75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946
Gelegenheitsspiel „Frauenspiegel“s), das kirchliche Heiligenspiel „St. Aloisius“# dann ihre wohl schönste dramatische Dichtung, das um die Gestalten Lafontaines und Fenelons geschriebene Weihnachtsspiel „In terra pax! 16), die sprachlich edle 11) Allegorie „Die wiedereröffnete Himmelstür“ dann das Weihnachtsspiel „Des Christen Wunderschau in der Heiligen Nacht ihre älteste dramatische Arbeit!?) weiter „Maria, der Spiegel der Frauen“ 13) das biblische Spiele „Talitha“14) das legendäre Weihnachtsspiel „Die Leiden eines Kindes 15), das Klosterstück „Anna Le Gran“ 16), der Einakter „Sophie Barats Beruf“!“) und die Szene „Herlibergs Tod“ Die Vorliebe für das geistlich-klösterliche Spiel hat die in scheuer Innerlich¬ keit zurückgezogene Frau wohl zu manchen Besuchen der Linzer Internats- und Kongregationsbühnen geführt, eine lebendige Beziehung zum Landestheater Linz jedoch nicht erstehen lassen, wenn sie auch mit steter Anteilnahme den wechselvollen Schicksalen der ersten Bühne des Landes und dem dramatischen Schaffen seiner Söhne gefolgt sein mag. Dieses Linzer Landestheater nun, dessen Geschichte auf weite Strecken zu¬ sammenfällt mit der Theatergeschichte des Landes ob der Enns, hat in diesen 45 Jahren unseres Jahrhunderts, des zweiten seines Bestandes, einen selbst dramatischen Kampf um Existenz und Geltung zu führen gehabt, und nicht immer haben Fortuna und Thalia zugleich unser liebes Schauspielhaus auf der Prome¬ nade gesegnet, das so nahe der Wohnung der Handel-Mazzetti liegt. Der Über¬ blick über die Zeit von Cavar bis Pruscha zeigt recht verschiedene Bilder!s) und nach Können, Charakter und Erfolg recht verschiedene Direktoren: Alfred Cavar (1897—1903) bedeutet künstlerisch wie wirtschaftlich!?) eine Höhezeit des Linzer Theaters. Unter ihm kamen Werke wie Hauptmanns „Versunkene Glocke“, der „Fuhrmann Henschel“, „Der arme Heinrich“ zur Erstaufführung, desgleichen Eche¬ garays „Galeotto“, Ibsens „Nosmersholm“, „Die Frau vom Meer, der „Bau¬ neister Solneß“ Ernsts „Flachsmann als Erzieher“ wie Halbes „Jugend“, Hart¬ lebens „Nosenmontag“ und Meyer-Försters „Alt-Heidelberg“, heimische Autoren wie H. Bahr und Schwayer wurden mit Eifer gepflegt, und der Oper wird von der damals stets zur nörgelnden Kritik neigenden Presse Lob ohne Abstrich gezollt. 20) 8) Zur Vermählung der Erzherzogin Margarete von Österreich 1893. In den 90er Jahren in St. Pölten erstgegeben 3 1894 in Lussin grande gespielt, für ein dortiges Kinderasyl geschrieben. 11) 1887 in St. Pölten konzipiert, 1893 umgeformt, Einfluß Schillers und Calderons spürbar. 12) Zum Fest einer Oberin 1894 aufgeführt St. Pölten. 13) 1894 entstanden. 14) 1892 geschrieben und gegeben, nach des Engländers F. W. Faber „Engelsgeschichten“. 15) 1906 zum 200 jährigen Bestand des Hauses der Englischen Fräulein in St. Pölten, die Schenkung des Hauses behandelnd 1892 geschrieben. 17) 1908, erste Aufführung 1910, u. a. in Mannheim. 18) Erste Informationen über die Geschichte des Landestheaters und das Vormaterial zu einer umfassenderen Arbeit gibt Rudolf Lampl, „140 Jahre Linzer Landestheater“, Linz 1943. 19) Einen „Geschäftsmann sondergleichen“ nennt ihn die Theaterzeitschrift „Theater und Brettl“ III. Jahrgang, 11, S. 15. 20) S. Tages-Post, 1900, Nr. 119. 86
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2