche auf. P. Georg Kalbs Chronik berichtet: ,,Obwohl die Kriegskontribution noch groß war, konnte doch die große Orgel auf- gestellt werden. Sie kostete 1300 Gulden, wozu Wohltäter das meiste beitrugen." Im darauffolgenden Jahr soll sie mit Statuen der hl. Caecilia, Katharina und David ausgestattet worden sein 1 • Bekanntlich wurde später der Jesuitenorden aufgehoben, und die Kirche fand als Dom für die 1785 gegründete Diözese Verwendung. Im Jahr 1787 beauftragte das Domkapitel den berühmten Orgelmacher Franz Xaver Chrisman, die Orgel zu begutachten, da des öfteren über ihren äußerst schlechten Zustand geklagt wurde 2 • Franz Xaver Chrisman gilt heute als Anhänger der venezianischen Orgelbaukunst, anschließend an Nachini und Callido. Er ist aus Reifenberg bei Görz gebürtig und war Priester. Von Laibach aus baute er zunächst Orgeln in der Umgebung und folgte schließlich einem Auftrage des Stiftes St. Florian bei Linz, wodurch er auch aus Ober- österreich Aufträge erhielt3. In Rottenmann starb er am 20. Mai 1795 noch während der Arbeit an dieser Orgel. Dort wurde er auch begraben 4 • Chrisman äußerte sich über die Linzer Domorgel, nie etwas Schlechteres dieser Art gesehen zu haben. Das Domkapitel plante daher, eine neue Orgel in den Dom bringen zu lassen. Wenn man gründlich den Akt studiert, geht daraus hervor, daß man keineswegs an einen Neubau dachte: Man erwog, die Orgel des Stiftes Baum- gartenberg nach Linz zu schaffen. Chrisman gab aber dazu bekannt, daß diese wegen ihres hohen Alters (sie wurde 1662 erbaut) und aus anderen Rücksichten nicht nach Linz gebracht werden könne. Auch die Orgel von Gleink, 1732 von J. lgnaz Egedacher erbaut, zog man in Betracht. Doch die hätte zu hohe Kosten erfordert, „und überdieß" hätte „dann auch zu Gleink eine neue Orgel hergestellt" werden müssen 5 • Der Orgelbauer Chrisman machte daraufhin dem Domkapitel drei Kosten- voranschläge für eine neue Orgel in der Preislage von 2500 bis 4000 fl. Auch beim „Linzer Orgelmacher" erkundigte man sich. Aber dieser war, wie er sagte, auf Jahre hinaus mit Arbeit eingedeckt 6 • (Es handelt sich hier wohl um Nikolaus Rummel den Jüngeren, der um 1750 das Linzer Bürgerrecht erwarb. Von ihm 41

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