75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946
Umgebung mit schönen Erfolgen betrieben und die archäologische Ausbeute, die bei der Aufdeckung eines großen römischen Urnenfriedhofes auf den Gründen der Linzer Kreuzschwestern-Schule (1926) besonders ergiebig war, in wissenschaft¬ lichen Abhandlungen verwertet. Es ist das Verdienst Übells, daß die Abteilung Keramik eine Vermehrung um auserlesene Stücke erfuhr. Der unerschöpfliche Formenreichtum und die Far¬ benpracht oberösterreichischer Hafnerarbeit des 16. bis 18. Jahrhunderts, vor allem der Alt-Emundener Krüge, Teller und Schüsseln wurde unter seiner fachkundigen Hand zu einer entzückenden Schau alten Kunstgewerbes zusammengestellt, die einen großen Saal des Museums füllt. Dank dem Opfersinn der Landesverwal¬ tung, der Allgemeinen Sparkasse und vieler kunstbegeisterter Persönlichkeiten sind dem heimischen Institut zahlreiche Erwerbungen für die stattliche Gemälde¬ galerie und die Sammlungen von Möbelstücken, Trachten, Waffen, Münzen, alten Handwerkserzeugnissen und volkskundlichen Gegenständen ermöglicht worden. Ein glücklicher Gedanke war es, die Wohnkultur früherer Jahrhunderte weiten Kreisen in der Einrichtung von Wohnräumen, so u. a. einer Bauernstube, eines Renaissance- und Sensenschmied-Zimmers zu veranschaulichen. In der Möbel¬ ausstattung des letzteren wird der Zauber der Schwind- und Schubertzeit wieder lebendig. Wenn die Sammlungen des Museums auf die breiten Volksschichten An¬ ziehungskraft ausgeübt haben, ist dies den alljährlich veranstalteten kulturge¬ schichtlichen Ausstellungen zuzuschreiben, die dem Kunst- und Kulturbedürfnis vielartige Anregungen gaben und zur Vermehrung der Musealschätze beitrugen. Über die mannigfaltige Tier- und Pflanzenwelt und die ergiebigen Boden¬ chätze des Heimatlandes geben die naturwissenschaftlichen Abteilungen Auf¬ chluß.*) In der langen Reihe der Mitarbeiter, die fast durchwegs ihre erprobte Kraft dem Museum selbstlos geliehen haben, scheinen klangvolle Namen auf. Bis zum Jahre 1919 ist der um die Heimatkunde hochverdiente Schulmann Commenda und später Dr. König der mineralologisch-geologischen Abteilung vorgestanden. Auf zoologischem Gebiete waren der berühmte Neuseelandforscher Neischek (gest. 1902), Munganast und der als Schmetterling-Fachmann bekannte Hauder, in der Botanik Wastler und Brosch mit Erfolg tätig. Als im Jahre 1914 Dr. Kerschner die Leitung der naturwissenschaftlichen Sammlungen übernahm, erfolgte eine den Anforderungen der Wissenschaft ent¬ prechende Neuaufstellung und Bearbeitung. Sein Verdienst ist auch die Pflege des Natur- und Landschaftschutzes, welchem im Zeitalter der Industrialisierung große Bedeutung zukommt. Wertvolle Ergebnisse zeitigen die planmäßigen Bodenunter¬ uchungen in Oberösterreich durch den guten Kenner unserer heimischen Boden¬ schätze Dr. Schadler. Sie haben für die Wissenschaft und besonders für die unter den Kriegsfolgen schwer leidende Volkswirtschaft erhöhten Wert. Nach dem ersten Weltkrieg pochte die Not auch an die Tore des Museal¬ vereines. Da die Geldmittel für den Aufgabenkreis des Museums nicht mehr aufgebracht werden konnten, übernahm die oberösterreichische Landesvertretung, die dem Verein seit der Gründung verständnisvolle Förderung angedeihen ließ, ) Th. Kerschner - J. Schadler, Geschichte der naturwissenschaftlichen Sammlungen des ober¬ österreichischen Landesmuseums. Jahrbuch des ob.-öst. Musealvereines Bd. 85 (1933) S. 345 ff. 114
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