Natürlich blieben auch die drei anderen öffentlichen Schulen Gmundens nicht verschont. In alle Richtungen wurden die Klassen zerstreut, in das Pensionat Ort, in die Wandelbahn des Sanatoriums, in den Schlafsaal der Verpflegsstation, in die Gasthöfe „Zur Linde''-, ,,Zum Brunnen", ,,Zum liirschen" und „Zur Post", ins Kinderasyl, ins St. Josefsheim, in den Stadtpfarrhof, in das J~athaus und in den Gesellenvereinsaal. So sah der Schulbetrieb im erster Kriegsjahre aus. Es ist selbstverständlich, daß diese Verhältnisse auf die Kinder keinen günstigen Einfluß ausübten. Dazu kamen noch andere nachteilige Umstände, ein fortwährendei· Lehrer- und Stundenplanwechsel, die Väter eingerückt, die Mütter in Arbeit. Trotzdem war das Verhalten der Jugend in dieser Zeit ein anerkennenswertes. In den folgenden Kriegsjahren war es nicht anders. Die Schule kam nie zur Ruhe, manche Nebengegenstände mußten gänzlich ausgeschaltet und die übrigen konnten nur in vermindertem Umfange behandelt werden. In diese Zeit fällt der Beginn des sonntäglichen Schulgottesdienstes in der Stadtpfarrkirche. Seit dem Beginn des Schuljahres 1915/16 besuchen die Schüler und Schülerinnen der beiden Bürgerschulen und der oberen Klassen der Volksschulen die Schulmesse mit Exhorte an jedem Sonn- und f'eiertage des Schuljahres, die vom jeweiligen Religionslehrer der Knaben-Bürgerschule gelesen wird. Im November 1918 fand der unglückliche Krieg sein Ende, mit ihm aber auch unser altes Reich. die Oesterreichisch-ungarische Monarchie. Die Deutschen in Oesterreich waren plötzlich auf sich selbst gestellt und sollten in einer neuen Staatsform ein neues Leben beginnen. Die allgemeine politische Unruhe dieser Zeit teilte sich auch dem Schulleben mit und es setzte ein fast beängstigender Reformeifer ein, der aber glücklicherweise an den Quadern des vom alten Staate übernommenen Schulwesens Widerstand fand. Die Reformbewegung führte zu keiner Aenderung der Schulgesetze, sondern schlug den Weg der Versuche ein, die das Volksschulwesen dieser Jahre fast ganz beherrschten. Die Bürgerschule blieb davor mehr verschont, denn man wollte den Umbau im Verein mil der Mittelschulreform lösen. Mit Beginn des Schuljahres 1919/20 konnten endlich nach fünfjähriger Unterbrechung alle Klassen der Volks- und Bürgerschulen im Schulgebäude wieder untergebracht werden. Allerdings mußte noch weiter an der Wiederherstellung der Räume, Gänge usw. gearbeitet werden. Nur der Turnsaal blieb noch einige Zeit unbenützbar, erst ab 15. März 1920 setzte der regelmäßige Turnbetrieb ein. Die Knaben- und Mädchen-Bürgerschule stand bis März 1919 unter gemeinsamer Leitung. In diesem Monate erfolgte eine provisorische Trennung, die mit 1. Jänner 1922 in eine dauernde überging. (Seite 20.) Seit dieser Zeit nahm jede der beiden Schulen ihre eigene Entwicklung. Für das Schulwesen in Gmunden begann nun wieder eine Zeit des Aufschwunges. Doch die Räumlichkeiten für vier getrennt geleitete Schulen reichten nicht aus. Man schritt daher im Jahre 1919 unter Bürgermeister Dr. Krackowizer an den Aufbau des dritten Stockwerkes, der jedoch nur auf den rückwärtigen beiden Seitentrakten durchgeführt wurde. Es wurde dadurch u. a. ein neuer lichter Zeichensaal für die Knaben und ein Iiandarbeitssaal für die Mädchen geschaffen. Nach Neujahr 1920 war der Aufbau vollendet, den Räumen fehlte aber noch jede Einrichtung, so daß erst im September 1920 der dritte Stock bezogen werden konnte. Nun war auch die Möglichkeit gegeben, die schon 1914 bewilligte Parallele zur 2. Klasse der Knaben-Bürgerschule, di~ infolge der Kriegsverhältnisse nicht eröffnet werden konnte, endlich zu erlan23
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