Die Chirurgische Abteilung Die Eröffnung unseres denkmalgeschützten Krankenhausaltbaues an der Sierninger Straße fiel in die Zeit des Ersten Weltkrieges. Der Krieg hatte nicht nur Bauarbeiten und Inbetriebnahme verzögert, er brachte auch einen häufigen Wechsel des ärztlichen Personals mit sich. Nach dem plötzlichen Tod von Primarius Dr. Vinzenz Storch im Jahr 1917 infolge Typhus, konnte die Stelle des ärztlichen Lei - ters erst nach einem halben Jahr mit Dr. 0 s e r neubesetzt werden. Sekundararzt Dr. Brenner blieb nur kurze Zeit, Sekundararzt Dr. Kaiser aus Wien wu rde kurze Zeit später zum Militär einberufen, Dr. Fi scher und Dr.Praterwirkten ebenfalls nur kurzzeitig. Etwas länger, nämlich bis 1919, dauerte dann die Anstel lung des Militärarztes Dr. Deutsch .Erst ab demJahre 1919 fand Primarius Dr. Oser eine wertvolle Unterstützung durch Dr. Franz W i e s n e r , welcher sich als Volontä rarzt ohne Bezahlung dem Al lgemeinen Krankenhaus in Steyr zur Verfügung stellte. Dr. Wiesner, der sein Stud ium an der Universität Wien abgeschlossen hatte, war anschließend viele Jahre Kurarzt in Karlsbrunn in Schlesien,woer eine eigeneAnstalt leitete. Nach den Wirren des Kriegsendes kehrte er in seine oberösterreichische Heimat zurück und trat im Oktober 1919 in uneigennütziger Hilfsbereitschaft und aus Nächstenliebe in die Dienste des Krankenhauses Steyr. Seine Vermögensverhä ltnisse hätten ihm, damals 52 Jahre alt und selbst nieht bei bester Gesundheit, ein Leben im Ruhestand erlaubt. Er war als zweitältester Sohn eines Fleischhauers und Gasthofbesitzers Karl Wiesner in Wolfern geboren. Erst in den letzten Jahren seiner Tätigkeit nahm er ein kleines Ehrenhonorar in Anspruch. Anfang 1927 mußte er wegen eines Herzleidens einen Krankenu rlaub antreten, der ihm jedoch keine Besserung brachte. Dr. Franz Wiesner, wegen seines menschenfreundlichen Wirkens hochgeschätzt, starb 1928 in einem Sanatorium in Baden bei Wien, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand. Auf Primarius Dr. Erich Oser, der seine Stellung 30Jahre innehatte(1917-1947), folgte Primarius Dr. Benedikt K a u f - m a n n (1947-1950). Beide waren als Chirurgen und ärztliche Leiter des Krankenhauses tätig. 1950 wurde Dr. Wilhelm M a n d I zum Primarius der Chirurgischen Abteilung ernannt. Die Abteilung, die seit ihrer Erbauung im Jahre 1916 unverändert geblieben war - abgesehen von kleinen Verbesserungen und Erweiterungen - befand sich nun nach dem 2. Weltkrieg in einem Zustand, der eine Genera lsan ierung notwendig machte. Sie mußte den modernen, medizinischen Erkenntnissen einerseits, den wachsenden Patientenzahlen andererseits, angepaßt werden . Innerhalb kurzer Zeit konnten die notwendigen Modernisierungen durchgeführt werden. Zwar in den alten Räumen, doch absolut zeitgemäß wu rden vier neue Operationssäle errichtet, die damals zu den modernsten in Österreich zähl ten .Ebenso wu rden Geräte, Sterilisationsanlagen und das Instrumentarium nach modernen Gesic htspunkten erneuert. Zehn Jahre nach dieser Neuorganisierung hielt man Rückschau: In diesen zehn Jahren waren 41.066 Patienten behandelt und 35.689 Operationen durchgeführt worden. Der hervorragende Ausbildungsstand des damaligen chirurgischen