75 Jahre Rettungskolonne Steyr 1908 - 1983

Die Gründung des Roten Kreuzes ...Die ersten Sonnenstrahlen beleuchteten Im Jahre 1859 führte eine Geschäftsreise eines der furchtbarsten Schauspiele, die sich den 31jährigen Schweizer Kaufmann dem Auge darzubieten vermögen. Uberall Henri Dunant nach Italien. war das Schlachtfeld mit Menschen- und Pferdeleichen bedeckt, auf den Straßen, in Er wurde eher zufällig Augenzeuge der den Gräben, Bächen, Gebüschen, auf den Schlacht von Solferino, bei der Truppen Wiesen, überall lagen Tote umher, und die Frankreichs und Sardinien-Piemonts den Umgebung von Solferino war im wahrsten Sinne des Wortes damit übersät. Die Felder Armeen Osterreich-Ungarns gegenüber¬ waren verwüstet, Frucht und Mais niederge¬ standen. treten, die Garten- und Feldeinfassungen zu¬ sammengerissen, die Wiesen durchfurcht, und Am Abend des 24. Juni 1859 ist das überall sah man größere oder kleinere Blutla¬ Schlachtfeld mit tausenden Toten und chen. Auf den Steinplatten der Spitäler und rund 40.000 Verwundeten übersät, von Kirchen von Castiglione waren nebeneinan¬ denen viele buchstäblich in ihrem Blut der Leute aller Nationen, Franzosen und liegen. Araber, Deutsche und Slawen, niedergelegt worden; manche einstweilen in der Ecke einer Die militärischen Sanitätsdienste waren Kapelle untergebrachte Leute hatten nicht mehr die Kraft, sich zu bewegen, Flüche, Lä¬ damals bei Schlachten dieser Größen¬ ordnung völlig überfordert. Auf cirka sterungen und Geschrei hallten in den heili¬ gen Räumen wider. 1000 Soldaten kam ein Sanitäter, dessen Ausrüstung vorwiegend aus Verbands¬ „Ach, mein Herr, wie ich leide!“ sagten einige material und einigen Knochensägen für dieser Unglücklichen zu mir, „man gibt uns Amputationen bestand. auf; man läßt uns elend sterben, und doch ha¬ ben wir uns ja wacker geschlagen“. Trotz der Henri Dunant leistet gemeinsam mit Mühen, die sie ausgestanden, trotz den schlaf¬ Frauen aus den umliegenden Dörfern losen Nächten konnten sie jetzt keine Ruhe Hilfe. Er versucht mit ihnen wenigstens genießen; in ihrer Verzweiflung riefen sie die Hilfe eines Arztes an oder schlugen wild um einen Teil der Verwundeten notdürftig zu sich, bis der Starrkrampf und der Tod ihrem versorgen. Leiden ein Ende machten Er muß aber hilflos zusehen, wie viele Aus: Henri Dunant, Eine Erinnerung an Sol¬ ferino, 1862 Soldaten unter seinen Händen sterben. Nach Genf zurückgekehrt, faßt er in dem Buch „Eine Erinnerung an Solferino“ seine entsetzlichen Eindrücke zusammen. sprechend geschützter Hilfsgesellschaften zur Unterstützung der militärischen Sani¬ In seinem Buch begnügt sich Henri tätsdienste. Die „Erinnerung an Solfe¬ Dunant aber nicht damit, das erschüt¬ rino“ und das persönliche Engagement ternde Schicksal der Verwundeten nach¬ Dunants geben den Anstoß zur Grün¬ zuzeichnen. dung des Roten Kreuzes: einer Organisa¬ Er fordert in seinem Schlußwort die Bil¬ tion, der bereits Millionen Menschen das dung privater, im. Kriegsfall von den Leben verdanken. —Heute arbeiten in Konfliktparteien anerkannter und ent¬ rund 130 Ländern aller fünf Kontinente 12

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