75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

Khevenhüller aber besiegte die Bayern bei Simbach und stellte dann die öster¬ reichische Herrschaft wieder her. In diesem für Österreich sehr günstigen Augenblick fiel Friedrich II. neuerlich in Böhmen ein und die Preußen streiften bis an die Grenzen des Mühlviertels doch wurden auch sie wieder durch Feldmarschall Traun im November 1744 aus Böhmen wegmanöveriert. Dafür neigte sich in Bayern die Waage des Kriegs¬ glücks zugunsten der Feinde, die bis an den Inn vordringen konnten. Diesem ewigen Hin und Her machte jedoch der Tod Karls VII. ein Ende, denn sein Nach¬ folger Maximilian Josef entsagte im Frieden zu Füssen am 22. April 1745 allen Ansprüchen auf die österreichischen Länder. Mit ihm starb im Jahre 1777 die Hauptlinie des Wittelsbachischen Hauses aus und Kaunitz erhob für Österreich etzt umgekehrt Erbansprüche auf Bayern, wodurch die Stellung Österreichs im Reiche, die durch den Verlust Schlesiens an Preußen (1748) eine starke Einbuße erlitten hatte, wieder gehoben worden wäre. Wiederum war es Friedrich II. von Preußen, der diese Lösung durch einen Einfall in Böhmen (1778) verhinderte. Maria Theresia wollte in ihren letzten Lebensjahren eine neuerliche kriegerische Auseinandersetzung vermeiden und ließ gegen den Willen ihres Sohnes Josef Ver¬ handlungen anbahnen, die im Frieden von Teschen (13. Mai 1779) zu einem er¬ folgreichen Abschluß in der Weise führten, daß das fruchtbare Innviertel an Öster¬ reich abgetreten und dem Lande Oberösterreich angegliedert wurde. Ein Jahr Novem¬ später schloß die vortreffliche Herrscherin für immer die Augen (29. ber 1780). Die Regierung Maria Theresias bedeutete die Wendung vom alten Stände¬ staat zur modernen österreichischen Monarchie. Wenn auch seit dem siegreichen Durchdringen der Gegenreformation die Selbständigkeit der Landstände gegen¬ über dem immer mehr gesteigerten fürstlichen Absolutismus im Schwinden be¬ griff war, so wurden doch erst durch die Theresianische Reform Mittel- und Unterbehörden geschaffen, die unmittelbar mit der ganzen Bevölkerung, also auch den Untertanen, die bisher ausschließlich der grundherrschaftlichen Verwaltung unterstanden, in Fühlung traten. Zu diesem Zwecke dienten vorzüglich die im Jahre 1748 eingeführten Kreisämter; auch die Landeshauptmannschaft wurde in eine landesfürstliche Behörde umgewandelt und von den ständischen Kollegien nur mehr die seit 1527 ständig arbeitenden Verordneten belassen, Josef II. suchte sofort nach seiner Thronbesteigung die von seiner Mutter in weiser Bedachtnahme durchgeführten Reformen in stürmischem Tempo ohne Rück¬ ichtnahme auf die Volksgewohnheiten und die nationalen Unterschiede in der österreichischen Monarchie nach einheitlichem Schema zu vollenden. Die früher weitgehend selbständigen Länder verwandelten sich zu einheitlich ausgerichteten zentral geleiteten Provinzen. Damit mündet auch die Landesgeschichte immer mehr in die allgemeine österreichische Reichsgeschichte. Die beiden Marksteine in dieser Entwicklung bilden die Errichtung der oberösterreichischen Landesregierung im Jahre 1783 und die Gründung eines eigenen Bistums Linz im Jahre 1784 wo¬ mit die seit Jahrhunderten angestrebte Selbständigkeitdes Landes ob der Enns zu einer Zeit die Erfüllung fand, in der sie ihren ursprünglichen Sinn bereits ver¬ loren und höchstens noch einen kulturellen Wert hatte. Die große Klosteraufhebung, die in Oberösterreich in den Jahren 1782 bis 1787 nicht weniger als 24 Ordenshäuser erfaßte, bedeutete nicht bloß in religjöser 62

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