75 Jahre Landeskrankenhaus Steyr 1916-1991

Das Gemeinde-Krankenhaus Steyr-Ost Eine denkwürdige Einrichtung aus der letzten Phase des zweiten Weltkrieges und der ersten Nachkriegszeit war das Gemeinde-Krankenhaus Steyr-Ost in Münichholz. Am 5. Mai 1945 rückten die amerikanischen Truppen in Steyr ein, drei Tage später besetzte die Rote Armee dieStadtteile östlich der Enns. Steyr war also durch eine hermetisch abgeriegelte Demarkationslinie, die durch den Flußlauf gegeben war, in die amerikanische und die russ ische Zone zerrissen. Wegen dieses„Eisernen Vorhanges" konnten die Bewohner von Steyr-Ost auch bei dringender Behandlungsnotwendigkeit das Landeskrankenhaus Steyr nicht mehr aufsuchen. Der Ausweg aus dieser Notlage wu rde in einem Provisorium gefunden. Das„SteyrerWochenblatt", als Organ der antifaschistischen Bevölkerung von Steyr und Umgebung rechts der Enns gegründet und in der Druckerei E. Prietzl , Pachergasse 3, hergestellt, berichtete in der zweitenAusgabevomJuni 1945überdie Errichtung des Gemeinde-Krankenhauses Steyr-Ost. Demnach sei bereits am 16. Mai 1945 im leerstehenden Mädchenheim imMünichholzerBischofswald unter Mitwirkung des damaligen Verwa lters Franz Hilber ein Kranken- und Wöchnerinnenheim eingerichtet worden. Als Ärzte wurden Dr. Junk als leitender Arzt, der Frauenfacharzt Dr. Sigmond und Dr. Hauber (Zahnbehandlung) genannt. Fünf Schwestern unter Leitung der Oberschwester Reitmayer hatten die Betreuung der Kranken und der Wöchnerinnen übernommen. Täglich wurden in diesem Krankenhaus-Provisorium 80 bis 100 Personen ambulant behandelt. Für stationäre Behandlungen standen 40 Betten zur Verfügung . infolge der Teilung der Stadt Steyr wu rde notgedrungen in Steyr-Ost auch eine eigene Stadtverwaltung eingesetzt. Bürgermeister war Hans Kahlig, wei tere Stadtväter waren Dr. Karl Enzelmüller, Karl Hübsch, Josef Bloderer, Thomas Trunk, HansSchanovsky und Vinzenz Ribnitzky. Im Krankenhaus Steyr-Ost, Punzerstraße 47, fand am 7. Juli 1945 auch die Bezirkskonferenz der Kommunistischen Partei, Bezirksleitung Steyr, statt, bei der Bürgermeister Genosse Kahlig auch auf die Errichtung des Hilfsspitals hinwies und dabei die Initiative Franz Hilbers am Zustandekommen hervorhob. Da die beiden Ennsbrücken am 28 . Juli 1945 wieder geöffnet und die räumli c he 20 Einheit der Stadt Steyr wiederhergestellt wurde (die Demarkationslinie wurde auf Ramingdorf zurückgezogen), konnten die Steyrer auch östlich der Enns wieder das Landeskrankenhaus Steyr aufsuchen; das Hilfsspital in Münichholz konnte aufgelöst werden . Franz Hilbers Verdienst, durch seine Tatkraft ein Spitalsprovisorium für die Bevölkerung in der russisch besetzten Zone von Steyr zustandegebracht zu haben, und auch das Verdienst der RK-Schwestern, die dort in schwerer Zeit den Dienst an den Kranken versehen haben, wird dadurch nicht geschmälert. Franz Hilber, nachmals Obmann des Bergrettungsdienstes Steyr und in dieser Funktion sehr erfolgreich tätig, ist am 23. Juni 1968 an den Folgen einer Lungenembolie verstorben. Der Steyr-Werke-Angestellte Franz Hilber, In - itiator des Notkrankenhauses Steyr-Ost. Die Heil- und Pflegeanstalt Christkindl Eine Art Dependance des Krankenhauses Steyr war viele Jahre hindurch die Anstalt Christkindl. Im Jahre 1909 hatte die Allgemeine Arbeiterkrankenkasse das Blumenscheingut erworben und als Rekonvaleszentenheim, später als Erholungsheim betrieben. Die Zahl der Betten wurde 1925 von 18 auf 30 Betten aufgestockt. Im Jahre 1928 wurde das Erholungsheim in eine Lungenheilanstalt für Frauen mit 50 Betten für geschlossene und 15 Betten für offene Tuberkulosefälle umgewandelt. Das Heim ging mit 1. November 1943 in den Besitz des Rei c hsgaues Oberdonau über und verblieb auch nach 1945 dem Land Oberösterreich. Dadurch ergab sich die ärztliche Betreuung durch Hofrat Prim. Dr. Essen, dann durch Univ.-Prof. Prim. Dr. Kresbach . Dementsprechend wurde die Lungenheilstätte Christkindl auch von der Verwaltung des LandeskrankenhausesSteyr mitverwaltet. Anfang des Jahres 1963 beschloß die Landesregierung, die Lungenheil stätte Christkindl aufzulassen, zumal die Verwa ltung des Landeskrankenhauses mehrfach auf die Unwirtschaftlichkeit dieser Anlage hingewiesen hatte. Es erschien unzweckmäßig, diese Heilanstalt weiterzuführen, während die Heilanstalt Buchberg bei Traunkirchen unterbelegt war. In der Lungenheilstätte Christkindl waren bei einem Bettenstand von 54 nurmehr 25 Patienten in Behandlung. So wurde über Beschluß der Landesregierung die Heilstätte Christkindl in eine Landespflegeanstalt für geistig unterentwickelte Frauen umgewandelt, wozu auch bauliche Sanierungen vorgenommen wurden . Im Herbst 1963 wurden die ersten Patientinnen von der Landes-Heilund Pflegeanstalt Niedernhart nach Christkindl transferiert. 1988 waren bei einem Planbelag von 100 Patientinnen 115 Pfleglinge in Betreuung der Anstalt. Mit 12. Jänner 1972 wurde das bisherige „Landes-Fürsorgeheim Christkindl" in ,, Landes-Pflegeanstalt Christkindl" umbenannt. Mit der Pensionierung des W. Oberamtsrates Reg.-Rat Gottfried Ragl ist die Landespflegeanstalt Christkindl aus dem Verwaltungsbereich des Landeskrankenhauses Steyr ausgeschieden worden. Mit 1. Oktober 1989 hat Pflegefachoberinspektor Kar l Dolzer die Verwa ltungsgeschäfte der Landespflegeanstalt übernommen.

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