1. Die Entwicklung des Schulwesens in Gmunden. (Mit besonderer Berücksichtigung der Knaben-Hauptschule.) A. Im Mittelalter. D i e e r s t e S c h u I e i n G m u n d e n. Karl der Große (um 800) ist der erste ,veltliche lierrscher, der für die Erziehung und den Unterricht seiner Untertanen Sorge trng. Er wollte alle Völker seines Reiches durch ein geistiges Band, nämlich durch Religion, Bildung und Sitte verbinden. Das Mittel hiezu sollte ein lückenloses System von Schulen sein. Die Kräfte zur Ausführung seines Planes suchte er bei den Geistlichen, die Seelsorgstationen sollten auch zu Bildungsstätten für das Volk g-emacht werden. So gaben sich unter ihm und seinen Nachfolgern Kirche und Staat die liand zum gemeinsamen Werke der Begründung christlicher Zivili sation. Obwohl es sich bei diesen Bestrebungen zunächst mehr um religiöse Unterweisung handelte, so lagen in ihnen doch die Keime der Volksschule. Die Begabteren der Gemeinde lernten lesen und auch schon schreiben. Mit der Vermehrung der Seelsorgstationen wuchs auch die Zahl der Pfarrschulen. Sie vei'mittelten natürlich nur wenigen Schülern die elementaren Kenntnisse, da es keinen Schulzwang gab. Der eigentliche planmäßige Unterricht blieb in diesen Zeiten den Dom- und Klosterschulen vorbehalten. freilich wurde da in erster Linie für den Unterricht des geistlichen Nachwuchses gesorgt, aber später nahm 111an auch Kinder auf, die weltliche Berufe ergreifen wollten. Im 13. Jahrhundert begann das Aufblühen der Städte (Gmunden wird schon 1301 als Stadt bezeichnet), Universitäten wurden gegründet (Wien 1365), es entwickelte sich ein reger Verkehr in unseren Landen. Von der damaligen Geistesrichtung des liumanismus gingen Anregungen aus, die einerseits das ßedürfni an Bildung erhöhten, andererseits die Befriedigung des Bildungsbedürfnisses erleichterten. Die Universitäten gaben dem Volke jetzt Lehrer, fahrende Scholaren und junge Magister waren um Geld zu haben. Die Städte ~ingen voran. Sie hatten das meiste Interesse daran, die Erlangung einer Bildung zu ermöglichen, die den gesteigerten Anforderungen der Zeit entsprach, ohne auf die oft weit entfernten Klöster angewiesen zu sein. Man wollte im Orte selbst höheren Unterricht, weil er so auch billiger war. Man nahm im Einvernehmen mit der Kirche einen Magister auf, der nun ganz nach dem Muster der kirchlichen Schulen den höheren Unterricht organisierte, bei dem a11ch die lateinische Sprache zu lehren war. Latein war ja die Sprache nicht nur der Kirche, sondern auch alles geschäftlichen Verkehrs in dieser Zeit. Daraus geht hervor, daß die erste Schule in Gmunden eine „lateinische Schule" gewesen sein muß. In einer Urkunde vom 6. November 1371 wird erst111als ein Schulmeister in Gmunden genannt, der also ein „lateinischer Schulmeister" war. Es ist aber anzunehmen, daß viel frü-her in Gmunden Unterricht 9
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