75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

verbreiten Licht über die Wirtschaftsverhältnisse sowie über Finanz- und Ver¬ waltungsfragen der geistlichen und weltlichen Grundherrschaften. Tiefen Einblick in das Rechtsleben auf alten Herrschaftsgebieten und in bürgerlichen Gemeinwesen gewähren die Taidinge, deren Herausgabe ebenfalls die Wiener Akademie in Angriff genommen hat.27 Das Heimatschrifttum weist insofern eine empfindliche Lücke auf, als Ober¬ österreich seit den verdienstvollen Zusammenfassungen von Pillwein, Pritz und Edlbacher eine den wissenschaftlichen Anforderungen entsprechende und bis zur Gegenwart heraufreichende Landesgeschichte bis heute nicht besitzt. Immerhin kann auf eine Reihe wertvoller landeskundlicher Arbeiten hingewiesen werden, die einen Überblick über die wechselvolle Vergangenheit unseres Landes bieten. Die reiches Literatur- und Quellenmaterial verwertende Geschichte Nieder- und Oberösterreichs von M. Bancsa?s) reicht leider nur bis zum Jahre 1522. Die Vielfalt von Landschaft, Siedlungen, Menschen und dem Wirtschaftsleben kommt in dem Heimatbuch von F. Berger??) durch Beiträge zahlreicher Mitarbeiter zum Ausdruck. Hervorhebung verdienen auch die übersichtlichen Arbeiten von J. Lohningers°) und E. Kriechbaumst), die aus dem Schatze ihrer wissenschaft¬ lichen Forschungen und den auf Heimatfahrten gewonnenen Beobachtungen chöpfen. Jahr- Zu den wissenschaftlich bedeutendsten Veröffentlichungen der letzten zehnte zählt die Rückschau auf die 2000 jährige Vergangenheit unserer Heimat von I. Zibermayr.32) In diesem grundlegenden, von scharfsinniger Quellenkritik zeugenden Werke wird die Geschichte Oberösterreichs von der Zeitrechnung an¬ gefangen bis zur Gegenwart in ihren großen Zusammenhängen behandelt. Um¬ trittene Fragen über das Eindringen des Christentums und die Besitznahme des Landes durch die Bayern werden eingehend untersucht. Die überragende Be¬ deutung von Lorch, Enns, der Traungau als das Herzstück unserer Heimat, die Geburt des Landes ob der Enns, das Weiterleben der römischen Grenzen durch Jahrhunderte und noch manche andere Kernpunkte der oberösterreichischen Ge¬ chichte finden eine neue Beleuchtung. Mit dem Nüstzeug gründlichen Quellen¬ tudiums ausgestattet, hat der Verfasser viele Probleme angeschnitten, die in der wissenschaftlichen Welt noch lebhafte Erörterung finden werden. Soweit die Geschichte einzelner Landesteile in Frage kommt, ist es um das Innviertel gut bestellt, weil hier die Heimatbewegung einen größeren Mitarbeiter¬ kreis zu reger Tätigkeit zusammengeschlossen hat. Für das Mühlviertel plante Dr. Stepan die Herausgabe eines Werkes, in welchem die Kenntnis von Ge¬ *7) Oberösterreichische Weistümer. Im Auftrage der Wiener Akademie der Wissenschaften von J. Nößlböck. 1. Teil Wien - Leipzig 1939. ) 1. Band (Gotha 1905) bis 1283, 2. Band (Stuttgart-Gotha 1927) bis 1522. 29) Oberösterreich. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Wien 1926. Die Kenntnis von Wesen, Kunst und Kulturwerten der Heimat will das Sammelwerk „Oberösterreich, Land und Volk“ (Wien 1926) vermitteln. 30) Oberösterreichs Werdegang. Eine Skizze der historischen Geographie des Erzherzogtums Österreich ob der Enns. Linz 1917. 31) Oberösterreich. Landschafts- und Kulturbilder. Braunauer Heimatkunde H. 21 (1925). 32) Noricum, Bayern und Österreich. Lorch als Hauptstadt und die Einführung des Christentums. München - Berlin 1944. 123

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