75 Jahre Landeskrankenhaus Steyr 1916-1991

Das Institut für Physikalische Medizin Bis zu r Eröffnung des Infektionspavillons und des Kape ll enbaues am 30. November 1935 gab es kaum e ine Behandlung auf dem Gebiet der Hydro- und Physikotherapie. Dann aber wurde im Parterre und im Ke llergeschoß des Kapellenbaues e ine The rapiestati on e ingerichtet, die für damalige Verhä ltnisse großzüg ig genannt werden konnte. Vorher gab es nur vereinzelt Behand lungen mit Bestrahlungslampen oder im Heißluftkasten, alles im Kel lerraum des Altgebäudes. Im Dezember 1935 wurde für diesen Bereich d ie geistliche Schwester, Sr. Pompilia (Franziska Fortejek, geb. am 14. Dezember 1883 in Mähren) vom Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien als geschu lte Kraft nach Steyr entsandt. Diese Schwester Pompilia wurde in den folgenden Jahrzehnten - siewurdeerstimApril 1960 imAlter von 76 Jahren ins Mutterhaus zurückberufen - zu e iner geradezu legendären Gesta lt. Sie war anfangs auch für die c hir. Ambulanz (Zähneziehen und Öffnen von Abzessen unter Narkose) zuständ ig, wobei sie nicht nur eine Unzahl von Zähnen zog, sondern auch die Narkose besorgte. Sie war auch in der Privatordination von Hofrat Prim. Dr. Essen tätig, der sie sehr hoch schätzte und ihr in Folge ihres Könnens und Wissens bei ihrer Täti gkeit weitrei - chende Freiheiten e inräumte. Durch den Neubau der Internen Abteilung wurde ein eigener Therapiebereich im Ke llergeschoß des Neubaues errichtet und am 14. September 1953 in Betrieb genommen. Eine Erwei terung wurde durch die Inbetriebnahme des lnhalatoriums am 19. Jun i 1961 geschaffen. Nach dem Abgang der gre isen Schwester Pompi lia und der Rückberufung der geistlichen Schwestern überhaupt, wu rde die Hydro- und Physikotherapie von den Rot-Kreuz-Schwestern übernommen. Die Unfallabteilung hatte seit Beg inn des unfallch irurg ischen Heilverfahrens e ine eigene Phys ikotherapie mit heilgymnastischem Turnen. Bereits unter Prim. Dr. Bruneder, a lso in den 50er Jahren wurden der Hei lgymnast Hermann Schreibergruber und später der zweite He il - gymnast Franz Stög lhofer e ingestel lt. Die Grund lagen für die gegenwärtige 48 Hyd ro- u. Physi kotherapiewurden jedoch erst im Herbst 1973 durch d ie Inbetriebnahme des Neubaues für die Unfallabteilung und die Situierung der Therapiestation im Kellergeschoß des neuen Gebäudes geschaffen. Am 1.August 1984wurdedieZusammenfassung der b isherigen Internen Therap ie und der Unfalltherapie zu e inem Institut für Phys. Medizin durchgeführt und Prim. Dr. Haymo Brühne zu dessen Leiter beste llt. In den Bereich dieses Institutsfä llt auch die Ergotherap ie und Logopädie. Die Umgestaltung des Instituts begann im Jahre 1985, der ehema li ge unfa ll ch irurgische Teil beinhaltet jetzt die Administrati on, die Untersuchungsräume, den Aufentha ltsraum und die Räumlichkeiten für die Bewegungstherapie. Der ehemal ige Interne Therapieteil weist d ie hydrotherapeutischen, elektrotherapeutischen und das gesamte weite re Spektrum der Physikalischen Therapi e e insch ließ lich Bewegungsbecken auf. Noch hinzugekommen ist e in weiterer Raum für die Ergotherapie und die Adaptierung der Räumlichkeiten für unsere Masseure. Mitintegriert in das Institutsgeschehen ist die seit 17. 9. 1984bestehendeSchulefür den phys ikotherapeutischen Dienst, d ie zur Heranbildung von Assistenten(innen) für Physika li sche Medizin d ient. Die leitende Lehrassistentin Frau Elfr iede Visek ist auch zug leich leitende Stationsassistentin. Auch die Schule für den med.-techn. Fachdienst, die schon seit Jahren besteht, erhä lt hier e inen Teil ihrer Ausbildung. Sieabsolviertam Institut das Praktikum in Physikalischer Therapie. Der Aufgabenbereich des Institutes für Phys. Medizin hat zwei Schwerpunkte. In der Diagnostik werden Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, lnnervationsstörungen und periphere Durchblutungsstörungen abgeklärt. Hierzu werden die entsprechenden Geräte wie EMG, Ph letysmograph ie, Rheograph ieund Ultraschallgeräte eingesetzt. Ein isokeneti sches Kraftmeß- und Therapiegerät wird im Herbst 1991 angeschafft. Das Ziel ist nicht nur die Feststellung einer bestimmten Grundkrankheit, sondern d ie Erfassung deren Stadium und Funktionsgrad und sie ist damit e in wichti ges Überwachungsinstrument therapeutischer Fortschritte. Schwerpunkt am Institut ist d ie Therapie. Neben den klassischen Therap ieformen wie Hydro- und Elektrotherap ie, kommen vor a ll em die Massage (klass. Mass., Lymphdrainage und Bindegewebsmassage) und die Heilgymnast ik mit ihren sehr d ifferenzie rten Behand lungskonzepten (Bobath, Vojta, PNF) zum Trogen. Alle Methoden werden vorwiegend zur Therapie eingesetzt, dieGewichtung ändert sich jedoch zunehmend zur Rehabilitation, aber auch in der Prävention und Prophylaxe werden diese Methoden verstärkt angewandt. Die derze itigen Räumlichkeiten weisen die Kapazitätsgrenze deutl ich auf, nur e in sofort iger Neubau (Reihung in die Dringlichkeitsstufe I im Konzept 2000) kann der zunehmenden Bedeutung der Physikalischen Medizin und der Behandlung der Patienten gerecht werden . Bevor Dr. Haymo Br ü h n e am 1. August 1984 mit der Leitung des Instituts für Phys ika lische Medizin und der Schu le für den physiko-therapeutischen Dienst am Landeskrankenhaus Steyr betraut wu rde, hatte er ein reges Wander leben hinter sich. Am 21. Jänner 1944, a lso im vorl etzten Kriegsjahr, a lsSohn des Majors Chr istian Brühne in Wien geboren, verbrachte er Kinderjahre und Volksschulzeit zunächst im Nordseebad Borkum, BRD, ehe er im September 1955 nach Krems kam und dort in d ie Bundesrea lschu le eintrat. Nach der Matura absolvierte er zunächst ein Industriepraktikum bei Daimler-Benz in Sindelfi ngen, BRD, doch 1965 begann er das Medizinstudium an derUniversitätWien, woer 1976zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert wurde. AlsStudent hatte er in den Semesterferi en in verschiedenen Krankenhäusern, so auch in Stockham, als Krankenpfleger und Laboratoriumsassistent, insgesamt 15 Monate, gearbeitet, so daß er seither schwed ische Sprachkenntnisse bes itzt. Als Arzt war er zunächst in Lorenz-Böh le r-Krankenhaus auf der Unfallchirurgie und dann, bis März 1977, im Krankenhaus Rudolfstiftung auf der Urolog ie und der Internen Abteilung tätig. Ab Apri l 1977 war er als Assistenzarzt und ab Februar 1982 bis Juli 1984als

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