75 Jahre Landeskrankenhaus Steyr 1916-1991

Das Institut für Anästhesiologie und Reanimation Chir. Intensivstation Bis Ende 1950 wurde bei Operationen in der Chirurgie die Narkose von den Operationsschwestern Sr. Blanko und Sr. Gregoria (geb. 1902, gestorben am 1. Mai 1991 in der Krankenstation der Barmherzigen Schwestern in Linz) durchgeführt. Bei ambulanten Behandlungen machte Sr. Pompi lia die Narkose. In der Unfallstation oblag die Narkose den dazu angelernten Diplomschwestern des Roten Kreuzes. Als Primarius Dr. Wi lhe lm Mandl am 16. Oktober 1950 Leiter der Ch irurg ischen Abte ilung wurde, d rängte er auf die Einste llung eines Narkosefacharztes. Mit der Berufung des Anästhes io logen Dr.Günther Hofle hner am8.Jänner 1951 begann der systematische Aufbau dieser Abteilung. Esgab viele Hindernisse zu überwinden, vor allem auch in der Raumbeschaffung, doch bis 1965waren alle Voraussetzungen geschaffen, daß die Narkoseabteilung am 29. Oktober 1965 vom Amt der oö. Landesregierung zum Insti tut für Anästhesiologie erhoben wurde, zu dessen Primarius, wie anders nicht denkbar, Dr. Günther Hoflehner ernannt wurde. Das war für den ä rztli c hen Le iter Hofrat Primarius Dr. Bauer der Anlaß, vor dem versammelten Personal der Ärzteschaft, der Verwa ltung und der Oberschwestern auf die bisherigen Aufbauleistungen Dr. Hoflehners hinzuweisen. Dabei betonte er, daß sic h Dr. Günther Hoflehner die Grundlagen für das Primariat und d ie Eigenständigkeit der Abtei lung im Verlauf von sechzehn Jahren selbst erarbeitet hat. Der Abteilung für Anästhesiologie waren bereits seit längerer Zeit d ie Blutbank und das Rhesuslabor angeschlossen. Den Umfang der Arbeit kennzeichnet, daß im Jahre 1964 in d ieser Abteilung 5145 Narkosen, 102 d irekte Bluttransfusionen, 5386 Blutgruppenbest immungen mit Rhesusfa ktor, 1316 Blutkreuzproben und 1110 Bluttransfusionen mit Konserven durchgeführt wurden. Dr. Hoflehner hat die Blutbank und den Blutspendedienst im Rahmen des Roten Kreuzes in Steyr und im Einzugsgebiet organisiert und als erster Arzt in Oberösterreich Bluttransfusionen an Neugeborenen durchgeführt. Durch die Ver legung der Augenstati on aus dem dritten Stoc k des Altbaues wurden 1970 Räume frei zur Errichtung e iner Blutzentrale mit Schmerzamb ulanz. Am 28. Juli 1972 wurde im dritten Stock auch die Intensivstation für ch irurgische Fächer mit sechs Betten in Betrieb genommen. Die Anästhesie hat in den letzten Jahrzehnten eine sensationelle Entwicklung genommen, und Primarius Dr. Hoflehner, mit ihm das Landeskrankenhaus Steyr, zählen zu den Pionieren der med izini - schen Evolution auf demGebiet des Narkosewesens. Anläßlic h seiner Pensionierung im Jahre 1987 hiel t Pr imarius Dr. Hoflehner vor dem 4. Steyrer Symposion im Alten Stadttheater von Steyre inen Vortrag vor Fachkollegen, der große Beachtung fand und darüber hinausinformativ ist, weil sich die Entwicklung des Narkosewesens in der Person und im Wirken Hoflehners widerspiegelt. Dr. Günther Hoflehner machte im Jahre 1950, a ls ihn Primarius Dr. Mandl nach Steyr holte, gerade seine Turnusausbil - dung auf der Chirurgischen Abteilung bei Prof. Plenk in Linz und wurde dabei „mehr oder minder notgedrungen" in der Anästhesiologie angelernt, als der Narkosearzt Prof. Bergmann für e in halbes Jahr nach England ging. ,,Die Zukunft der Anästhesie war damal s noch eher nebulos und man konnte die Entwicklung nicht vorhersehen." Wie war nun d ie damaligeSituation? ,,B isin die ersten Nachkriegsjahre hinein betrachtete man die Narkose und Anästhesie nicht nur in Österreich , sondern im gesamten mitteleuropäischen Raum a ls Handlung minderen Wertes, mehr a ls Mittel zum Zweck einer Operation, also als banale Hilfsmaßnahme. Verwendung fand der Ch loräthylrausch, die Äther- und Chlorophormtropf-Narkose. ,,Später kam das Narkotikum Evipan, ein Vorgänger des Penthota ls. 1947 demonstrierte Prof. Cullen in Wien, Graz und Innsbruck die endotracheale Intubation mit Curare-Anwendung. Unter Förderung fortschrittlich denkender Ärzte, so die Professoren Denk, Breitner und Plenk, unterzogen sich junge interessierte Ärzte Ausbildungskursen für Anästhesio logie inWien und gründeten 1951 die Gese ll schaft für Anästhesiologie in Österreich. Bereits 1952 erfolgte die Anerkennung des Sonderfaches Anästhesiologie durch das Sozialministerium. Als Dr. Hoflehner 1950 in Steyr die erste Narkose durchführte, war er, wie er in seinem Vortrag selbst gestand, noch kei - nesfalls Speziallist, sondern ein autodidaktischer Anfänger. Die vorhandenen Geräte, alte amerikanische Militärmodelle, machten die Curare-Anwendung - b is dahin wurden vorwiegend Äthertropf-Narkosen durchgeführt - zu e iner medizinischen Kunst, die vie l Improvisati on erforderte. Erst mit der Entdeckung des Succinylcho lins, also des Lysthenon, wu rde die Intuba tion wesentli c h e infacher. ,,Als Anästhesist wurde ich bald Mädchen für al les. Ich mußte eine Blutbank errichten, eine Spenderkartei an legen, die Sereolog ie ausbauen, Kreuzproben durchführen. Inzwischen gab es Testserien , um den Rhesusfaktor zu bestimmten." In Göttingen bei Prof. Daar machte Hoflehner einen b lutserologischen Ku rs. ,,Die rhesusbedingte fötale Erythroblastose (Mornus haemolyticus neonatrurum) war damals keine Sel tenheit.Die einzig erfolgreiche Therapie bestand im Blutaustausch. Wir haben im laufe der Jahre viele derartige Austauschtransfusionen als e ine der ersten Institutionen in Österreich vorgenommen. Es war eine echte Pionierleistung." Dr. Hoflehner erlernte die Spirograph ie, die Gastroskopie, beschäftigte sich mit der lnfusionstherapie, mi t der Aminosäurezufuhr und dem Elektrolytersatz, um postoperat iven Kompl ikationen begegnen zu können. 1956, inzwischen durch eigene Weiterb ildung eine hervorragende Fachkraft auf dem Gebiet derAnästhesiologie, erhielt Dr. Hoflehner das Facharztdiplom. 1965wu rde er Leiter des von ihm selbst aufgebauten Institutes für Anästhesio log ie mit einer Ausb ildungsstelle. In diesem Jahr trat Frau Oberarzt Dr. Grundner in das Institut ein, in dem sie bis zu ihrer Pensionierung äußerst engagiert tätig war. Die Pionierleistung des Instituts lag auch in etwa zwanzig wissenschaftlichen Ar35

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