60 Jahre Rotary Club Steyr 1929-1989

--------•-------- Auf der Rückseite des imArchiv der Stadt Steyr befindlichen Original des Kaufvertrages wird später vermerkt: kawffbrief vber den alten Pfarrhof, der nue (jetzt) die Schuel ist!" Während in den Stadtrechten von Wien, Krems und Wiener Neustadt eine Schule erwähnt wird, enthält das „Große Privilegium der Stadt Steyr" aus dem Jahre 1287 keinen solchen Hinweis. Steyrs Bürgersöhne besuchten vorher und auch noch damals die Klosterschulen in Garsten und Gleink. Besonders die Schule in Garsten, die Abt Berthold gegründet hatte, erfreute sich großen Ansehens. Der erste Schulmeister in Steyrwird am 1. Februar 1344 im Testament des Bürgers und Stadtrichters Peter Panhalm genannt. Diese Schule war von Garsten aus gegründet worden. Nach der Steyrer Pfarrkirchenordnung hatte sich der Schulmeister bei gottesdienstlichen Handlungen musikalisch zu betätigen. Am19. Oktober 1478wird in einemweiteren Kaufbrief dieser Weg nunmehr als „kirichstyegen" (Kirchenstiege) erwähnt - so auch drei Jahre später. Nicht nur die Notiz im ersten Kaufbrief von 1399 weist darauf hin, daß das Haus Pfarrgasse Nr. 11 als Schule Verwendung gefunden hat, sondern auch eine Beschwerde des Stadtpfarrers aus dem Jahre 1490. Das „Nachrichterhaus", das Gefängnis (heute Grünmarkt Nr. 14) wurde zu nah an die Schule gebaut und mit einem Fenster zu dieser Schule versehen, sodaß die dortigen Schulkinder von den Gefängnisinsassen nicht gerade erbauliche Dinge sehen und hören konnten. Der geistliche Herr fand mit seinem Bedenken Gehör, und das Fenster wurde zugemauert. Die gegenwärtig den Friedhof abgrenzende Mauer, die den Ausblick zum Nachrichterhaus verhindert, bestand damals noch nicht. Wie die Pfarrkirchenrechnungen beweisen, wurde diese erst 1544 errichtet. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts war mit der Umgestaltung der romanischen Pfarrkirche begonnen worden. Der wirtschaftliche Aufstieg der Stadt Steyr und seiner Bürger in dieser Zeit hatte dies ermöglicht. Der erste Baumeister so den Anfang von diesem Gebäu gemacht hat, hat Hans Fuchsbaum geheißen!" berichtet Valentin Preuenhueber in seinen Annalen. Hans Puchsbaumwar der Gründer der Steyrer Bauhütte, einer Nebenlade der Bauhütte zu St. Stephan in Wien gewesen. Seine Pläne der Kirche in Steyr sind in der Akademie der Bildenden Künste in Wien erhalten geblieben. Beim Neubau der gotischen Stadtpfarrkirche hat sicherlich auch die Friedhofstiege eine Umgestaltung erfahren. Am 18. März 1522 brach auf dem Stadtplatz ein Feuer aus, das sich zu einem katastrophalen Großbrand entwickelte. Neben vielen Bürgerhäusern wurde die in Fertigstellung begriffene Stadtpfarrkirche ein Raub der Flammen. Das Schulhaus und die Friedhofstiege wurden zerstört. Vorerst ließ die Bürgerschaft nur die ärgsten Brandschäden beheben. In den folgenden Jahrzehnten wurde wieder die Friedhofstiege in der Form der Renaissance, die teilweise auf uns gekommen sind, errichtet. In der Zwischenzeit war auch der Friedhof bei der Kirche zu klein geworden. Er wurde zunächst nach Steyrdorf verlegt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde dieses Problem mit dem Bau des reizvollen und interessanten Taborfriedhofesgelöst. Nurmehr prominente Bürger der Stadt fanden in und bei der Pfarrkirche ihre letzte Ruhestätte. Wir befinden uns in der Pfarrgasse - im Angesicht dieser Stiege - nicht nur im historischen Gebiet, sondern darüberhinaus auch auf kulturgeschichlichem Boden. Im Hause Pfarrgasse Nr. 7 wohnte 1616 bis 1627 mit Nikolaus Lindwurm, ein bedeutender Vertreter des Meistergesanges in Steyr, ein Kollege in der Kunst des Nürnbergers Hans Sachs. Lindwurm mußte 1627 als Protestant die Eisenstadt verlassen. Im Hause Pfarrgasse Nr. 12, das von 1543 bis 1558 der erste protestantische Schulmeister und Rektor der Lateinschule in Steyr Andreas Kuttner besaß, wurde 1787 der Dichter und Bücherzensor JohannMayrhofer geboren. Die dankenswert vom Verein Heimatpflege gestiftete Gedenktafel erinnert daran. Aus der Begegnung mit Franz Schubert, der dreimal in Steyr weilte, entwickelte sich eine Freundschaft. Schubert, der 1819 seinem Bruder Ferdinand schrieb: ,,Die Gegend um Steyr ist über allen Begriffen schön!" und an Mayrhofer selbst im gleichen Jahr: In Steyr hab' ich mich und werd ich mich noch sehr gut unterhalten!" begeisterten die Gedichte Mayrhofers und Schubert vertonte 47Schöpfungen seines Freundes aus der Eisenstadt. Wir bleiben bei berühmten österreichischen Komponisten, die mit Steyr in Verbindung gestanden waren. Von Franz Schubert kommen wir nunmehr zum

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