75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

seiner schon zur Zeit der böhmischen Konförderation bewiesenen regen Anteilnahme hatte Madlseder sein Amt behalten und setzte die kampflose Übergabe Steyrs an die Bauern durch. Der ganze schriftliche Verkehr der Aufständischen lag völlig in den Händen der beiden Steyrer Herren. Auch hervorragende Welser Bürger, wie der Großhändler Ludwig Schorer, ein Schwiegersohn des aus Augsburg einge¬ wanderten Großkapitalisten Nupert Trinker, hatte seine Hand mit im Spiele Selbst ausländische Kundschafter, wie ein Abgesandter des Königs von Dänemark haben ihre Fäden dabei gesponnen. Bemerkenswert ist übrigens die Tatsache, daß sich nicht alle Bauern Oberösterreichs dem Aufstande angeschlossen, ja eine Reihe katholischer Untertanen z. B. des Stifts Kremsmünster und von Mondsee, entweder direkten Widerstand leisteten oder nur dem Terror gehorchend mitmarschierten, dieser spielte überhaupt bei der Ausbreitung des Aufstandes eine gewisse Nolle Die nachfolgenden Strafmaßnahmen fielen im Verhältnis zu der zeitge¬ mäßen Härte verhältnismäßig glimpflich aus, da man an höchster Stelle der An¬ icht war, daß die Bauern nur Werkzeuge der nicht greifbaren Anstifter gewesen eien, den Widerstand nicht gegen den eigenen Landesherrn, sondern eine Fremd¬ herrschaft geleistet hätten und daher nicht des Hochverrates bezichtigt werden könnten. Außerdem war dem Landesfürsten sehr daran gelegen, die Bayern wieder aus dem Lande zu bekommen, die mit der Begründung, daß infolge der über¬ großen Schonung bald ein neuer Aufstand zu befürchten sei, ihre Truppen nicht zurücknehmen wollten. Schließlich erreichte man doch im Münchner Vertrage die Ablöse der Pfandherrschaft und am 5. Mai 1628 erfolgte die Übergabe Oberöster¬ reichs an die österreichischen landesfürstlichen Kommissäre Die Warnungen, welche die Bayern erhoben hatten, sollten sich nur zu bald als richtig erweisen. Als König Gustav Adolf von Schweden mit seinem Heere den Siegeslauf durch ganz Deutschland antrat, hoffte man auf protestantischer Seite neuerlich auf einen vollständigen Sieg über die katholischen Mächte. Dies mal können wir ganz eindeutig den Zusammenhang der obderennsischen Aufstände mit den außenpolitischen Ereignissen feststellen, denn der Schwedenkönig, in dessen Lager sich eine Anzahl adeliger Emigranten aus dem Lande ob der Enns befand, endete seine Boten mit dem Versprechen dorthin, ein Heer von 10.000 Mann zu Hilfe zu schicken. Als Führer der Aufstandsbewegung, die jetzt an Stelle ihres Landesherrn den Schweden anerkannte, trat der Prädikant Jakob Greimbl hervor. Wieder war es das Hausruckviertel, wo der Aufstand anfangs August 1632 aus¬ brach und im Lager zu Weibern sein Hauptquartier hatte. Diesmal waren jedoch die Katholiken besser auf der Hut und trafen mit Hilfe ihrer Untertanen wirksame Gegenmaßnahmen; in gemeinsamen Vorgehen mit den landesfürstlichen Truppen konnte der Aufstand, dem die versprochene feindliche Unterstützung versagt blieb, verhältnismäßig schnell erledigt werden Hatte man bisher von einer gewaltsamen Bekehrung der bäuerlichen Unter¬ tanen abgesehen, so ging man nun energischer vor und legte den Widerspenstigen so lange Soldaten ins Quartier bis sie ihre Bekehrung erklärten. Der Wider¬ standsgeist der Landler, die infolge Andauer des Dreißigjährigen Krieges immer noch auf ausländische Hilfe ihre Hoffnung setzten, wurde aber auch dadurch nich gebrochen. Zogen doch ständig heimliche schwedische Kundschafter im Lande herum und der verräterische Wallenstein riet vor seiner Ermordung (1634) den Schweden, sich mit den protestantischen Bauern im Lande ob der Enns in Verbindung zu 58

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2