75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

„In deinem Lager ist Österreich.“ Dr. Anton Dörrer Innsbruck). Die Lebensstationen der Dichterin Enrica von Handel-Mazzetti umschließen ein kleines Gebiet des inneren Österreich: Wien, St. Pölten, Steyr und Linz Aber schon durch ihre engeren Angehörigen trat sie früh darüber hinaus; denn ihrer Abstammung nach gehört sie einem Österreich an, das weithin verband und Kultur schuf und aus diesen Verbindungen sich seine Weltgeltung sicherte. Da dürfen Vorderösterreich und Tirol ebensowenig ungenannt bleiben wie Ungarn und Holland. Das Überbrückende und Vermittelnde, die glückliche Vereinigung von verschiedenen Anlagen und Anschauungen, das Weltösterreichische könnte kaum ein¬ dringlicher repräsentiert werden wie durch das Erbe, das E. v. Handel-Mazzetti empfangen und der Kulturwelt in reicher Münze ausgeprägt hat. In einem Büchlein „Die Heimat meiner Kunst“!) führte die Dichterin selber aus, wie kraft dieser Blutmischung sie das Schöne und Charakteristische jedes Stammes lockte und ihr zu eigen gab, sich typisch in viele Volkschaften einzufühlen. In einem Schreiben, das sie an den damaligen Landeshauptmann von Tirol, Prof. Dr. Franz Stumpf, zum Dank für die Ehrungen, die ihr in Tirol anläßlich ihres 60. Geburtstages zuteil geworden waren, richtete?), legte sie an charakteristi¬ schen Beispielen dar, wie Landschaften und Leute, die nicht in den engsten Kreis ihres Lebens fielen, sie schöpferisch befruchteten. Es verdient daher insoweit hier wiedergegeben zu werden: „ Die besten meiner Dichtungen gehören der oberösterreichischen Erde und hier habe ich meine liebe Heimat gefunden, das hindert aber nicht, sondern fördert die Solidarität mit den anderen alpenländi¬ schen Stämmen, insbesondere mit dem heiligen Land Tirol. Und Sie wissen es, ja, haben es in Ihrem erhebenden Brief so schön ausgesprochen, daß auch Tiroler Wesen in den Gestalten meiner großen Werke weht. Sicher geht der nicht fehl, der meiner Stephana Schwertner Verwandtschaft mit Gertraud Angerer*), ins¬ besondere mit Katharina Lanz?) zuspricht. 1) E. v. Handel-Mazzetti, Die Heimat meiner Kunst. Mit einem Vorwort und Anmerkungen von Hofrat Prof. Dr. Franz Berger, Hausen, Saarlouis 1934, 64 S. 2) Abgedruckt im „Tiroler Anzeiger“ vom 2. Februar 1931, G. 5. 3) Gertraud Angerer (1798 —1816) wurde von einem Landstreicher überfallen, erwehrte sich zwar seiner, starb aber an den erhaltenen Wunden. Der Tiroler Volksschriftsteller Josef Prazmarer widmete ihr eine vielgelesene Erzählung. *) Katharina Lanz verteidigte 1797 den Hof ihres Bauern und die Kirche von Spinges mit einer Heugabel gegen die eindringenden Feinde. Vgl. setzt K. Klaar, Das „Mädchen von Spinges“, eine historische Untersuchung, in: Tiroler Heimat Bd. 9/10 (1938) S. 160 ff.; A. Dörrer, Wer war das „Mädchen von Spinges“, in: Gelbe Hefte, Dezember 1938. 129

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