75 Jahre Enrica von Handel-Mazzetti 1946

Es ist zu hoffen, daß der in Leipzig vollständig ausgebombte österreichische Meister nun in seiner Heimat den ihm gebührenden Platz erhalten wird. Die Oper fand am Landestheater nur eine zeitweise Pflege, aber auch auf diesem Gebiet schuf sich der Oberösterreicher Dr. Wilhelm Kienzl vor allem mit einer Volksoper „Der Evangelimann“, dem „Kuhreigen“ und anderen seiner zahlreichen Lieder, Orchester- und Chorwerken einen weltberühmten Namen. Auch der Operetten-Komponist aus Gmunden, August Pepök, sei hier genannt. Diri¬ Auch in den Provinzstädten des Landes traten Kunstschaffende und genten auf, die unserer Zeit das besondere Gepräge gaben. So wirkte in Steyr anfangs des Jahrhunderts noch Bruckners Freund Franz Bayer als ausgezeich¬ neter Orgelimprovisator und Chormeister; in Wels Ernst Nadler als Kom¬ onist von Chorwerken und verdienstvoller Leiter des dortigen Männergesang¬ vereines. Karl Rausch in Ried genießt als Kammermusik-Komponist einen an¬ gesehenen Ruf und in Emunden wirkte bis in die letzte Zeit der Sohn Johanr Ev. Haberts, Franz Habert, als Komponist und Kapellmeister erfolgreich. Ischl hatte unter Hans Völgyfi eine musikalische Blütezeit. Von jüngeren Schaffenden seien noch genannt Franz Kinzl, der u. a. eine Musik zu „Stephana Schwertner“ von Enrica von Handel-Mazzetti schrieb, und Frieda Kern in Linz, die mit Liedern und Kammermusi hervortrat. Einen raschen und erfolgreichen Aufstieg machte der Volksschullehrer Fer¬ dinand Großmann aus Gmunden zum Chormeister des Wiener Männergesang¬ vereines, Chordirektor der Staatsoper und Erzieher der Wiener Sängerknaben, und Franz Wetzelsberger aus Nied, ein Schüler Franz Schalks, ist als gefeierter Dirigent tätig. Einen schweren Blutzoll hatte Oberösterreich im vergangenen Krieg durch den Tod des jungen Klavierkünstlers Helmut Hilpert zu zahlen, der auch als Schaffender zu hohen Hoffnungen berechtigte und den sein Lehrer David zu den begabtesten seiner Schüler zählte, Vom Jahre 1924 an, in welchem sich Bruckners Geburtstag zum hundertsten Male jährte, rückte das Stift St. Florian immer mehr in den Mittelpunkt des musikalischen Geschehens. Der Gedenktag wurde zum Anlaß genommen, einen Aufruf zur Nettung der dem Verfall entgegengehenden großen Orgel zu Sankt Florian ergehen zu lassen, um dieses Lieblingsinstrument Bruckners zu einem „könenden Denkmal“ für ihn auszubauen. In der Berliner Bruckner-Vereinigung aber tauchte der Gedanke auf, in St. Florian ein Festspielhaus zu errichten und dort regelmäßig wiederkehrende Festspiele abzuhalten. Im Auftrag des Vor¬ sitzenden der Berliner Bruckner-Vereinigung, des Reichskanzlers Josef Marx, kam ein Unterhändler zu der für den 4. November 1925 in St. Florian anbe¬ raumten Sitzung, in der Prälat Dr. Vinzenz Hartl den Vorsitz führte. Die Be¬ sprechungen ergaben jedoch die Haltlosigkeit der Berliner Versprechungen, aber es kam zum Beschluß der Gründung von Bruckner-Bünden und ihrer späteren Zu¬ sammenfassung zu einer weltumspannenden Organisation, als deren Vorsitzender 108

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