60 Jahre Knabenhauptschule Gmunden

Der Schulsprengel umfaßte damals sämtliche liäuser der Steuergemeinde Gmunden und jene der Steuergemeinde Traundorf, die innerhalb des städtischen Burgfriedens gelegen waren. Neben dieser mehr äußerlichen Entwicklung war aber auch ein Aufschwung des inneren Schulbetriebes deutlich zu spüren, was auch von der damaligen Schulbehörde öffentlich anerkannt wurde. Mittels I<egierungserlasses vom 13. Dezember 1823 wurde die Stadtschule zu Gmunden zu einer „Musterschule" erhoben, d. h. für geeignet erklärt, den übrigen Unterrichtsanstalten des Schuldistriktes als ein pädagogisches Vorbild zu dienen. Dies war vor allem das Verdienst des damaligen Leiters der Schule Johann N. Wolf, von dem schon früher die Rede war, und der von nun an den Titel „Musterlehrer" führte. Er war nicht nur ein trefflicher Schulmann, sondern auch wegen seiner literarischen Tätigkeit eine besonders in Künstlerkreisen geachtete und bekannte Persönlichkeit. Es muß hier noch eine Lehranstalt Gmundens erwähnt werden, die in diesen Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung stand, nämlich die ehemalige Schule in Weyer. Durch letztwillige Verfügung des Karl Josef von Frey, ,,der Römisch-Kayserlichen Majestät Rath, Landrath und Verordneter des Erzherzogtums Oesterreich ob der Ens, Besitzer der Iierrschaften Weyr, Waldbach und Mühlwang", war im Jahre 1738 das Schloß Weyer bei Gmunden zur Erziehungsstätte von zwölf Waisenknaben bestimmt worden. Diese genossen im Waisenhause auch Unterricht in den Trivialgegenständen, aber auch in der „Civilbaukunst, Geometrie, Mechanik und Zeichenkunst". Es war ihnen zu diesem Zwecke ein eigener Instruktor beigegeben, der zugleich die Stelle eines Verwalters des ttauses bekleidete. Diese Privatschule für Waisenknaben bestand bis zum Jahre 1776. In diesem Jahre war das landesfürstliche Salzoberamt in Gmunden als Vogtobrigkeit des Waisenhauses von der „k. k. teutschen Schulcommission" beauftragt worden, die Privatschule ohne weiteren Verzug in eine öffentliche Trivialschule umzugestalten. Im Jahre 1777 wurde der Auftrag durchgeführt, es unterzog sich der damalige Waiseninstruktor Franz X. Nippel der vorgeschriebenen Lehramtsprüfung an der Normalmusterschule in Linz und er konnte somit im Iierbste desselben Jahres an der neueröffneten „k. k. Trivialschule zu Weyer" als erster Lehrer angestellt werden. Dieser Schule wurden nun alle jene Kinder zugewiesen, die bisher die nunmehr aufgelassene Schule am Plassauerhofe besucht hatten. (Siehe Seite 11.) Der Sprengel dieser Schule umfaßte somit die Ortschaften Weyer, Traunstein, Mühlwang, Tastelberg, Schlagen und Teile der Vorstadt Traundorf. Sie bestand aus zwei Klassen, in denen Knaben und Mädchen gemeinsam in zwei Lehrzimmern ganztägig unterrichtet wurden. Die Schülerzahl schwankte zwischen 133 und 240. Den Religionsunterricht besorgte zweimal wöchentlich ein Geistlicher der Stadtpfarre. Im Jahre 1869 war die Schule in Weyer zur dreiklassigen Volksschule erweitert worden. Da inzwischen auch die Stadtschule in Gmunden bedeutend erweitert und ausgebaut worden war (siehe Seite 17), wurde im Jahre 1875 die Auflassung der Weyerschule verfLid, die mit Ende des Schuljahres 1878/ 79 auch durchgeführt wurde. Die eingeschulten Kinder wurden in die Schulgemeinde Gmunden einbezogen. Obwohl die S.tadtsclrnle in Gmunden seit 1823 als Musterschule bezeichnet wurde, hatte sie doch nur den Rang einer Trivialschule, es wurden also an ihr dieselben GegenstiiJ1de in dem gleichen Umfange gelehrt, wie in den umliegenden Pfarrschulen. Dem Einschreiten der Bürgerschaft, die mehrmals darauf hinwies, daß in Gmunden und im Salzkammergute zahlreiche Beamtenfamilien leben, für die eine bessere und leicht erreichbare Lehranstalt ein großer Vorteil wäre, ist es zu danken, daß mitten im Sturmesjahr, am 18. März 1848, die 14

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