70 Jahre Steyrer Zeitung

Kleiner Streifzug durch das Budidruckergewerbe Vor einem halben Jahrtausend I Eine der revolutionärsten Epochen für die kulturelle Entwicklung der Menschheit stellt un ­ bestritten dus 15. Jahrhundert mit der Erfindung der Buchdruckcrkiinst dar. Waren es erst Mön ­ che und Schönschreiber, die in mühsamer Arbeit einzelne Schrif ttumsblätter hervorbrachten, so wurden nun, durch Gutenbergs Verfahren, den Diuck mit beweglichen Lettern, angeregt, Druk- kereien (Offizinen) ins Leben gerufen, die Bibeln und Bücher in immer vermehrter Auflage her- stellten. Aus Originalen oder durch Faksimile wissen wir um den Anfang dieser ersten Meister und ihrer Schüler, die die Kunst des Typenzeichnens und -schneidens sowie das Setzen und Drucken ausübten. Sie schufen mit Messer und Stichel und hölzernen Handpressen bewundernswerte Druckwerke. Wir stehen noch heute im Banne dieser ersten Druckkunstwerke, die den Produk ­ ten unserer Zeit in Farbe, Formgebung und künstlerischem Geschmack, in Anbetracht der Primitivität der Mittel, die seinerzeit zur Ver ­ fügung standen, würdig zur Seite gereiht wer ­ den können. Bedenken wir nur die Entstehung eines damaligen Druckwerkes: Die einzelnen Leitern wurden auf Handgießinstrumenten selbst hergestellt; als Illustration gab es Holzschnitt oder Kupferstich; die Druckfarben wurden seihst angerührt und gekocht und mit lederüberzoge ­ nen Ballen auf den Satz aufgetragen. Gedruckt wurde auf hölzernen Pressen. Die Typographie im Wandel der Zeit. In der enormen Entwicklung der Technisie ­ rung, auf die wir noch in kurzen Hinweisen kommen werden, blieb dieses Kunstgewerbe in seinen Aufgaben nur im Druck mit beweglichen Leitern, seinem Grundanfange sozusagen, un ­ verändert. Typen und Materialien wurden bald gewerbsmäßig hergestellt, später fabriksmäßig in Massenproduktion; denn das Schriften-Mate- rial unterliegt nicht nur dem jeweiligen Zeit ­ geschmack, infolge seiner Legierung (Blei, Zinn und Antimon) nützt es sich auch verhältnismäßig rasch ah. in bester Qualität erzeugt IL7~ Ea n Blümelhuberstraße Kreuzung ll^l3llZ6nr60WF Ennserstraße Telefon 35 27 FEi ' K STEYR, ENGE 19 Einzeltypen und Farbe bilden wohl immer noch die Grimdelemenle der Typographie, vor ­ nehmlich bei Herstellung von Akzidenzsatz aller Art, Geschäflsdrucksorten usw., und der Hand ­ setzer setzt wie ehedem aus den fächerunterteil- teu Setzkästen Buchstaben für Buchstaben in den für alle Satzbreiten verstellbaren Winkel ­ haken. Aber die Technisierung bringt auch in die „schwarze Kunst" neue Probleme. Selbst in der mit stets neuestem Schrifibestand woldein­ gerichteten Druckerei kommt doch alles auf die künstlerische Gestaltung und Formgebung, auf das berufliche Können und den schöpferischen Geist des Mcusd ’ cn an; so ist die Budidrucker- arbeit mich heule trotz aller Mechanisierung eine künstlerische. , An geeigneten Hilfsmitteln zur Herstellung guter Druckwerke im sogenannten rationellen Sinne fehlt es den Druckereien von heute kaum mehr; denn im Wandel der Zeil ging ja, wenn auch Jahrhunderte dauernd, eine Entwicklung vor sidi, die uns, gemessen an den Anfängen der Typographie, einfach unfaßbar ersdicinen mag. Zwar dauerte es vorerst lange, bis ständige Druckereien überhaupt in den einzelnen Städten seßhaft wurden (in Steyr um 1600, Wander ­ drucker