70 Jahre Steyrer Zeitung

Werden und Sein 1h den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts war die öffentliche Mei ­ nung der Stadt Steyr ausschließlich vom freisinnigen „Alpenboten “ beherrscht, der zu den radikalsten Blättern des Libera ­ lismus gehörte. Dessen unduldsame massive Angriffe auch auf katholische Kreise ließen in die ­ sen die Absicht reifen, ein eigenes Blatt herauszugeben. In wahrhaft origineller Weise wurde das Werk begonnen. In einer Linzer Druckerei wurden Lettern angekauft und mittels einer Handpresse wöchentlich eine Beilage zum „Linzer Volksblatt “ hergestellt, die sich mit Stey ­ rer Angelegenheiten befaßte. Gar l>ald wurde es klar, daß diese Beilage für den gedachten Zweck nicht ausreichte, und am 5. Jänner 1876 erschien denn auch die erste Nummer der „Steyrer Zeitung “ in der Stärke von vier Seiten. Das Blatt wurde bis 10. April 1887 in der Druckerei G. Bruckschweiger, Kir ­ chengasse 12, gedruckt; die Redaktion und Verwaltung befanden sich zunächst im Gasthof „Zum roten Krebs “ (Stadtplatz Nr. 44), wurden aber bald in die Nähe der Druckerei in die Kirchengasse ver ­ legt. Die „Steyrer Zeitung “ gewann zu ­ sehends an Verbreitung, führte viele po ­ litische Fehden, besonders mit dem „Zaun ­ könig vom Grünmarkt “ , wie der „Alpen ­ bote “ allgemein benannt wurde. Die Herstellungsverhältnisse der „Stey ­ rer Zeitung “ waren aber auf die Dauer unhaltbar. Die Druckerei und Redaktion lagen auseinander und überall war man nur geduldet, da nichts Eigentum der Zeitung war. Um auch hier Wandel zu schaffen, ent ­ schlossen sich 1881 katholische Männer der Stadt, eine eigene Organisation, den „Kath. Preßverein für Steyr und Umge ­ bung “ zu gründen. Schon fünf Jahre spä ­ ter konnte dieser daran gehen, eine eigene Das Motormuli mit 8 fm Schleif holz am Steil hang zu Tal t Druckerei einzurichten. In der Pfarrgasse Nr. 2 wurde das sog. „Pfingsterhaus “ ange ­ kauft und die Adaptierungsarbeiten der ­ art beschleunigt, daß am 10. April 1887 schon die erste Nummer der „Steyrer Zei ­ tung “ in der eigenen dort eingerichteten Druckerei hergestellt werden konnte. 20 Jahre später, am 19. März 1906, kaufte dann der „Preßverein für Steyr und Umgebung “ das Haus am Stadtplatz Nr. 2, nachdem die Räumlichkeiten in der Pfarrgasse für eine weitere Ausgestal ­ tung viel zu eng geworden waren. Die ­ ses wurde nach dem ersten Weltkrieg durch die Erwerbung des Hauses Schul ­ stiege Nr. 4. das dem Preßvereinsgebäude angebaut war, erweitert, so daß die Her ­ stellung der „Steyrer Zeitung “ , nachdem diese seit 1914 bereits im Rotations ­ druckverfahren erzeugt wurde, um die Einstellung von Setzmaschinen weiter modernisiert wurde. Dem Bedürfnis entsprechend, erschien neben der Samstag-Ausgabe der „Steyrer Zeitung “ jeweils eine zweite am Donners ­ tag früh, zum Wochenmarkt,' der ja seit eh und je viel Landbevölkerung nach Steyr zog. Dem Bestreben, das Erscheinungsinter ­ vall noch weiter zu kürzen, folgte dann 1919 wöchentlich eine dritte Ausgabe, die sog. Dienstagnummer, die am 1. Oktober 1919 zum erstenmal erschien. Die „Steyrer Zeitung “ brachte aber auch zwei Töchterblätter hervor. So erschien mit Jahresbeginn 