Schwestern vertrieben worden waren. Die Räumlichkeiten wurden in eine Schwesternschule des Deutschen Roten Kreuzes umgewandelt. Schwester Agnes Wellmer, eine Nationalsozialistin aus dem „Altreich", verfaßte dazu als Beitrag zur Ausmusterungsfeier am 3. Jänner 1939 einen Text, in dem es eingangs heißt: ,, In der alten EisenstadtSteyr im lande der oberen Donau steht ein altes Haus, in dem bis vor wenigen Monaten Waisenkinder unter dem Schutze geistlicher Schwestern und der heiligen Anna lebten und lärmten. Es war ein Waisenhaus, wie viele andere, mit langen, kalten Fluren, großen, hellen, kalten Räumen, verkratzten Wänden, daran Farben eigens dazu ausgesucht schienen, den Schönheitssinn der Zöglinge gleich in den Wurzeln zu beschneiden. EinesTages nun, tat sich dieTürauf, ein frischer Wind fegte durch die Stuben, die Kinder flogen wie die .Vögel in alle Himmelsrichtungen davon und die Nonnen zogen heim ins Kloster. Und bald prangte an der Pforte ein schönes Schi ld: Deutsches Rotes Kreuz, Schwesternschaft Oberdonau ..." In der Zeit der NS-Herrschaft kam der Gedanke auf, ein neues Krankenhaus zu bauen, und diese Ideen gediehen sogar bis zur Planerstellung. So richteten Primarius Dr. Oser und Verwalter Bachmayr am 20. Jänner 1939 ein Schreiben an den Oberbürgermeister Hanns Ransmayer, in dem sie die Dringlichkeit eines Neubaues darlegten. In der Folge kam es zu einem Schriftverkehr zwischen dem Krankenhaus, dem Magistrat Steyr und der Landeshauptmannschaft Oberdonau, Fachgruppe Hochbau, wobei bereits zwölf Or iginalpläne vorlagen . PLÄNE EINES SPITALSNEUBAUES Am 5. Mai 1941 richtete Oberbürgermeister Ransmayer e in Schrei ben an den Reichsarbeitsmin ister in Berlin (Aktenzahl 1702/41), in dem er die Dringlichkeit eines Krankenhausneubaues unterstrich. Verwa lter Karl Bachmayr fuhr selbst nach Berl in, um die Baugenehmigung zu betreiben. Der Neubau des Krankenhauses b lieb schließlich nur ein Akt. infolge der einsetzenden Bombenangriffe durch die Alliierten wurde im Jahre 1943 der Bau von Luftschutzstollen dringlicher als alles andere. Die Stol len wurden in den Hang an der Kegelprielstraße getrieben, wozu Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen herangezogen wurden, die d iese harte Arbeit verrichten mußten. Das Bewachungspersonal trieb die Häftlinge zu r Arbeit an, doch geht aus den Erinnerungen von Zeitzeugen hervor, daß es auch Wachposten gab, die gefli eßentli ch wegsahen, wenn die Häftlinge den bereitgestellten „Abfa llkübeln" die Speisereste entnahmen. Und es gab Menschen im Krankenhausbereich, die bei größter Vorsicht, aber doch mit Lebensgefahr, 18 ImJahre 1935 wurde der dringend erforderliche Infektionspavillon eröffnet. Das Gebäude birgt heute nach mehrfachen Adaptierungen die Abteilung für Kinderheilkunde die „Trankkübel " immer wieder mit Lebensmitteln auffüllten. Diese Tat ist überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen offenbar in Erinnerung geblieben, denn nach 1945 waren wiederholt ehemalige KZ-Häftlinge in Steyr, die den Stollenbau, an dem sie hatten arbeiten müssen, besichtigten oder diesen ihren Angehörigen zeigten. Schon in den ersten Jahren der Nachkriegszeit setzte im Landeskrankenhaus Steyr eine umfangreiche Bautätigkeit mit einer umfassenden Erweiterung der ärztlichen Behandlungsmöglichkeiten und auch einer wachsenden Aufstockung des Personalstandes ein. Die Pläne aus der NS-Zeit, e in neues Areal für eine völ lig neue Krankenhausan lage zu errichten, wurden nicht mehr aktuali - siert; alle Erweiterungsmaßnahmen wurden in unmittelbarer Nähe des Altbaues getroffen. Zeitzeugen berichten, daß bereits im Jahre 1939 geplant war, auf der Geländeterrasse oberhalb des Krankenhausareals einen riesigen Kasernenkomplex zu errichten. Offenbar lief diese Abs icht paral lel mit der Absicht, dieses Gelände auch für den Neubau des Krankenhauses zu nützen . Die Gründe waren b is dahin landwirtschaftlich genützter Boden, der zu den Anwesen der Landwirte Rogl und Staffelmayr gehörte. Die Fami lie Rog l hätte die Gründe westlich vom Haus, also beinahe von „der Haustür weg", der Bauer Mayr (,,Staffelmayr") a lle Gründe östlich und südöstlich des Hauses verl oren. Auf den Staffelmayr-Gründen, an der Kegelprielstraße, wurden gewaltige Mengen von Ziegeln gelagert. Zur Realisierung des Bauvorhabens kam es jedoch nicht. Ein Teil dieser Ziegel wu rde in der letzten Phase des Krieges zum Bau der zahlreichen Splittergräben im Krankenhausbereich verwendet. Nach dem Krieg wurden Ziegel aus den Splittergräben für Krankenhausbedienstete (,,Häuslbauer") zur Verfügung gestellt. Bald nach dem Krieg war es ein dringendes Erfordernis, ein Personalhaus zu bauen. Zur damaligen Zeit war es besonders schwierig, Bauarbeiter zu bekommen, auch gab es kaum Baumaschinen, so daß die Baugrube für den Keller des Personalhauses händisch ausgehoben werden mußte. Vor allem mußten Wohnmöglichkeiten für die Rot-Kreuz-Schwesternschaft und deren Schu le geschaffen werden; das Gebäude St. Anna, das dem Orden der Barmherzigen Schwestern gehörte, mußte, in Nachwirkung durch die illegale Besetzung durch die NS-Schwesternschaft, immer noch als Wohnung und Schule dienen. Mit Februar 1950 wurde das Personalhaus fertiggestellt, die Rot-Kreuz-Schwesternschaft konnte einziehen und damit St. Anna räumen . Derzeit stellt sic h das Landeskrankenhaus Steyr als ein System von Gebäudekomplexen unterschiedlicher Bauzeit mit e lf Abteilungen und 874 systemisierten Betten dar. Dazu kommen d ie Anästhesiologie einschließlich der Chirurgi - schen Intensivstation a ls bettenführendes Institut sowie die Institute für Medizinisch-chemische Labordiagnostik, für Nuklearmedizin, für Pathologie, für Physikalische Medizin und für Radiologie.
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