75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

kulturgeschichtliche Sammlungen in Ortsmuseen und durch reichhaltiges Heimat¬ chrifttum mit, daß der Oberösterreicher seiner Vorfahren Land in freud- und leid¬ vollen Tagen besser kennen und noch mehr lieben lernte. In einer Schau?) über landeskundliche Schriften der letzten 50 Jahre werden 6892 Arbeiten verzeichnet. Nur schlichte Namen und Büchertitel sind hier aneinandergereiht, aber diese Zusammenstellung gibt ein kleines Spiegelbild vom geistigen Schaffen unermüd¬ licher Forscher und Heimatfreunde. Wenn hier die wissenschaftlichen Leistungen im Lande Oberösterreich eine kurze Darstellung erfahren sollen, muß das Wirken des Oberösterreichischen Musealvereines und Landesmuseums in den Mittelpunkt gerückt werden. In seinem Nahmen haben sich seit 1833 hervorragende Geistesmänner zu emsiger Sammeltätigkeit und wissenschaftlicher Forschung in uneigennütziger Gesinnung und aufrichtiger Heimatliebe zusammengefunden. Als im Jahre 1895 der Prunk bau des Museums eröffnet wurde, füllten kulturgeschichtliche und naturwissen¬ schaftliche Sammlungen in reicher Mannigfaltigkeit die weiten Räume. Ihre Betreuung war der selbstlosen Mitarbeit opferfreudiger und heimatbegeisterter Helfer zu danken. Mit der Bestellung wissenschaftlich vorgebildeter Beamter seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte eine systematische Neuaufstellung und Vermehrung sowie eine wissenschaftliche Bearbeitung der Bestände. Durch mehr als ein Menschenalter hat der Leiter des Museums Dr. Übell die kunst- und kulturhistorischen Sammlungen mit feinem Verständnis umhegt und sie durch wertvolle Neuerwerbungen bereichert.*) Unter ihm wurde 1904 die große Sammlung des bekannten Linzer Lithographen Josef Hafner dem Museum ein¬ verleibt, die in ihrer Neichhaltigkeit viele Lücken der kulturgeschichtlichen Abtei¬ lungen ergänzte. Im Jahre 1907 glückte ihm der Ankauf des reizvollen Schwanen¬ tädter Fundes, der Einblick in den bunten Hausrat eines wohlhabenden ober¬ österreichischen Bürgers in der Zeit nach dem 30-jährigen Kriege gewährt. Der Reichtum gotischer Skulpturen fand durch die Einbeziehung des Diözesanmuseums (1914) eine erwünschte Vervollständigung, überdies wurde durch den Zuwachs von Werken der Barockkunst die Abteilung heimischer Plastik des 17. und 18. Jahr¬ hunderts bereichert Zu den wertvollsten Schätzen zählen die vorgeschichtlichen und römischen Sammlungen, die ihre Entstehung den berühmten Gräberfunden von Hallstatt und den Grabungen im Legionslager zu Lorch verdanken. Diese erfolgreichen Arbeiten haben den wissenschaftlichen Ruf des Musealvereines weit über die Grenzen Öster¬ reichs hinausgetragen. Durch planmäßige Grabungen neues Licht in die Vor¬ und Römerzeit unseres Landes zu bringen, hat das Linzer Museum stets als ehren¬ volle Verpflichtung betrachtet. Von den grundlegenden Arbeiten des Florianers Gaisberger angefangen über die Forschertätigkeit Strabergers und Preens bis zu Theuer und Stroh herauf ist in diesem Fache Hervorragendes geleistet worden. In den letzten Jahrzehnten wurde die Forschung des Linzer Bodens und seiner *) E. Straßmayr, Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte 1891 — 1926 (Linz 1929) und 1927—1934 (Linz 1937). F. Pfeffer, Heimatkundliches Schrifttum über Oberösterreich 933 —1936. Sonderabdrucke „Linzer Volksblatt“ Linz 1934— 1937. 3) H. Übell, Geschichte der kunst- und kulturhistorischen Sammlungen des oberösterreichischen Landesmuseums. Jahrbuch des ob.-öst. Musealvereines Bd. 85 (1933) S. 278 ff. 113

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