75 Jahre Landeskrankenhaus Steyr 1916-1991

ke eingerichtet. Die Anstaltsapotheke zählte damals zu den modernsten von Österreich. Seit 1. 1. 1985 leitet Frau Oberpharmazierat Mag. pharm. Liselotte Kalb die Anstaltsapotheke des LKH Steyr. In der Apotheke sind derzeit 19 Mitarbeiter beschäftigt. Neben der Leiterin und zwei Pharmazeuten sind noch sechs geprüfte Apothekenhelferinnen, drei Drogistinnen und sieben angelernte Hilfskräfte mit dem Einkauf, der Herstellung, der Lagerhaltung und der Abgabe von Medikamenten, Desinfektionsmittel , Medikalprodukte, Verbandstoffe etc. beschäftigt. Die Herstellung geht von der Anfertigung von Spezialrezepturen im kleinsten Ausmaß bis zur fast schon industriellen Fabri - kation von lnfusionslösungen mit einer hohen Qualitätssicherung. Seit 1985werden äußerst strenge Qualitätskontrollen durchgeführt, die laufend auf den neuesten Stand gebracht werden . Eine eigene lnfusionserzeugung ist für ein Krankenhaus nicht nur wegen der enormen Kostenersparnis wichtig, sondern hauptsächlich deswegen, weil in Notund Katastrophenfällen die Bevölkerung ausreichend mit den wichtigsten Infusionen versorgt werden kann. Zur Zeit werden jährlich ca. 60 Tonnen lnfusionslösungen in ca. 180.000 Flaschen abgefüllt. Eine weitere Steigerung ist durch die bevorstehende Modernisierung der Anlage geplant. W. HOFRAT PRIM. DR. JOSEF ENDER 50 Die Unfallabteilung Zur Vorgeschichte dieser Abteilung ist bemerkenswert, daß das damalige Gaukrankenhaus Steyr nach den Verhandlungen zwischen der Gauselbstverwa ltung Linz und dem Landesverband „Ostmark der gewerblichen Berufsgenossenschaften in Wien" (Unfallkrankenhaus Wien XX., Webergasse 2-6, Leitung Univ.-Prof. Dr. Lorenz Böhler) für die Errichtung einer Unfallstation als „geeignet" befunden wurde. Diese Anerkennung für das sogenannte „berufsgenossenschaftliche Heilverfahren" wurde mit 1. 12. 1940 erteilt. Die Errichtung der Unfallstation in Steyr ist untrennbar mit dem Wirken des Unfallarztes Dr. Sepp B r u n e d e r verbunden. Geboren 1906 in Arnreit, Bezirk Rohrbach, studierte er nach dem Gymnasium in Linz an der Universität Wien Medizin, wo er 1933 auch zum Doktor der Medizin promoviert wurde. 1934 war Dr. Bruneder Sekundararzt im Steyrer Krankenhaus. In den fo lgenden Jahren genoß er eine umfangreiche Ausbildung als Unfallchirurg bei Prof. Dr. Lorenz Böhler im Unfallkrankenhaus Wien. Im Jahre 1940 wurde er nach Steyr berufen, um den Aufbau für die spätere Unfallabteilung in die Wege zu leiten . Ursprünglich waren seine Patienten über die einzelnen Abteilungen vertei lt, auch die Rehabilitationsmethoden waren zunächst recht behelfsmäßig. Dr. Bruneder selbst war als Oberarzt im Rahmen der Chirurgischen Abteilung eingestuft. Verletzte mit Langzeitbehandlung (Extensionen usw.) wurden in die Räume des ehemaligen St.-Anna-Spital s verlegt, das dem Orden der Barmherzigen Schwestern gehörte, jedoch von der NSDAP besch lagnahmt worden war. Für ambulante Nachbehandlung, vor allem gymnastisches Turnen, wurden in den jetzigen HNO-Räumen (damals Therapie) notdürftige Rollenzüge mit verschiedenen Gewichten errichtet, für Hand- und Fingerverletzte wurden „Hanteln'~ die in der hauseigenen Werkstätte angefertigt wu rden , verwendet. Leiterin dieser „akti ven" Bewegungsübung war Frau Hermine Bruneder, die Gattin des Unfallarztes. Erst später wurden Diplomschwestern des Roten Kreuzes für das heilgymnastische Turnen angelernt. 1941 wurde unter großen Schwierigkeiten (Material- und Arbei tskräftemangel) die Errichtung eines stabi len langgedessen vorderer Teil die Behandlungsräume und den Turnsaal enthielt, der hintere, westliche Teil hingegen Bettentrakt war. Die Eröffnung war zu Ostern 1942, doch schon im Frühjahr 1943 mußten zwei Holzbaracken errichtet werden, in denen in zunehmender Zahl auch „Ausländer", das heißt, für die Rüstungsindustrie in den Steyr-Werken zwa ngsverpflichtete Arbeitskräfte aus den Ostgebieten, behandelt wurden. Bald mußte in Sierning eine weitere Auswe iche errichtet werden . Zu den Visiten in Sierning fuhr Dr. Bruneder regelmäßig mit dem Fahrrad. Zur Betreuung der Unfallpatienten stand ihm nur ein Arzt zur Verfügung. Da sich nach dem Krieg der Einzugsbereich stark ausdehnte und ein ständiger Überbelag über den genehmigten Bettenstand zu verzeichnen war, wurde im Juli 1950 mit der Errichtung eines einstöckigen Zubaues begonnen, der am 15. September 1951 eröffnet werden konnte. Damit war - vorderhand - den ärgsten Raumproblemen abgeholfen, auch wurde im Untergeschoß des Zubaues neue Therapieräume geschaffen. Primarius Dr. Sepp Bruneder wu rde am 1. Juli 1949 offiziell zum Leiter der Unfallstreckten Barackenbaues begonnen, PRIMARIUS DR. SEPP BRUNEDER

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