Ärzteteams kam auch darin zum Ausdruck, daß vier Primarärzte aus der Abteilung hervorgingen, nämlich Dr. Strobl (Krankenhaus in Bad Ischl), Dr. Niederle (Leiter des Krankenhauses Al lentsteig, Oberstarzt), Dr. Kolb (Leiter des Ennser Krankenhauses) und Dr. Repp (Leiter des Diakonissenkrankenhauses Sch ladming). Steyr war eines der ersten Spitä ler mit eigenen Anästhesisten. Der Aufbau dieses Fachgebietes erfolgte durch Dr. Günther H o f I e h n e r , dem Frau Dr. Gertrude Unger zu r Seite stand. Die Bedeutung einer lei stungsfähigen Anästhesie wurde im wei teren Verlauf durch Gründung eines eigenen Institutes für Anästhesie und Reanimatik unterstrichen. Damit ging die Errichtung einer Blutbank einher. Es wu rde ferner ein blutserologischesLaboratorium geschaffen, dessen Personal in Spezialkursen für seine Aufgaben ausgebildet wurde. Nach Abschluß der Renovierungsarbei - ten präsentieren sich die Krankenhäuser im Altgebäude als freundliche Einheiten . Im November 1979 wurde zusätzlich eine sportärztliche Untersuchungsstelle (,,Sportambulanz") geschaffen. Die heutige chirurgische Ambulanz und Endoskopiestation ist erst im Feber 1988 eröffnet worden. In diesem Bereich erfolgte auch die Unterbringung der Betriebsärztinnen, Dr. Eli sabeth Urban und Dr. Annemarie Czaby. Trotz optimaler San ierung der Chriurgischen Abteilung im Altbau zwischen 1959 und 1961 wurde bereits zehn Jahre später der Ruf nach einem Neubau laut, da die Kapazität den steigenden Anforderungen nicht mehr gerecht wu rde. unterdessen hatte der Ausbau des Landeskrankenhauses Steyr in anderen Abteilungen (Unfall, Interne, Kinder, Lunge) einen gewaltigen Umfang angenommen . Anläßlich der Inbetriebnahme der neu adaptierten Kinderabteilung am 4. März 1975 machte der damalige Krankenanstaltenreferent der OÖ Landesregierung, Landesrat Gerhard Possart, erstmals die offizielle Mitteilung, daß sich das Land Oberösterreich zur Erric htung eines eigenen Chirurgiegebäudes entschlossen habe. Das Vorhaben, das 140 Betten umfassen und etwa hundert Mil - lionen kosten sollte, war in einer ersten Planung bereits abgeschlossen. Der Baubeginn verzögerte sich jedoch, da das ursprüngliche Planungskonzept geändert wurde und sich die Verhand lungen über die Zuteilung zusätzlicher Bundesmittel in die Länge zogen. Erst im Februar 1988, nach Bewältigung letzter Schwierigkeiten mit dem Arbeitsinspektoratund 13Jahre nach dem grundsätzlichen Baubeschluß, erfolgte der offizielle Baubeginn eines Neubaues des chirurgischen Zentrums plus Röntgeninstitut. Dieses Großprojekt umfaßt nun einen 3geschoßigen Breitfußbaukörper sowie einen darüberliegenden, 5stöckigen Bettentrakt. Im Kellergeschoß werden die Technikräume, die zentrale Bettendesinfektion, Personalgarderoben etc. untergebracht sein. Das Erdgeschoß ist für die versch iedenen Ambulanzräume und das radi ologische Institut vorgesehen. Im 1. Obergeschoß befinden sich die OP-Gruppe, die Intensivstation und die Zentralsterilisation. In den weiteren Geschoßen werden die Pflegestationen untergebracht. Auf dem Dach des Gebäudes ist ein Hubschrauberlandeplatz installiert. Am 19. Juni 1990 fand in Anwesenheit von LHStv. Dr. 25
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