75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

Dr. Marx fungieren sollte. Zunächst aber schritt man an die Gründung von Einzelverbänden, darunter zur Schaffung des „Oberösterreichischen Bruckner¬ Bundes“. Anläßlich der Hundertjahrfeier fanden in vielen Städten des In- und Aus¬ landes Festveranstaltungen statt, so vor allem in Berlin, Wien und Linz. Der Orgelbau aber kam infolge der finanziellen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit erst sieben Jahre später zustande. Währenddessen fand am 9. Oktober 1927 die Zusammenfassung aller Bruckner-Vereinigungen zu einer „Bruckner-Gesellschaft“ in Leipzig statt, die im Anschluß an das große Verlagshaus Breitkopf & Härtl erfolgte, da die Haupt¬ aufgabe der Gesellschaft die Herausgabe der Gesamtausgabe der Werke des Meisters in ihrer Originalgestalt war. In dieser Gründungsversammlung war Oberösterreich durch Prälat Hartl-St. Florian vertreten und zum Präsidenten wurde einstimmig der Biograph des Meisters, Professor Max Auer, gewählt So wurde Oberösterreich zum Zentrum der werdenden internationalen Bruckner¬ Bewegung. Große Schwierigkeiten mußten überwunden werden, um die Gesamt¬ ausgabe unterzubringen. Nachdem sich die Verhandlungen mit Breitkopf zer¬ chlagen hatten, wurde das Verlagshaus Benno Filser mit deren Druck betraut. Die Gesellschaft übersiedelte mit ihrer Geschäftsstelle nach Augsburg, wo sie durch Sitzungsbeschluß den Titel „Internationale Bruckner-Gesellschaft“ (I B G) er¬ hielt. Nun begann bald der Druck der Gesamtausgabe und im Herbst 1928 konnte das erste große Bruckner-Fest in Karlsruhe stattfinden. In der Reihe der weiteren Feste nahm das „Oberösterreichische Bruckner-Fest Linz-St. Florian einen besonders hervorragenden Platz ein, da es das erste große Fest in der Heimat des Meisters war und die Weihe der nun fertiggestellten „Bruckner-Orgel“ einschloß. Es war ein Hochfest edelster musikalischer Kultur Oberösterreichs. Das Programm war auf der Nichtlinie aufgebaut: Darbietung aller großen Schöpfungen Bruckners aus der Schaffenszeit in St. Florian und Linz und von Werken der beiden aus St. Florian hervorgegangenen Komponisten Franz X. Müller und Johann Nep. David. Drei kirchliche Festtage waren für das Fest des großen Musikanten Gottes ausersehen: Sonntag, der 1. Mai, Mittwoch, das Fest des hl. Florian, der 4. Mai, und Donnerstag, das Fest Christi Himmel¬ ahrt, der 5. Mai. Die mächtigen Glockenchöre der Stadtpfarrkirche, des Maria Empfängnisdomes und der Florianer Stiftskirche läuteten jeden der Festtage ein. Bei den feierlichen Pontifikalämtern an diesen Wirkungsstätten des Meisters erklangen nun die drei großen Messen und die in St. Florian entstandene Messe in B-Moll. Bei dem Festkonzert im Kaufmännischen Vereinshaus, zu dem der östererichische Bundespräsident erschienen war, erstanden die in Linz geschaffenen Symphonien Nr. 0 in D-Moll und die 1. Symphonie in E-Moll unter der Meister¬ hand des bewährten Bruckner-Apostels Siegmund von Hausegger aus München Im Mittelpunkt des Festes stand die Orgelweihe und ihre Vorführung durch Professor Karl Walter-Wien, Friedrich Högner-Leipzig und Ludwig Daxverger¬ Linz, wobei Möllers Orgelwerk „In memoriam Anton Bruckner“ und Davids eigens zu diesem Fest komponiertes Werk „Introitus, Choral und Fuge“ mit Bläsern zur Aufführung kam. Am letzten Tag aber bot der Münchner Domchor unter Professor Ludwig Berberich des Meisters E-Moll-Messe und beim Festakt 109

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