75 Jahre Landeskrankenhaus Steyr 1916-1991

Die Geschichte des Krankenhauswesens in Steyr Der Plauzenhof und St. Anna Die Betreuung alter und kranker Menschen oblag, bevor die gesetzliche Sozialversorgung eingeführt wurde, den kommunalen Wohlfahrtseinrichtungen , deren Geldmittel aus Beiträgen der Gemeinde, der Stadtverwaltung, zum größten Teil jedoch aus mildtätigen Stiftungen stammten. Adelige und woh lhabend gewordene Bürger sahen es als ihre Verpfl ichtung an, schon zu Lebzeiten oder durch testamentari sche Verfügung Stiftungen festzu legen, deren Mittel für Kranke, Sieche, alte oder in Not geratene Mitmenschen zweckgebunden waren. In Steyr wurden die vorhandenen Stiftungen aufgrund einer Hofverordnung vom Jahre 1788 in eine einheitliche Rechnungsführung zusammengefaßt. Dieser sogenannte Milden-Versorgungsfonds in Treuhandschaft der kaiserlich-königli - chen landesfürstlichen Stadt Steyr verwaltete fünf Stiftungen : Das Bürgers pi t a 1, im Jahre 1313 von der Kön igin Elisabeth e rbaut, in der Folge wesent lich erwei tert, als Wohnung und Verpflegsplatz für 32 verarmte Pfründner. Das Bruderhaus in der Sierninger Straße, mit damals 16 Freiplätzen für verarmte Bürger und Bürgerinnen . Das Siechenhaus inAichetmitPlatz fü r 20 Stiftlinge. Das Laza reth haus an der Steyr, seit 1794 jedoch auf versch iedene Häuser aufgeteilt, mit täglicher Verpflegung für 24Arme. Und schließlich den PI au ze n h o f in Aichet Uetzt Annaberg Nr. 4) , der für die Aufnahme bedürftiger erkrankter Mit4 bürger bestimmt war und damit zur Vorstufe für ein geordnetes Spita lswesen in Steyr geworden ist. Die Geschichte des Plauzenhofes läßt sich bis zum Jahre 1567 zurückverfolgen . Dama lswar, wie aus dem Steuerbuch ersichtl ich, Sebastian Händl Eigentümer der Liegenschaft, vermutlich war er auch der Erbauer des Wohngebäudes, das „Nieder-Aichet" genannt wurde, - zum Unterschied von „Ober-Aichet", das heute noch unter dem bekannten Namen Aichetschlößl besteht. Joachim Händl , Sohn Sebasti an Händl s, seit 1598 Alle inbesitzer von „Nieder-Ai - chet" mit samt Kalkofen und Sägewerk an der Steyr, wanderte 1626 seines evangelischen Glaubens wegen aus, und so kam die Stadtgemeinde in den Besitz von „Nieder-Aichet". Die Händl gehörten zu den angesehensten Patrizierfamilien von Steyr, wurden jedoch in die Wirren der Religionskr iege hineingerissen .Joachim Händl , seit 1605 im Rate, 1615 und 1616 Stadtrichter, von 1618 bis 1625 sogar Bürgermeister in Steyr, ist 1628 in der Fremde, in Ungarn, gestorben. Im Jahre 1638 verkaufte d ie Stadt Steyr das „Nieder-Aichet" mit den dazugehörigen Betrieben, einem Sägewerk, einer Papie rmühl e, einer Drahtzieherei und einer Weißgärberwalch, an den Handelsmann und Ratsherrn Martin Ernst Plauz, der erst nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes nach Steyr gekommen war. 1631 hatte e r d re i Häuser in der Berggasse, nächst der Burg, aus dem Erbe des Arztes Anomäus erworben. ImJahre 1643 erwarb die verwitwete Ka iserin Eleonore diese Häuser und schenkte sie als Stiftung dem Orden der Cölestinerinnen, d ie die Häuser abreißen und an deren Stel le ein Kloster erbauen ließen. Im Zuge der Reformen des Kaisers Josef II . wurde auch das Cölestinerinnenkloster in Steyr aufgehoben und von der Stadt Steyr zu einemTheaterhaus umgesta ltet. Mit dem Besitzer Martin Ernst Plauz änderte sich auch der Name von „Nieder-Aichet". Das Anwesen wurde hinfort Plauzenhof genannt. Der Name bl ieb, doch der Plauzenhof g ing schon 1656 an Georg Sigmund Graf von und zuTättenbach über. Im Jahre 1679, als die Pest in Niederösterreich wütete und auch auf das Land ob der Enns überzugreifen drohte, sicherte sich die Stadt Steyr den Plauzenhof durch Ankauf als Asyl für Pestkranke, die dazugehöri gen Grundstücke und Betriebe wurden in der Folge weiterve rkauft. DIE PEST IN STEYR Anno 1713 gr iff d ie Pest tatsäch lich auf Steyr über, im Plauzenhof-Lazarett soll en über hundert Menschen gestorben sein ; sie wurden auf einer nahegelegenen Wiese begraben . Opfer der Pest wurde auch der Rektor der Jesuitenresidenz, damal s noch am Michaelerplatz, P. Franciscus Sorer, der sich bei der seelsorgl ichen Betreuung der Pestkranken den Todeskeim geholt hatte. Auch der Subprior des Stiftes Garsten, P. Wi lhelm Aigner, wurde 1713 ein Opfer seiner priesterlichen Pflichterfüllung. In der Folge war der Plauzenhof Spita l und Siechenhaus zug leich, aber er wurde, alten Beric hten zufolge, zum Schrecken für jeden armen Kran ken, so

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