75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

Wissenschaftliche Institute und wissenschaftliche Forschung in Oberösterreich seit 1900. Dr. Eduard Straßmagr. In Zeiten harter Not und Bedrängnis besinnt sich der Oberösterreicher wieder der großen Vergangenheit seiner Heimat, die gesegnet durch eine Landschaft von einzigartiger Schönheit köstliche Kunstschätze aus allen Jahrhunderten birgt und weit über die Landesgrenzen hinaus auch auf das gesamte Geistesleben befruchtend gewirkt hat. Aus dem Väterboden schöpfte Bruckner die Kraft für sein unvergäng¬ liches Schaffen, in der Heimat wurzeln die Werke des Mundartdichters Stelz¬ hamer und die Darstellungskunst unserer großen Meisterin Enrica von Handel¬ Mazzetti. Wir Österreicher machen nicht gerne Aufhebens von den vielen markanten Persönlichkeiten, die durch ihre schöpferischen Leistungen auf dem Gebiete der Künste und Wissenschaften und als ernste Forscher dem Heimatvolke zur Ehre und Freude gereichen. In stiller Arbeit wirken wissenschaftliche Institute im Dienste der Heimat. Sie sind, obwohl dem Lande Oberösterreich eine Hochschule als Brennpunkt geistigen Lebens fehlt, in den letzten fünf Jahrzehnten zu wertvollen Pflegestätten der landeskundlichen Forschungen emporgeblüht und haben ihre wissenschaftlichen Sammlungen weiten Kreisen erschlossen. Diese kulturellen Ar¬ beiten verdienen mit Recht eine Würdigung auch deshalb, weil sie in einem Zeit¬ abschnitt vollbracht wurden, der durch die Schrecken zweier Weltkriege gekennzeich¬ net ist und unser Land infolge ununterbrochener innerer Erschütterungen nie zur Ruhe kommen ließ. Ein Volk, das in härtester Schicksalsprüfung den Strom geistigen Lebens nicht versiegen läßt, treu zur Heimat steht und zur Pflege des von den Vätern ererbten Kulturgutes erzieht, hat eine starke Lebenskraft in sich. Der Zeit seit der Jahrhundertwende verleiht nach der geistigen Nichtung hin das Aufblühen der Heimatbewegung!) und die Vertiefung der wissenschaft¬ lichen Forschung in geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Zweigen das Ge¬ präge. Heimatkundlicher Sinn hat schon im Zeitalter der Nomantik die besten Männer unseres Volkes beseelt und Werke von bleibender Dauer entstehen lassen. Damals begann unser Landesmuseum seine fruchtbringende Wirksamkeit. Aber erst das 20. Jahrhundert hat den Instituten, die auf die Sammlung der Kulturgüter und Quellen zur Beleuchtung der Vergangenheit bedacht waren, eine wissenschaftliche Führung durch fachlich geschulte Kräfte gegeben. Es ver¬ schaffte dem Heimatgedanken weite Verbreitung im Volk, suchte den Schulunter¬ richt auf bodenständiger Grundlage aufzubauen und half durch Heimathäuser, 1) F. Berger, Die oberösterreichische Heimatbewegung. Ostbair. Grenzmarken Ig. 14 (1925) S. 242 ff. W. Gärtner, Die Heimatbewegung in Oberösterreich. 7. Flugschrift der „Deutschen Arbeit“ Prag 1914. E. Kriechbaum, Wege und Ziele der Heimatbewegung. Braunauer Heimat¬ kunde H. 17 (1922) S. 3 ff. 112

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