75 Jahre Landeskrankenhaus Steyr 1916-1991

- -.j f!I - r- 1J ' j { Jg ' ' 1 geholt werden. Für jeden Trakt wäre ein Speisewagen nötig, doch es gibt keinen, und so müssen sich die Schwestern auf den langen Gängen mit schweren Töpfen abschleppen . Mit 5. Jänner 1924 wurde ein neuer Vertrag geschlossen, in dem sich die Barmherzigen Schwestern zu r Krankenpflege, zum Betrieb der Ansta ltsküche, zur Überwachung der Reinigungsarbeiten und zur Instandhaltung der Wäsche verpflichten. Dafür wird zunächst jeder Schwester im Monat eine Pauschalsumme von 15 Goldkronen zugesprochen . Künftighin solle die Entlohnung jeweils auf Grund der Vereinbarungen der Stadtgemeinde Steyr mit dem Verbande der geistlichen Krankenschwestern Deutschösterreichs geregelt werden. Der Vertrag wurde für den Orden von Superior Monsignore Dr. Franz Hlavati und der Generaloberin Sr. Gervasia Saizner ratifiziert. Daß die Schwestern eines geistlichen Ordens in ihrer christl ichen Frömmigkeit bei den Liberalen und Nationalen und später dann den Sozialdemokraten nicht auf gleiche Gesinnung stießen, ist naheliegend, wiewohl man deren christliche Nächstenliebe in Form eines aufopferungsvollen Pflegedienstes zu schätzen und auch gehörig zu nützen wußte. Es gab wiederholt Angriffe und Beschuldigungen aus rel igionsfeindlicher Gesinnung . Bei der Besch lußfassung des Gemeinderates am 5. Juni 1924 über den neuen Vertrag meldete sich der kommunistische Gemeinderat Futterer zu Wort und behauptete, es seien schon mehrmals Klagen über die Pflegeschwestern im Krankenhause e ingelaufen, daß sie die Patienten in ihrer religiösen Gesinnung beeinflußen. Futterer forderte die Rothausmehrheit auf, alles daranzusetzen, daß im Krankenhaus die geistlichen 16 Pflegeschwestern durch wel tliche ersetzt werden. Der christlich-soziale Vizebürgermeister Dr. Messenböck entgegnete Futterer, wenn er sich schon für die Entfernung der geistlichen Schwestern einsetze, so solle er sich auch ins Gedächtnis rufen, daß die Klosterschwestern eine Monatsbezahlung von 15Goldkronen haben, während für weltl iche Pflegerinnen,wiez. B. in Wien, 100 Goldkronen und mehr im Monatbezahltwerden müssen. Weiters solle sich Futterer daran erinnern, daß auch der sozialdemokratische Vizebürgermeister Dedic ähnliche Klagen im „Steyrer Tagblatt" als unbegründet bezeichnet hat und dabei auch erwähnt hat, daß sich die gesamte Ärzteschaft nur lobend über die Schwestern ausgesprochen hat. Die konfessionellen und poli ti schen Unterschiede warfen ihre Schatten also auch auf den Bereich der Krankenpflege. In einem Leserbrief in der „Steyrer Zeitung" vom 14. Juli 1917 sah sich jedoch sogar ein „Genosse Freidenker" veranlaßt, die geistlichen Schwestern gegen unberechtigte Vorwürfe in Schutzzu nehmen .Wer im städtischen Krankenhaus in Steyr, das den Charakter der Öffentlichkeit trägt, Befreiung von seinem Leiden sucht und findet, muß mit der Tatsache rechnen, daß dort Pflegerinnen sind, die dem Zeitgeiste nicht folgen konnten und deren Weltanschauung eine andere ist als die eines Freidenkers. Aber während seines Aufentha lts im Krankenhaus habe er über das Verhalten der Schwestern nichts Nachteiliges bemerken können . Einen Unterschied in der Behandlung zwischen Konfessionslosen und Kirchentreuen von seiten der Schwestern habe er nicht konstatieren können. ,,Aber eine andere unangenehme Erfahrung mußte ich machen. Da gibt es Patienten, die ihres persönl ichen Vorteiles wi llen alle FarDas neuerrichtete Krankenhaus an der Sierninger Straße in einer zeitgenössischen Aufnahme ben spielen . Im Betriebe und unter ihren Arbeitskollegen spielen sie sich als die Radikalsten auf, denen der Kampf gegen den Klerikalismus nicht zu scharf geführt werden kann . Und im Krankenhaus, woselbst sie der Pflege der Schwestern anvertraut sind, da schwingen sie den Griessack und heucheln den Schwestern Frömmigkeit und Gottergebenheit vor, in der Absicht, Vortei le für sich herausholen zu können. Diese Charaktere sind es, die die Atmosphä re im Krankenhaus vergiften. Ich habe einem dieser 'Helden' meine Meinung unverblümt und im Beisein aller gesagt. Leiderwurde mir bestätigt, daß es öfter solche 'Seicherln' unter den Patienten gibt." DIE ÜBERNAHME DES KRANKENHAUSES DURCH DAS LAND OÖ. Die Überlegung, das städtische Krankenhaus dem lande Oberösterreich zu verkaufen und damit diese Last abzuwälzen, führte schließlich zu diesbezüglichen Gesprächen mit den Vertretern der Landesregierung. Am 24. Apri l 1929 fanden sich Landeshauptmann HofratDr. Josef Sch legel, die Landesräte Hafner und Pfeneberger sowie der Oberlandesamtsrat Dr. Ensthaler in Steyr ein, um das allgemeine öffentliche Krankenhaus an der SierningerStraße und das alte immer noch benützte Spital St. Anna zu besichtigen . FürdieStadtSteyrwaren Bürgermei - ster Franz Sichlrader, Vizebürgermeister Dr. Messenböck und Magistratsdirektor Dr. Häuslmayr anwesend. Die Führung oblag Primarius Dr. Oser und dem Verwa lter Andel. In der Gemeinderatssi tzung vom 21. Dezember 1929 begründete Bürgermeister Sich lrader die Notwendigkeit bzw. die Zweckmäßigkeit, das städtische Krankenhaus dem Land Oberösterreich zu verkaufen . Der Magistrat habe eigent-

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