75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

wir es bereits mit einer Erhebung zu tun, die weit über den lokalen Bereich hinaus ihre Wellen schlug und zu einem scharfen Konflikt zwischen dem Prälaten stande und den adeligen Protestanten führte, der mit einem vollen Sieg der letzteren endete Alle diese Erhebungen waren nur ein Vorspiel zu dem allgemeinen zweiten Bauernaufstande, der von 1594 bis 1597 zuerst das Mühlviertel, dann den Hausruck, wo die Herrschaft Peuerbach den Mittelpunkt des Brandherdes bildete, schließlich auch den Traunkreis erfaßte, in welchem sich Steyr als Ausgangspunkt der radikalen Bestrebungen erwies. Hatten sich die Bauern vorerst nur gegen die katholischen Pfarrer gewendet, so kam es später zu allgemeinen Ausschreitungen sowohl gegen geistliche als auch weltliche Grundherrschaften. Die landesfürstlichen Behörden griffen ein, die Verhandlungen kamen direkt an den Hof nach Prag fanden jedoch nach anfänglicher gerechter Beurteilung der wirtschaftlichen Be schwerden infolge Bestechung und „Beziehungen“ in dem Interimale von 1597 nur eine vorübergehende Lösung der dringendsten Fragen, vor allem der Nobot, die auf 14 Tage im Jahre beschränkt wurde. Um der völligen Unterwerfung der Bauern den nötigen Nachdruck zu verleihen, sendete man den protestantischen Herrn Gotthard von Starhemberg zur militärischen Exekution aus, der mit drakonischer Strenge gegen die Bauern vorging — angeblich auch zu seinem eigenen Vorteil — sodaß der Aufstand anfangs September 1597 erlosch Der Bauernaufstand, den der protestantische Adel anfänglich unterstützt hatte und der sich auch einer weitgehenden Sympathie der Städte erfreut hatte, gal der Regierung die Berechtigung zu einem schärferen Vorgehen gegen die über die ursprünglichen Bedingungen der Neligionskonzession von 1568 schon weit hinausgehende, vielfach gewaltsam gewordene Verbreitung der evangelischen Lehre Der Wiener Bischof Melchior Klesl und auch der Passauer Ordinarius drängten zum Handeln und vertraten dem Landesfürsten gegenüber den Standpunkt, daß man der Türkennot so lange nicht Herr werden könne, als die konfessionelle Spaltung und Oppsition einen wirksamen Widerstand gegen die östliche Gefahr lähme. Als wichtigste Voraussetzung erkannte man die Schaffung eines verläßlichen Beamtenapparates, der unbedingt bereit war, die Entschlüsse des Landesfürsten ohne Rücksichtnahme auf Standesinteressen durchzuführen. Mit der Ernennung Hans Jakob Löbls zum Landeshauptmann (1592) begann man von der Spitze herab systematisch alle einflußreichen Amter mit einwandfreien Katholiken zu besetzen. Während seiner zehnjährigen Wirksamkeit erwies sich Löbl als ein Mann strengster Beamtenauffassung, der sich in seinem Vorgehen weder von der Opposition des protestantischen Adels noch von den Organen der katholischen Kirche beeinflussen ließ. Die früher bestandenen oft sehr weitgehenden Gegen¬ sätzlichkeiten zwischen dem Bistum Passau und dem Landesfürsten hatte man durch einen Vergleich über die Abgrenzung der beiderseitigen Befugnisse beseitigt, womit erst die Voraussetzung für die Zusammenarbeit der beiden Mächtegruppen im Sinn einer Rekatholisierung geschaffen war So konnte dann Rudolf II. am 12. August 1597 den Befehl zur General¬ reformation geben. Man griff zuerst in den landesfürstlichen Städten, in denen die Reformation begonnen und ihren wichtigsten geistigen Rückhalt gefunden hatte, ein, zumal dort auch für den Landesfürsten die günstigste Nechtslage 54

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