75 Jahre Alpenvereinssektion Steyr

es dort wenigstens keine politischen Spal– tungen gibt. Wohl sind ihrer Vereinszuge– hörigkeit nach die einen z. B. Alpenvereins– mitglieder und die anderen „Naturfreunde"; im Herzen aber sind sie alle nur eines: wahrhafte von den Wundern der Natur beseelte ~md an sie hingegebene Natur– freunde und Bergkameraden. Und als solche würde man sie in jeder Tarnkleidung er– kennen . Herrn Winterer aber würde eine Tarnkleidung in den Bergen gar nichts nüt– zen, man würde trotzdem erkennen, daß er .... kein Bergsteiger ist. Wir würden von unserer kleinen Steyrer Warte aus e.s gar nicht unternommen haben, auf diese Angriffe Herrn Winterers gegen den Gesamtverein zu reagieren, wenn wir nicht gerade hier, in der Arbeiterstadt Steyr, auf Grund des besten Einvernehmens und guter Kameradschaft, die uns mit den hiesi– gen „Naturfreunden" verbinden, die wohl– tuende Gewißheit hätten, daß die besagten Anwürfe nichts anderes als wohlfeile Pro– pagandaschlager sind. Daß die hiesigen „Na– turfreunde" selbst, wie aus ihren Kreisen mehrfach versichert wurde, diesen Artikel als bedauerliche Entgleisung bezeichnen, ist uns ausreichende Genugtuung, zumal an an– deren Stellen der erwähnten Schrift „50 Jahre Naturfreunde" unserem Vereine eine weit freundlichere Würdigung zuteil wird. Diese Stellen entspringen der Feder und dem Geist wirklicher Naturfreunde und die– sen, unseren Steyrer Bergkameraden vom anderen Vereine, ist es unser aufrichtiges Bedürfnis, zu bestätigen, so wie sie es auch uns gegenüber getan haben, daß sie mit uns immer die beste Kameradschaft gehal– ten haben. Und es wird weiter so sein, des sind wir gewiß; wo immer wir einander in 14 unseren heimatlichen Bergen begegnen wer– den, wo immer wir, wie es schon geschehen ist, gemeinsam wandern und gemeinsame Gipfel- und Hüttenrast halten werden, dort überall werden wir auch weiterhin das sein, was wir einander bisher waren, treue Berg– kameraden und für gemeinsame Ziele auf– geschlossene Menschen. In diesem Sinne wollen wir an unserem Ehrentage den „Na– turfreunden" Steyrs ein herzliches „Berg– heil" zurufen und, ebensowenig wie in den Bergen, eine politische Demonstration darin erblicken , wenn sie es mit einem ebenso herzlichen „Bergfrei" erwidern. So möge nun diese bescheidene Fest– schrift ihren Weg antreten zu unseren Mit– gliedern, unseren Freunden und Gönnern und allen jenen, die für Bergsteigen und Bergsteigerwesen offenen Sinn haben. Sie werden unsere Bestrebungen verstehen und unsere Leistungen zu würdigen wissen. Es möge aber diese Festschrift auch wieder viele von denen werben, die bisher abseits gestanden sind. Möge sie auch bei ihnen jene Begeisterung anzufachen imstande sein, die uns beseelt und auch in ihnen die Er– kenntnis wecken, daß unsere Ziele wahr– hafter Dienst am ganzen Volke sind. Denn, wer in der Erhabenheit der Bergnatur seine seelischen Kräfte zu erneuern und in stän– diger Berührung mit den Berggefahren Kör– per und Geist zu stählen in der Lage ist, der wird auch in seinem Alltag ein wahrhaft guter, tüchtiger und hilfsbereiter Mensch, mit einem 'V:lort, ein ganzer Mann sein . Dies aber ist des Bergsteigens letzter Sinn und Zweck. Steyr, im Herbst 1949. Dr. Theodor Prock.

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