75 Jahre Alpenvereinssektion Steyr

Weg un~ itel ~er Yungmannfd]aft Der letzte grausam geführte Krieg war nicht nur von Tod und Vernichtung auf den Schlachtfeldern und in der Heimat beglei– tet, sondern - seine bedenklichste Folge - er brachte auch den Idealismus einer Ju– gend zum Wanken, die in frevelhaft über– steigertem Selbstbewußtsein ihren Weg ge– gangen war. Aus einer Götzendämmerung sondergleichen erwachte sie auf einem trost– losen Trümmerhaufen ihrer Ideale und wird eine leichte Beute der Lebensgier und Genußsucht, die, wie immer, die Straßen des Zusammenbruches kennzeichnen. So lebt sie heüte zum nicht geringen Teil ohne Religion und gültige [deale gedankenlos in den Tag hinein. Verweichlichung, Feigheit und Verkommenheit sind die verheerenden Folgen einer solchen Lebensführung, die zwangsläufig auf die schiefe Ebene führen muß. Unserer Jugend wieder die Ehrfurcht vor allem Göttlichen und Menschlichen ein– zuprägen, ist die vordringlichste Aufgabe für uns Angehörige der älteren Generation , die wir in uns das kostbare Gut die Erin– nerung an ein glückliches Zeital~er tragen, da von Menschentum und -würde kaum ge – sprochen, sondern sie nur betätigt wurden. Seit sich die Menschheit die Schönheit der Bergwelt erschloß, war der Alpinismus, vom einfachen Bergwandern bis zu den schwierigsten Problemen in Fels und Eis für jung und alt ein Jungbrunnen der Seele. Wer ist also mehr berufen als die Berg– steiger-Touristenvereine, unserer Jugend den \X'eg aus dem heutigen Engpaß egoisti– scher Gedankenwelt heraus zu freiem, wehr – haftem Menschentum zu weisen? So haben sich denn auch die Führer der Jungmannschaft unserer Sektion seit 1946 wieder mit Eifer an diese Aufgabe heran– gemacht. Die Jugend soll, ohne persönliche Vorteile im Auge zu haben, in selbstloser Weise Taten vollbringen und aus eigener Kraft emporwachsen zu einer eigenen Per– sönlichkeit mit Verantwortungsgefühl ge– genüber den Mitmenschen, der Heimat und dem Vaterland. Etwa zwei Jahrzehnte sind seit der Grü n - dung unserer Jungmannschaft verflossen. Viele schöne Berg- und Kletterfahrten im heimatlichen Gesäuse und Toten Gebirge wurden absolviert, auch Erstbesteigungen und Touren, die zu den schwierigsten Fahr– ten der Gruppe gehörten. Die Kriegsereignisse hemmten die berg– steigerische Tätigkeit der Jungmannen. Doch kaum vom Felde zurückgekehrt, suchten sie mit anderen Bergsteigern die Schutzhütten des Enns- und Steyrtales auf, um sie vor Plünderung zu schützen. Als dann die Sek– tion Steyr des „Dsterreichischen Alpen– verein " nach langwierigen Verhandlungen ihre Tätigkeit wiederaufnehmen durfte, wa – ren nur mehr wenige in der Jungmann – schaft. Es ist das besondere Verdienst des Jungmannenwartes Harald Niedermayr, alle hochgesinnten Kameraden zu einer Gruppe zusammenzufassen und die Jung– mannschaft dadurch neu erstehen zu lassen. Heute zählt die Jungmannschaft durch den Eintritt jungen Nachwuchses bereits 20 Mitglieder. Nicht die Schwierigkeit und Zahl der durchgeführten Touren ist unser Ziel, son– dern der Geist, in dem alle Berg- und Wan– derfahrten geführt werden. Wir pflegen stets die alte und einzig gültige Bergsteiger– auffassung: die Berge sind keine Sport– geräte, an denen mit technischen Hilfsmit– teln aus Eitelkeit, falschem Ehrgeiz oder ähnlichen Triebfedern trainiert wird. Wir wollen vielmehr mit Hilfe unserer vielgestal– tigen Bergfahrten im Sommer und Winter ein möglichst umfassendes' Wissen über un– sere schöne Alpenheimat erlangen und ihrer in Liebe und tiefer Verbundenheit allzeit gedenken . Der Weg zur Reife bedeutet die Ubung in vielen Tugenden; sie heißen: Un– ternehmungslust, 1\llut, Geistesgegenwart, Kühnheit, Ausdauer, Selbstbeherrschung, Gehorsam, Kameradschaft und Treue. Trotz unserem Selbstbewußtsein müssen wir dem Gegner Berg in demutsvoller Bescheidenheit nahen. Daß von der Jungmannschaft in jeder l·linsicht einwandfreies Verhalten und 27

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