60 Jahre GWG Steyr

40 Ohnmacht ohne Grenzen Das Jahr 1986 wurde zum Albtraum für die Menschheit oder zumindest für jenen Teil von ihr, der blind und un- eingeschränkt an den Fortschritt glaubte. Begonnen hat alles mit dem verheerenden Unglück eines seit Jahr- zehnten erfolgreichen Weltraumprojektes. Der NASA- Weltraumflug STS-51-L am 28. Jänner 1986 endete nach 73 Sekunden in einer Katastrophe und ging als Challen- gerunglück in die Geschichte ein, obwohl es schon die erprobte 25. Space-Shuttle-Mission war. 73 Sekunden nach dem Start explodierte die Raumfähre; die gesamte Besatzung kam dabei ums Leben. Es war der bis dahin schwerste Unfall in der Raumfahrtgeschichte der USA. Die Challenger-Katastrophe führte zur vorübergehenden Einstellung des Shuttle-Programms der NASA. Der Aus- fall eines oder mehrerer Dichtungsringe in einer der seitli- chen Feststoffraketen wurde als Grund ermittelt. Tragischerweise sollte dieses Unglück nicht das einzige und vor allem nicht das schwerste in diesem Jahr blei- ben. Am 26. April 1986 ereignete sich in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat eine schwere Explosion. Sie war die Folge eines Experiments, das zum falschen Zeitpunkt von einem schlecht informierten Personal auf Anordnung durchge- führt werden musste. Der größte Teil des Reaktorinhaltes wurde dabei nach außen geschleudert und verseuchte zunächst die unmittelbare Umgebung und anschließend große Teile Europas mit Radioaktivität. Insgesamt wurden in Europa etwa 3.900.000 Quadratkilometer, das heißt 40 Prozent der Gesamtfläche kontaminiert. Österreich zählte zu den am stärksten betroffenen Ge- bieten Westeuropas. Von dem insgesamt freigesetzten Radiocäsium wurden rund zwei Prozent in Österreich deponiert. Besonders stark belastete Gebiete mit Spit- zenwerten bis über 100 kBq/m² waren ein von Nordost bis zu den hohen Tauern verlaufender Streifen, das heißt Teile des Wald-, Mühl- und Hausruckviertels, die Gegend um Linz, die Welser-Heide, die Pyhrngegend, das Salz- kammergut sowie die westlichen und hohen Tauern. Die mittlere Belastung an Cäsium-137 betrug nach dem Un- glück in Österreich 21 kBq/m². „Verkauft unsere Produkte, nicht unsere Werke“ Zwei als absolut sicher angenommene technische Wun- derleistungen des 20. Jahrhunderts hatten im Kennedy- Space-Center und in Tschernobyl der Menschheit ihre Verletzlichkeit aufgezeigt. Für die Menschen in Österreich und speziell in Steyr gab es darüberhinaus noch ganz andere Verletzungen. Bereits im Februar 1985 kursierten Andere machen den Müll, Steyr entsorgt ihn professionell.

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