pädagogische Gedanken zur Oberfläche gedrungen, die sich nach und nach Beachtung verschafften. Vor allem war es die kunsterziehliche Strömung, die den Unterricht zu befruchten begann. Es waren zwar in dem neuen Lehrplane noch nicht alle diese Strömungen zur Geltung gekommen, doch gerade im Zeichnen sind freiere Methoden gestattet worden. Aber auch der Iieimatgedanke verschaffte sich immer mehr Geltung und gab der Schule eine wertvolle Grundlage. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts war also das österreichische Schulwesen im allgemeinen und das von Gmunden im besonderen in sicherem Aufsch\vunge begriffen. Da brach 1914 der Weltkrieg herein. Durch seine lange Dauer und durch die unerhörten Anforderungen, die er an die Volkskraft Oesterreichs stellte, wurde das alte Reich in seinen Grundfesten erschüttert. Daß ein solches Ereignis auch vor den Toren der Schulen nicht lialt macht, ist selbstverständlich. Ganz besonders reich mit unterrichtsstörenden Verfügungen waren die Gmundner Schulen bedacht worden, so auch die KnabenBürgerschule. Am Beginne des Schuljahres 1914/15 brachten die Einschreibungen ein überraschendes Ergebnis, es hatten sich 100 Knaben, darunter 40 von auswärts, zur Aufnahme in die Bürgerschule gemeldet, das ist eine Zahl, die vorher noch nie erreicht worden war. Die zweite Klasse erhielt mit 62 Schülern zum erstenmale eine Parallelklasse, so daß die Schule nun aus fünf Klassen lfostand. Von den Lehrkräften standen die beiden Fachlehrer Max Mich! und Alois Metz unter den Waffen, für die nur eine Aushilfskraft bewilligt wurde, so daß die beiden zweiten Klassen zusammengezogen werden mußten. Mitte November 1914 verbreitete sich die Nachricht, daß in Gmunden Räume für Spitalszwecke gesucht werden. SchlLeßlich wurde die Räumung des Schulgebäudes verfügt. Binnen 48 Stunden mußte das Schulhaus leer sein. Nun hieß es, Unterkunftsmöglichkeiten für die Schulen zu suchen. Der Knaben-Bürgerschule wurde das Kurhotel in der Satoristraße zugewiesen, in dem sie die Räume im Erdgeschoß ab 9. Dezember belegen konnte. ,,Der zugewiesene Raum war wohl klein, aber es ging. freilich glich das Leben und Treiben mehr dem eines Ameisenhaufens als dem einer Schule", schreibt der Chronist. So blieb es bis Ende April 1915. Das Kurhotel mußte nun mit Rücksicht auf den beginnenden fremdenverkehr geräumt werden und die KnabenBürgerschule erhielt ein Asyl im Staats-Realgymnasium, wo ihr ein Lehrzimmer für den ganzen Tag und drei nur für die Nachmittage zur Verfügung: gestellt wurden. Es konnte also nur lialbtagsunterricht erteilt werden; der eine f~aum am Vormittag wurde für den Unterricht in den nicht verbindlichen fächern benützt. Am 3. Mai konnte dieser „verkürzte" Unterricht begonnen werden. Doch schon nach einem Monat, am 2. Juni 1915, kam die unerwartete l\!achricht, daß auch das Staats-Realgymnasium als Not-Reservespital einzurichten sei, da das Spitalsobiekt „Kurhaus" geräumt werden müsse. Es mußte nun die Knaben-Bürgerschule wieder wandern und sich ein neues lieim, das vierte in diesem Schuljahre, suchen. Sie erhielt für vier Klassen zwei Lehrzimmer zugewiesen; eines im Gasthause zu Weyer für die zweite und dritte Klasse, wo vorher eine Klasse der Mädchen-Volksschule untergebracht war, und eines im Schulhause zu Eck für die beiden ersten Klassen. Natürlich konnte nur lialbtagsunterricht erteilt werden. Dieser Betrieb dauerte jedoch nicht lange, denn Ende Juni kam plötzlich die Verfügung, daß das Schuljahr mit 30. Juni zu schließen sei. t:s war dies ein G!iick für die Schule, denn am 3. Juli mußte das Lehrzimmer in Weyer wegen Iiochwassergefahr geräumt werden. 22
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