75 Jahre Alpenvereinssektion Steyr

mauer, die uns hier die Steilabfälle der Südwand und des Westgrates darbietet. An– geregt durch den Gedankeil an bevorste– hende Gipfelfreuden verfolgen wir den Waldweg weiter bis zum „ßutterbründl", einem lieblichen Rastplatz, bei erfrischend klarem Quellwasser. In mäßigen Kehren geht es nun weiter, vorbei an einer male– risch gelegenen Jagdhütte, hinter der der Lugauer im Reigen der Gesäuseberge sicht– bar wird. Zum zweiten Ma le winkt nun die En nstaler Hütte, schon ganz nahe, - der kleine Hüttenberg ist bald erklommen, - freudig nimmt sie uns auf wie eine liebe alte Bekannte. Ehe wir aber eintreten, noch ein Blick zurück in den nahenden Abend. Wenn im geheimnisvoll en Weben der Abenddämmerung der Blick noch einmal den ganzen Kranz der Gipfel umfängt, dann umkreisen die Gedanken wohl un– willkürlich ein stilles, schlichtes Plätzchen im innersten Johnsbachtal, die letzte Ruhe– stätte jener kühnen Felsgeher, die ihrer nie erlöschenden Liebe zu diesen Bergen ihr Leben darbringen mußten. Am nächsten Tag harrt unser einer der lohnendsten Gipfelrundblicke der Ennstaler Berge. Tief unten St. Gallenertal, Ennsta l bei Großreifling und das ganze Ge·säi.ise. Die Fernsicht aber reicht von den nahen Gesäusebergen weg bis Großglockner, Dach– stein und Großer Priel und vom oberöster– reichischen Flachland bis zur Gleinalpe und Petzn. Mit Recht kann der Tamischbachtimn als einer der schönsten Aussichtsberge des Gesäuses genannt werden. In alpin1stischer Beziehung ergeben sich sehr dankbare Bergfahrten, auf die Tiefli, mauer und den Kleinen Buchstein, von de– nen einige an Sd1wierigkeit, aber ·auch an reiner 1':letterfreude den Königen der Ge– säuseberge kaum nachs~ehen. Darüber gibt ja der Cesäuseführer von Heß-Pichl er– schöpfenden Aufschluß. Sehr ai1regend sind auch die Gratwanderung von der Ennstaler Hütte über Tieflimauer und Kleinen Buch– stein zum Großen Buchstein und nicht zu– letzt die Anstiege auf den Tamischbachturm selbst vom Norden, insbesondere die un– mittelbare Nordwandroute. So ist also die Ennstaler Hütte hervor– ragend geeignet, jeden ihrer Besucher, vom einfachen Bergwanderer und Naturfreund bis zum erpichten Kletterer, genußreiche Tage zu vermitteln. Dr. Theodor Prock. Run~ um ~ie Seict,taubutte (Hoher Nock im Sengsengebirge) Geschäftig eilt das Züglein der Steyrtal– bahn dem Gebirge zu. Bei Grünburg noch im tief eingeschnittenen Flußbette der Steyr dahinpfauchend, fährt es unmittelbar vor Leonstein in freieres Gelände. Eben noch haben Landsberg zur Rechten und Gaisberg zur Linken den Flußlauf eingeschnürt, da öffnet sich plötzlich die Umklammerung und der breite Talkessel von Molln wird sicht– bar. Ringsum wird der Blick frei auf die Vorberge, die vom Hahnbaum bis Ames – berg rund um die liebliche Sommerfrische Molln einen schattigen Waldgürtel breiten. Dahinter aber, zwischen diesen Vorbergen und der duftigen Silhouette des Prielgebir– ges im Hintergrund, wird ein dreigeglieder- ter, felsiger Gebirgszug sichtbar, das Seng– sengebirge. Den Namen hat es wohl der in seinen Tälern seit Jahrhunderten ansässi– _gen Industrie, der Sensenerzeugung, zu ver– danken. Und ebenso, wie sich diese Indu– strie auf nahezu patriarchalischer Stufe er– halten hat, obwohl nicht allzlf ferne die– sem Landstriche das moderne Industrie– leben pulsiert, so aud1 ist dieses Sengsen– gebirge größtenteils unberührtes Urland, in dessen weltabgesd1iedene Täler und Kare nur selten andere Sterbliche denn Jäger und Holzfäller ihre Schritte lenken, mit einer einzigen Ausnahme, von der noch zu reden sein wird. Ein Paradies ist dieses Land dem- . jenigen, der das Wandern in stiller Ein- 19

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