75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

lässigung endlich eine wissenschaftlich geschulte Kraft, die auf die Vervollständigung der lückenhaften Bestände, die Erschließung und wissenschaftliche Auswertung der vielfach noch unbekannten Schätze eifrig bedacht war Fast ein Vierteljahrhundert führte Schiffmann gegen verschiedene Widersacher einen schweren Kampf um den Neubau der Studienbibliothek und er blieb Sieger. Im Jahre 1933 wurde an der Landstraße (heute Schillerplatz) ein allen An¬ forderungen des modernen Bibliothekswesens entsprechender Bau vollendet, der dem Linzer Stadtbild zur Zierde gereicht und im Innern Sinn für Schönheit und Bequemlichkeit zeigt. Dieses geradezu ideale Heim für die Geistesschätze vieler Jahrhunderte birgt heute fast 130.000 Bände und bietet noch reichlich Platz für weiteren Zuwachs Unter der fachmännischen Leitung Dr. Hofingers (seit 1934 Direktor) wurde die Studienbibliothek ein wertvolles Glied in der Kette der wissenschaftlichen Büchereien Österreichs und Deutschlands. Die von ihm begonnene und zum Großteil bereits durchgeführte Neukatalogisierung der Bücher nach den in deutschen Bibliotheken geltenden Grundsätzen fand durch seinen Abgang und durch die Kriegsereignisse leider ein vorläufiges Ende. Um die wertvollsten Bestände vor Luftangriffen zu schützen, wurden sie in dem alten Renaissance-Schloß Sprinzenstein des oberen Mühlviertels in gute Obhut gebracht. Ein gütig waltendes Schicksal bewahrte die Studienbibliothet vor Einbußen. Mußte sie auch bei der in Linz herrschenden Raumnot ver¬ schiedenen Dienststellen in ihrem Hause vorübergehend Platz machen, so stehen dennoch den geistigen Arbeitern die Bücherbestände bereits wieder unversehrt zur Verfügung. Darüber kann sich unser Heimatland aufrichtig freuen, denn die Ver¬ luste der Bibliotheken Deutschlands sind ungeheuer Hier sei auch der größeren Klosterbibliotheken kurz Erwähnung getan, die das Geistesleben im Lande stark befruchtet haben und bis zur Gegenwart Stätten wissenschaftlicher Arbeit sind. Als Kleinod gilt die 120.000 Bände um¬ assende Bücherei in St. Florian!°) mit wertvollen bis in das 9. Jahrhundert zurückreichenden Pergamenthandschriften. Kremsmünster!!) verwahrt einen Bücher¬ schatz mit 100.000 Bänden „darunter den berühmten Codex millenarius aus dem 8. Jahrhundert. Die Landeshauptstadt Linz beherbergt einige Fachbüchereien, die mit besonderer Auswahl angelegt wurden und für die wissenschaftliche Forschung heute unentbehrlich sind. So besitzt das Landesarchiv mehrere tausend Bände aus dem Gebiete der Landes-, österreichischen und deutschen Geschichte sowie der historischen Hilfswissenschaften. In den Quellenwerken sind die kostbaren Monu¬ menta Germanica und die Monumenta und Regesta Boica vertreten. Die Bibliothek des Landesmuseums!?) weist gegen 55.000 Bände auf und berücksichtigt die für den Betrieb des Museums als wissenschaftlicher Anstalt notwendigen Druckwerke über Kunst- und Kulturgeschichte, Archäologie, Volks¬ kunde und alle Zweige der Naturwissenschaften. Da der Musealverein mit zahl¬ 10) J. Hollnsteiner, Das Chorherrenstift St. Florian (Augsburg - Wien 1928) S. 50. 11) K. Werner, Kremsmünster in Wort und Bild (Steyr 1929) S. 81 ff. 12) J. Oberleitner, Die Bibliothek des oberösterreichischen Landesmuseums. Jahrbuch des ob.-öst. Musealvereines Bd. 85 (1933) S. 559 ff. 119

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