1925 als Kopfblatt die „Mühlviertler Zeitung “ , die 1933 mit dem „Linzer Wochenblatt “ vereint wurde, und die „Kirchdorfer Zeitung “ , die am 3. März 1929 zum erstenmal und am 27. März 1938 zum letztenmal erschien. Mit Neujahr 1937 wurden übrigens die beiden Wochenausgaben der „Steyrer Zei ­ tung “ eingestellt, es blieb diese nur als Sonntagsblatt, daneben aber kam mit 2. Jänner 1937 die erste Nummer der „Steyrer Tageszeitung “ . Die allgemeinen wirtschaftlichen Ver ­ hältnisse ermöglichten der Tageszeitung aber nur ein kurzes Dasein; mit 1. Juli 1937 wurde diese wieder eingestellt, fort ­ an blieb aber die „Steyrer Zeitung “ in ihrer ursprünglichen wöchentlich ein ­ maligen Erscheinungsweise, bis ihr die NS-Aera im 63. Jahre ihres Bestandes ein Ende bereitete. Am 28. August 1938, die Nummer 35 dieses Jahrganges, erschien als letzte „Steyrer Zeitung “ , die seit den Märztagen ohnehin bereits ihr Gesicht ver ­ loren hatte. (Durch diese jahrelang« Unter ­ brechung kommt es, daß wir heuer den 70. Jahrgang feiern, obwohl die Zeitung schon vor 76 Jahren gegründet wurde.) Nach dem folgenschweren zweiten Weltkrieg war die Herausgabe einer Zei ­ tung an ein Permit der amerikanischen Besatzungsmacht gebunden. Nach an ­ strengenden Bemühungen war es am 26. Mai 1946 so weit, daß wieder die erste Sporhoffe Der Sti)t Enns GEGRÜNDET 1870 Durchführung aller Bank- und Sparkassengeschäfte, Devisenhändler. Beratung in allen Geld ­ angelegenheiten. Gesamteinlagen - per 20. September 1952 S 11,877.000 Nummer der „Steyrer Zeitung “ erschei ­ nen konnte. Trotz des Vorsprunges, den sich andere Wochenzeitungen durch ihr früheres Er ­ scheinen nach dem Kriege eroberten, fand die neue-alte „Steyrer Zeitung “ bald wie ­ der weiteste Verbreitung. Konnte diese auch wegen des Papiermangels zunächst nur mit 4 und 6 Seiten Umfang erschei ­ nen, das Blatt erreichte bald eine höhere Auflage als vor 1938 war. Viele Wochenblätter im Lande mußten seit dem Bestehen der „Steyrer Zeitung “ das Erscheinen einstellen; wir irren nicht: die „Steyrer Zeitung “ ist das älteste Wo­ chenblatt im Lande. Der große und treue Leserkreis kann nur ermutigen, in Zukunft wenn möglich mit noch mehr Sorge um die Ausgestal ­ tung des Umfanges und im Inhalt des Blattes bedacht zu sein. Das „Muli “ aus Molin Das „Motormuli “ als last tragender Raupenschlepper ist ein Holzbringungsfahrzcug mit universeller Verwendungsmöglichkeit, besonders für die österreichische Forstwirtschaft von größter Bedeutung und aus dieser nicht mehr wegzudenken. In den verschiedenen Uebersee-Ländern bereits in Verwendung, hat das Motormuli in Gebieten mit schwierigem Gelände auch bereits in der Landwirtschaft Eingang gefunden. Durch Anbringung einer Gummistollenkettc, welche die Benützung der öffentlichen Straßen und somit die Abfuhr des Holzes vom Schlag bis zum Verladebahnhof ermöglicht, wurde der Verwendungs ­ bereich wesentlich vergrößert. WlRSICHERUnGSAnSTAHV Linz, Herrenstraße 12, Telefon 2-61-11 Inspektorat: Steyr, Stadtplatz 19 (Oberinspektor Lindinger, Steyr, Enge Gasse 20, Tel. 2038) Vertretungen in allen O r ts g e m e i n d e n

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