schon im Jahre 1525), und eine grund ­ legende Verbesserung im Druckverfahren leitete erst der Anfang des 19. Jahrhunderts ein mit der Erfindung der Zylinder-Schnellpresse durch den Deutschen Friedrich König, einer Presse mit beweglichem Fundament, die den Druckbogen schon auf mechanischem Wege über Zylinder dem Satz zuführte, woniit eine gewaltige Lei ­ stungssteigerung gegenüber der nun rasch wei ­ chenden Handpresse erzielt wurde. Die Betäti ­ gung dieser Schnellpresse erfolgte allerdings Jahrzehnte hindurch mit der Hand mittels gro- ßcn Schwungrades. Aber das Zeitalter der Ma ­ schinen war nun einmal gekommen und die Technisierung der Betriebe nahm ihren Lauf mit der Antriebskraft der Mo ­ toi cn. Schnellpressen und Tiegel (kleine Druck ­ maschinen mit Fußbetätigung) . wurden vervoll ­ ständigt und automatisiert, mit selbsttätigen Ein- und Auslegeapparaten versehen, zu Mehr ­ farbendrucken ausgebaut. Als weiteres Druck ­ verfahren erfand 1796 Aloys Senefelder die Litographic (Steindruck), aus welcher sich später auch der Offsetdruck ableitete. Um 1880 er ­ oberte sich die Setz- und Zeilengießmasdiinc ihren fast unumschränkten Platz in den Drucke ­ reien. Audi die Photographie wurde in den Dienst der Typographie gestellt und verdrängte die bisherigen Verfahren von Holzschnitten, Kupfer- und Bleistidien usw. Mit der Rotationsmasdiinc (derzeit sdion mehrfarbig) dürfte wohl die Vervollständigung der Druckerpressen erzielt sein, da sidi damit bereits Anzahl und Umfang von Druckarbeiten ins Unermeßlidie steigern lassen und sich so die Möglichkeit ergibt, aller nunmehr in allen Schichten der Bevölkerung des Lesens und Schreibens kundigen Welt Drucksdiriften in die Hand zu geben. . Daß manche dieser Neuerungen von den im Gewerbe Tätigen mit Mißbehagen verfolgt wurde und fast jede als Helferin der Menschheit hin- gestellte Masdiine viel eher als Bedroheriu der wirtschaftlidien Existenz galt, hatte wohl zum Teil seine Berechtigung, verlor sidi dodi uidit nur mehr und mehr die Möglichkeit, die früher den Tüchtigsten im Gewerbe offen stand, sich selbständig zu machen; es wurde audi mancher Gehilfe auf Kosten dieser Rationalisierungs ­ methoden entbehrlich. Aber, trotz mancher Krise, dieser uns als so ­ genannte Errungenschaft der Technik bekannte Weg der wirtschaftlichen Entwicklung nahm auch in unserem Gewerbe so wie in vielen anderen Berufen seinen Lauf, und wer nicht mittat oder konnte, war rückschrittlich und kam unter die Räder. Viele Kunststätten entglitten allmählich den Händen der gelernten Meister; und der Kaufmann und Händler bemäditigte sich ihrer. Kleinbetriebe blieben auf die Dauer nicht mehr konkurrenzfähig, an ihre Stelle traten immer mehr die Mittel- und Großbetriebe mit allen modernen Maschinen, mehr oder minder hygie- nischen Arbeitsräumen und einem entsprediend geschulten technisdien Personal, wohl auf freien Wegen in der Kunstrichtung wandelnd, aber mit dem Ziele cinfadister Zweckmäßigkeit. Der Preis, die Billigkeit ist in unserer Generation bestimmend geworden, und hier beginnt sidi endlidi das Dominierende der Technik günstig auszuwirken, indem es die an sidi hohen Her ­ stellungskosten bei demcntsprediend vermehrter, aber durch die modernen Maschinen spielend zu bewältigender Auflage, auf ein Minimum herab ­ senkt, sodaß jedem die Möglidikeit gegeben