75 Jahre Landeskrankenhaus Steyr 1916-1991

Die Interne Abteilung Bis Ende 1922 gab es im Allgemeinen Krankenhaus Steyr keine Trennung nach Abteilungen. Erst mit dem Eintritt von Dr. Hans Essen am 1.Jänner 1923wurde eine eigene Interne Abteilung geschaffen . Trotzdem war auch Dr. Hans Essen, wie Dr. Erich Oser, ein Arzt von einer universel len Ausbildung, wie sie heute kaum denkbar ist. Als Leiter der Internen Abteilungführteerweiterh in häufig Operationen durch. Er war Spezialist auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten und trug durch seine Kenntnisse maßgeblich zum Eindämmen der Milzbrandseuche im Juli 1931 im Ennstal bei. Auch im Fortschritt der Röntgenologie blieb er stets auf dem neuesten Stand. Dr. Essen, bis dahin Ass istenzarzt, wurde am 19. März 1932 in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen als Arzt für innere Medizin zum Pr imarius ernannt. Mit der Eröffnung des Infektionspavillons im November 1935 wurde einer akuten Notwendigkeit Rechnung getragen. Der wesentlichste Schritt zur räumlichen Ausweitung der Internen Abteilung erfolgte aber erst im Herbst 1950 mit dem Beginn der Bauarbeiten zur Errichtung eines ei - genen Traktes. Im Verlaufe des Jahres 1953 konnten die einzelnen Abteilungen des Internen Neubaues (Frauen, Männer, gemischte Abteilung; Klassenabte ilung) in Betrieb genommen werden. Die offizielle Eröffnung der neuen Internen fand am 2. Juli 1953 statt; sie war ein Meilenstein in der Entwicklung und ständi - gen Erweiterung des Landeskrankenhauses Steyr und für Primarius Dr. Essen die Erfüllung eines langgehegten Wunsches. Nach dem Ausscheiden von Hofrat Dr. Essen am 31. Dezember 1957 stand die Interne ein halbes Jahr unter der interimist ischen Leitung von Oberarzt Dr. Hubert Hambrusch . Mit Univ.-Prof. Primarius Dr. Ernst Kresbach, der mit 14. Juli 1958 zum Leiter der Internen Abteilung berufen wurde, setzte eine weitere Phase umfangreicher Ausbaumaßnahmen ein. Mit der Eröffnung der Schu le für den medizinisch-technischen Fachdienst am 1. Oktober 1965 wurde ein Projekt verwirklicht,·das Primarius Dr. Kresbach zielstre· big betrieben hatte. Wei ters urgierte Primarius Dr. Kresbach die Erweiterung der Internen Abtei lung, die mit der Fertigstellung der Aufstockung (Interne 4) am 29. Jänner 1971 vol lendet wurde. Zugleich konnte die Schu le für den med.-techn. Fachdienst räuml ich ausreichend im aufgestockten Westteil untergebracht werden. In der Folge wurde das zweite Obergeschoß des Gebäudes saniert und modernisiert (Wiederinbetriebnahme am 29. Juni 1972). Im Oktober 1972 wurden die Erneuerungsarbeiten im Erdgeschoß desTraktes der Interne in Ang riff genommen und am 11. März 1974 vol lendet. Die Sanierungsarbeiten für das erste Obergeschoß erfolgten zwischen Apri l 1974 und Jänner 1975 (Interne 2). Damit waren die Ausbaumaßnahmen in der Internen Abteilung praktisch abgeschlossen. Nach dem Abgang von Univ.- Prof. Dr. Kresbach Ende Dezember 1985, wurdedieAbteilungfürinnere Medizin in zwei Bereiche getrennt. Die Med. Abtlg. 1 mit den Schwerpunkten Kardiologie und lntensivmedizin (105 Betten) wurde mit 1. Jänner 1986 Univ.-Prof. Primarius Dr. Gunter KIein berge r übertragen. Dr. Richard Haiding er, seit Februar 1973 am Landeskranken haus Steyr tätig (Facharzt seit Dezember 1980) wurde als Primarius zum Leiter der Med. Abtlg. II bestell t, deren SchwerpunkteGastroenterologie und Onkologie (102 Betten) sind. Die Intensivstation im Rahmen der medizinischen Abteilung I umfaßt acht Betten. Erwähnenswert ist die Anschaffung einer „Eisernen Lunge" am 5. Juli 1954, die im Infektionspavillon, Parterre, aufgestellt wurde, aber zur lnteren Abteilung gehörte. Diese große Investition war e ine dringende Forderung von Primarius Dr. Essen, da sich ständ ig schwere Kinderlähmungsfälle im Landeskrankenhaus befanden. Die Diplom-Krankenschwester Steffi Watzek des Roten Kreuzes - sie war während des zweiten Weltkrieges im Kriegseinsatz - hat sich - jetzt - der schweren Aufgabe der Betreuung und Pflege der Gelähmten in der „Eisernen Lunge" gewidmet. Durch die segensreiche Einführung der PoliomyelitisSch luckimpfung wurde die Tortur der „Eisernen Lunge" nach und nach überflüssig . Im November 1986 wurde die Interne Ambu lanz im aufgestockten Verbindungstrakt eröffnet. Im neuadaptierten Obergeschoß des Verbindungstraktes wurde im Februar 1989 auch die neue Dialyse-Station in Betrieb genommen. Hofrat Primarius DR. HANS ESSEN Der erste Primararzt der Internen Abteilung, Dr. Hans E s s e n , zunächst Assistent bei Obermedizinalrat Dr. Erich Oser, war ein Genie der Universalmedizin. In den Jahren vor der Schaffung der fachärztlich differenzierten Abteilungen mußte der Krankenhausarzt in allen Disziplinen der ärztlichen Kunst, auch in der Chirurgie, tätig sein. So machte Dr. Essen Operationen, leistete Geburtshilfe, besorgte Röntgen und Labor und hatte darüber hinaus noch für jeden Zeit, der Rat und Hilfe suchte. Einer Offiziersfamilie in Wien entstammend, war er selbst ein Mann von vornehmer Lebensart, dabei bescheiden im Auftreten, sozia l im Denken und im Handeln der wahren Humanität verpflichtet. Seine offizielle Ernennung zum Primarius der Internen Abteilung war im Jahre 1932 erfolgt. Seit Oktober 1950 war er auch Ärzt li cher Leiter des Landeskrankenhauses Steyr; im selbenJahrwurdeerzumWirkl. Hofrat ernannt. Vor seiner Pensionierung am 31. Dezember 1957 konnte er noch mehrere Jahre (seit 1953) in der neuen internen Abteilung wirken, deren Bau er mit Tatkraft betrieben hatte. Seit 1949 war er auch Leiter der Landeslungenheilstätte Christkindl gewesen. Hofrat Primarius Dr. Hans Essen ist am 27. März 1969 im 77. Lebensjahr verstorben; erfand seine letzte Ruhestätte am St.-Barbara-Friedhof in Linz. 29

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