75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946
lich Gerechtigkeit widerfahren lassen müssen und ich kann mit einer Art Selbst¬ bewußtsein „hui nacha' ausrufen Als Begutachter seines Werkes erbat sich Hanrieder auch die ihm befreun¬ deten Chorherren des Stiftes Schlägl, den Professor Dr. Evermod Hager und den Bibliothekar Gottfried Vielhaber. Ihre Vorschläge begleiteten diese im Schreiben vom 14. 9. 1892 mit den Worten: „Wir haben den Sang nicht nur gern angenommen, sondern sogar lang behalten, ihn nicht nur gern gehört, ondern ihn auch nimmer vergessen. Ihr Opus ist ein echtes Epos.“ Als Hanrieder sein Manuskript den beiden Freunden sandte, gab er ihm folgende Verse mit auf den Weg (4. Juni 1892): Das alte Bild! Ein Volk, schon halb erstickt, gehorcht dem unabweisbar tiefen Drange und ringt entschlossen mit dem Höllenzwange Wir haben es zu öfters schon erblickt. Und wer nicht teilnahmsvoll ihm zugenickt und selbst nicht mitgezogen an dem Strange, dem wurde doch vor edlem Mitleid bange: Sein Herz war gleichwohl mit dem Werk verstrickt. Doch nur zu bald erscheint das Gegenbild. Die Menge, trunken von Erfolg und Siegen, befällt der Übermut und muß erliegen. Der Bauer, erst ein wundgehetztes Wild, vergißt sich selbst, versehrt sein Glück und Schild und geht zugrund: — Ich habe nichts verschwiegen! Der Druck des Werkes erfolgte erst im Jahre 1907. Es vergingen daher noch fast zehn Jahre, die Hanrieder auf eine harte Probe stellten. Verschiedene Ursachen waren hieran schuld, zum Teil auch die Beschaffung der Illustrationen und die Vertonung der fünf Lieder durch Hans Schnopfhagen. Für den Buch¬ schmuck war der Weltpriester Michael Pointner geworben worden. Die Proben, die er geliefert hatte, fanden begeisterten Beifall. Und man darf sagen, wenn Pointner sich ganz der Sache gewidmet hätte oder ihr hätte widmen können, wäre Großes geleistet worden. Dies zeigt ein Blick auf die wenigen Bilder, die aus seiner Hand in der Buchausgabe aufscheinen. So hat er nur halbe Arbeit geleistet. Die mitgeteilten Briefe sollen einen Einblick gewähren in die Werkstätte unseres Meisters, sie mögen zeigen, mit welcher Sorgfalt Hanrieder gearbeitet und wie er keinen irgendwie begründeten Einwurf mißachtet hat. Wir bewundern den Glauben an sein Werk, wir fühlen uns gehoben durch seine unbegrenzte Liebe zur heimatlichen Sache, wir verehren in ihm einen Meister unserer heimischen Mundart. Seit April 1909 erschien in der Berliner Zeitschrift „Deutsche Nundschau“ ein neues Werk der Dichterin Enrica von Handel-Mazzetti, das den Titel „Die arme Margaret. Ein Volksroman aus dem alten Steyr“ führte. Ursprünglich 73
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