ist, Druckwerke zu erstehen. Daß von dieser Mög ­ lichkeit reichlich Gebrauch gemadit wird, das ist die Hoffnung aller Jünger der schwarzen Kunst für die Zukunft. Das Sdilußwort unserer Be ­ trachtung aber' sei der herzliche Dank an die Pioniere und Wegbereiter dieses edlen Gewerbes und nidit zuletzt an unsere Jubelfirma, deren Leitung es jederzeit verstand, die Druckerei unter tatkräftiger Mithilfe eines betriebstreuen Personals über alle Wogen des wirtsdiaf tlichen Auf und Ab hinweg zu ihrem heutigen leistungs ­ fähigen Stand zu bringen. Herzog Kupfer Wasserschiffe, Waschkessel, Futterkessel, Käsekessel, Branntweinbrennereien sowie deren Bestandteile. Kessel, Helme, Cibersteigrohre, Kühlschlangen, Rauchabzugrohre, Badeöfen, Kochgeschirre, Verzinnerei, sowie sämtliche einschlägige Reparaturen frei erhältlich bei KUPFERSCHMIEDE Steyr, Sierninger Straße 2t lelefot) 417-6 (Oft) Freitag, den 3., bis Montag, den 6. Ok ­ tober, der große, deutsche Spitzenfilm mit Hans Albers und Hildegard Kneef Nachts auf den Straßen Samstag, den 11., bis Montag, den 13. Oktober, die Schicksalstragödie des österreichischen Kronprinzen Rudolf in Das Geheimnis von Mayerling Jakob Wieltsch Transportunternehmen G a r s t e n Mühlviertler Webe stets bekannt, als die beste im Land im Spezialgeschäft Karl Grims STEYR, SIER N I N G ERSTRASSE 27 Ing-. Kail Rei Her STEYR, D A M B E R G G A S S E 2 Kühlanlagen, Kühlschränke, Küchenmaschinen, Reparaturdienst. SEIT 1889 FAHRZEUG- UND MASCHINENHANDLUNG OTTO WOLF STEYR, GRÜNMARKT 15 Bürstenfabrik fef IW, Stent Gegründet 1862 Tel. 2980 Empfiehlt sich für die Fertigung und Lieferung sämtlicher technischer Haus ­ hai tbürsten u. Pinseln zu den äußersten Tagespreisen. KAROSSERIEBAU- UND KÜHLERSPENGLEREI Neuanfertigung und Reparaturen jeder Art STEYR, Blümelhuberstraße 46, Tel. 32 23 Franz Mayr ’ s Nachfolger Inhaber Anton Weindl Steyr, Oberösterreich Wolfern 10, Telefon 75 LEOPOLD Dachdeckermeister STEYR. Ob.-Ost. Wioserfeldplalz 2 / Telephon 404/2 Sämtliche Dachdeckarbeiten wie Eternit-, Ziegel- und Schwarzdeckarbeiten / Lager von Eternit / Jede Art von Dachziegeln und Dachpappe ner-Bankerl “ , gleichsam unter den Fittichen des Genius loci. Der muß schon ein hartgesottener und aller Gefühle barer Bursche sein, der Dich nicht zu lieben vermag. Wer dächte bei Deinem Anblick, liebes Steyr, nidit des Dichterworts: „Wo habt Ihr desscngleichen schon gesehen? Sdiaut ringsumher, wohin der Blick sich wendet, Lachts wie dem Bräutigam die Braut entgegen Mil hellem Wiesengrün und Saatengold, Von Lein und Safran gelb und blau gestickt, Von Blumen süß durdrwürzt und edlem Kraut, Schweift es in breitgestreckten Tälern hin — Ein voller Blumenstrauß, soweit es reicht. “ (Grillparzer: Lobspruch auf Oesterreich.) Dem Kunstsinnigen schenkst Du soviel Ein ­ drücke, daß er sich ihrer kaum erwehren kann. Hier, wo alle Kunstfornien aufeinandertreffen, erkennt der musische Mensch, wie kulturell hodistehend schon seine Vorfahren gewesen. Un ­ zählige Fresken. Sgraffiti weisen darauf hin. Und was wärst Du ohne den Mann, der Dei ­ nen Ruf in alle Erdteile hinausgetragen: Josef W c r n d I. Zuviel ist schon über ihn gesagt und geschrieben worden, als daß hier eine ein ­ gehende .Schilderung noch nötig wäre. O b Seite Festansgabe zum 70. Jahrgang der „S T E Y R E R Z E 1 T U N G M