60 Jahre Knabenhauptschule Gmunden

erteilt wurde. Der erste Schulmeister, den wir mit Namen kennen, ist Konrad Kolbegkh, der 1499 urkundlich erwähnt wird. Das Gebäude, in eiern clie lateinische Schule untergebracht war, erscheint 1448 urkundlich auf. Es war dies jener Teil des liause am Kirchenplatz Nr. 1, der die eine Seite der Pfarrhofgasse zuwendet, eiern Zecharnte der Pfarrkirche gehörte und von diesem erhalten wurde. Wir sehen also, daß Gmunden schon im Mittelalter eine Schule hatte. B. Im Zeitalter der R.eiormation und Gegenreformation. D ie 1ateinische uncl die cl eutsche Schu\e. Am Beginne der Neuzeit ging in den deutschen Landen eine religiöse Umwälzung vor sich, die im Jahre 1517 von Martin Luther in Wittenberg ausgelöst wurde und gewöhnlich mit eiern Namen Reformation bezeichnet wird. Diese rief auch in unseren Gegenden eine Scheidung der Geister hervor und verhältnismäßig bald fand in Gmunclen die neue Lehre Eingang. Schon vor eiern Jahre 1524 waren in Gmunden verschiedene Anhänger Luthers, darunter der Priester Caspar Schilling, der auch Rektor der Stadtschule war. Diese Stadtschule war eine vorn Magistrate errichtete „deutsche Sc h u I e", so genannt, weil die Kinder deutsch lesen und schreiben lernten, somit im Gebrauche ihrer Muttersprache unterrichtet wurden. Später trat anch noch das Rechnen hinzu und der Religionsunterricht durch den Seelsorger an jedem Sonntage in form der „Kinderlehre". Die cl e u t s c h e Sc h u I e o cl e r Stadt s c h u I e wurde von Knaben und Müclchen besucht, ohne daß man von einem Schulbesuchszwang sprechen konnte. Sie stand ebenfalls in enger Verbindung mit der Kirche, darum wurde diese neue Anstalt im alten Schulgebäude untergebracht, wo sie die ebenerdigen Räume einnahm, während die lateinische Schule den ersten Stock belegt hatte. Dieses Schulhaus brannte im Jahre 1575 nieder, wurde aber noch im selben Jahre wieder aufgebaut und außerdem im nächsten Jahre bedeutend erweitert, weil das anstoßende liaus „zur Besserung der Schul" überlassen wurde. Dadurch hatte man auch eine Wohnung für den deutschen Schulmeister und seinen Gehilfen gewonnen. Sowohl an der lateinischen als auch an der deutschen Schule in Gm'unclen wirkten in diesen und den folgenden Jahren bald katholische und bald protestantische Lehrer. Als infolge der sogenannten Gegenreformation die evangelischen Schulmeister das Land verlassen mußten, hörte im Jahre 1598 die deutsche Stadtschule zu bestehen auf. Sie wurde aber 1606 wieder ins Leben ~erufen und vom Magistrate über Vorschlag des Stadtpfarrers eiern lateinischen Schulmeister clas „Directorium über clie teutsche Schuel" übertragen. Es wurde ihm aber freigestellt, dieselbe durch einen Schreiber oder „Junghmaister" versehen zu lassen. Da aber dieser Mann hiezu keine Lust zeigte, wurde ein eigener deutscher Schulmeister aufgenommen. Derselbe hieß Caspar Ulrich Pleclacher, der früher als Protestant schon in Gmunden unterrichtet hatte, aber im Jahre 1598 vertrieben worden war und nun sich „zur katholischen Beicht und Communion eingestellt" hatte. Im Jahre 1608 war jedoch das evangelische Religions-Exerzitium wieder gestattet worden und es wurden nun die Schulen Gmunclens abermals mit lutherischen Lehrern besetzt. Seit diesem Jahre bestand für die Kinder der katholisch gebliebenen Bewohner eine eigene deutsche Schule, an der Martin 5 an n i g wirkte. Gmunden besaß also damals drei Schulen: die lateinische, clie evangelische deutsche uncl die katholische deutsche Schule. So blieb es bis zum 13. Oktober 1624, an welchem Tage mit den evangelischen Predigern auch clie lutherischen Lehrer lO

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