75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946
die Anstalt als Landesmuseum in ihr Eigentum. Für das im Kulturleben des Landes so wichtige Institut begann ein neuer Zeitabschnitt, fortan konnten dank den reichlicher fließenden öffentlichen Mitteln die Bedürfnisse für die Ausgestaltung der Sammlungen und den Personalaufwand befriedigt werden. Im Jahre 1933 feierte der oberösterreichische Musealverein seinen hundert¬ jährigen Bestand und bot bei diesem Anlasse der wissenschaftlichen Welt und den Heimatfreunden eine seiner großen Vergangenheit würdige Festschrift dar. 5 Tüchtige Fachleute haben hier dem Verein und Museum, diesem Schatzkästlein des Landes ob der Enns, in einer eingehenden Darstellung seiner Sammeltätig¬ keit und wissenschaftlichen Leistungen ein bleibendes literarisches Denkmal gesetzt. Die Musealzeitschrift?) zählt bis heute 91 umfangreiche Bände und ist reich an Beiträgen zur oberösterreichischen Geistesgeschichte, die von namhaften Forschern verfaßt wurden. Ein Wahrzeichen seines wissenschaftlichen Strebens schuf der Musealverein in seinem Urkundenbuch des Landes ob der Enns, das eine ver¬ läßliche Grundlage für die mittelalterliche Landesgeschichte bildet. Ein gütiges Geschick hat es gefügt, daß das Landesmuseum bei den Bomben¬ angriffen auf Linz in den Jahren 1944/45 vor Schaden bewahrt blieb. Übells Nachfolger in der Betreuung der kunst- und kulturhistorischen Sammlungen, Dr. Schmidt, brachte im Verein mit dem Museumsleiter Kerschner die wert¬ vollsten Bestände in Sicherheit und ist jetzt um deren Wiederaufstellung und Zu¬ gänglichmachung unablässig bemüht. Die seit Jahren im Prunkbau des Museums herrschende Raumnot läßt den Reichtum der hier angehäuften Schätze nicht zur rechten Entfaltung kommen. In Anbetracht der Zeitlage müssen leider alle auf einen Zweckbau für die Unterbringung der kulturgeschichtlichen oder naturwissen¬ chaftlichen Sammlungen gerichteten Hoffnungen auf lange Sicht hinaus begraben werden. Der Museumsgedanke, der Jahrzehnte hindurch allein vom Linzer Institul vertreten wurde, hat seit geraumer Zeit bereits im ganzen Lande festen Fuß gefaßt. Dies zeigt sich deutlich in der Gründung von Ortsmuseen und Heimat¬ häusern.?) Jedes von ihnen hat seine Eigenart. So sammelt das Hallstätter Museum hauptsächlich Gegenstände aus der prähistorischen Zeit, während das Ennser Museum Funde aus dem bekannten Römerlager Lauriacum zu einer ein¬ zigartigen Schau vereint. Im Museum der Eisenstadt Steyr kommt wiederum die Mannigfaltigkeit der Eisenverarbeitung zum Ausdruck. Wels zeigt in seinen Sammlungen die Bedeutung der Stadt als Römersiedlung und Mittelpunkt wirtschaftlichen Lebens. In Braunau ist ein Heimathaus zur Erfassung der volks¬ kundlichen Schätze des Innviertels entstanden. Was Sammeleifer und Heimat¬ verbundenheit eines einzelnen Menschen zur Rettung alter Volkskunst zu leisten vermögen, beweist das von Pfarrer Veichtlbauer in St. Pantaleon ins Leben gerufene Volkskunde-Museum, dem die Stadtgemeinde Ried ein ansprechendes *) Festschrift zum hundertjährigen Bestand des oberösterreichischen Musealvereines und des Landesmuseums. Mit zahlreichen Bildtafeln. Jahrbuch des ob.-öst. Musealvereines Bd. 85 Linz 1933) 663 6. Unter dem Titel „Jahresbericht des Museum Francisco-Carolinum“, seit 1926 „Jahr¬ buch des ob.-öst. Musealvereines“ erschienen. 7) A. Depiny, Die Museen in Oberösterreich. Heimatgaue Ig. 10 (1929) S. 88 ff. 115
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