Dein gotisdics Münster, Dein spätbarockes Rathaus und Deine vielen barocken Patrizier ­ häuser — wie beeindruckt all dies mich immer aufs neue. Ucber Dein Kugclpflaster mögen schon viele gelacht haben — aber ist es nicht ein Stück Gcsdiidite? Und wie herrlich rausdien Deine Wasser! Welch ein berückendes Bild, wenn der Mond sich in den Fluten der Steyr und Enns spiegelt. Erinnerungen an meine Redakteurzeit Fortsetzung Die christliche Landarbeiterschaft, die beim Streik nicht mittat und in Sekretär Kletz ­ in a y r jun., Landarbeiterbundobmann Franz II a m sp öc k und Landarbeitersekretär Georg S t e in p f e r treue Führer hatte, wurde unter ­ stützt von über hundert Bauernsöhnen und -töchtern aus den Gerichtsbezirken Enns, Markt St. Florian und Neuhofen a. d. Kreins, die auf den Aufruf des Oberösterreichischen Bauern ­ bundes hin die Arbeitsplätze der streikenden Landarbeiter cinnahmen. Die Organisation die- Kunst und Natur: beides obwaltet in be ­ glückender Fülle in Deinem Bereich. Deshalb, Du Stadt mit Deinem ewigen Lä ­ cheln und Deinen grünen Hängen ringsum, sei Dir dieser Liebesbrief anheimgegeben. Immer will ich singen von Deinem nieversiegenden Glanz, von Deiner berausdienden Schönheit und von den steinernen Zeugen Deiner frühesten Tage. In immerwährender Heimatliche Dein Leopold Wirth. von Seite 2 ser Selbsthilfe lag in den Händen der drei Bauernführer Franz Nöck am aus Enns, Oekonotnierat Josef II o i s 1 b a u e r, Bürger ­ meister in Markt St. Florian, und Franz Ober in a y r, Bürgermeister in Kematen a. d. Kreins. \ erabredungsgemäß blieben die Bauern- Söhne und -töchter aus den Gerichtsbezirken Grünburg, Kremsinünster und Linz-Land in Bereitschaft, falls sich der Streik weiter aus ­ dehnen sollte. Die Bemühungen des Bezirkshaüptniannes Dr. Pilshofer und die der oö. Landes ­ regierung, die den Bauernbundobmann National ­ rat Födermayr mit einer Aussprache mit den Sozialdemokraten beauftragte, scheiterten. Dok ­ tor Pilshofer wurde auf dem Stadtplatz in Steyr im Laufe einer Demonstration blutig geschlagen und mußte sich in Spitalsbchand- lung begeben. Da aber die Bauern nicht auf die Forderung nach Anerkennung der sozialdemokratischen Landarbeiterorganisation eingingen, im übrigen aber erklärten, sie würden alle Streikenden, die bis Montag, 10. Juli, 8 Uhr früh, zur Arbeit zurückkehren, wieder in Dienst nehmen und sie nicht maßregeln, brachen sie selbst den Streik nach 23 Tagen Dauer ab. Begreiflicherweise war während' dieser Zeit auch die „Steyrer Zeitung “ verschiedenen An ­ feindungen ausgesetzt. War doch in der Re ­ daktion dieses Blattes der Sitz der Streik ­ abwehrstelle und überdies der verantwortliche Redakteur deren Leiter. Aber auch diese kri ­ tische Zeit ging vorüber. Als der Schreiber dieser Zeilen am 1. Oktober 1922 der Berufung als Direktor des Ober- österreichischen Bauernbundes nach Linz Folge leistete, erhielt die ..Steyrer Zeitung “ in Redakteur Hans B a u s e n w e i n einen Jour ­ nalisten mit einer ausgezeichneten pohtisch- saty rischen Schreibweise. Wohl kaum hatte eine Zeitung des Landes solche politische Verfolgungen zu erleiden, wie die „Steyrer Zeitung “ . Da sie jederzeit ’ auf ­ recht ihren christlichen und vaterländischen Weg ging, so blieb sie schließlich immer Sieger.

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