60 Jahre GWG Steyr

14 der „kalte Krieg“, unaufhörlich auszubreiten begann. Viel- leicht oder gerade weil die weltpolitische Lage wenig An- lass zur Hoffnung gab, suchten die Menschen Zuflucht im trauten Heim, im neuen Medium Fernsehen, im Kino oder bei galanten Abendunterhaltungen. Aus Russland kamen in jenen Tagen die letzten Heim- kehrer von der Gefangenschaft in Steyr an und schmach- teten bald darauf mit ihren Liebsten beim Kinohit des Jahres 1955 „Sissi“ mit Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm in den Hauptrollen. Während die einen noch an der persönlichen Vergangenheitsbewältigung arbeiteten, begannen andere aus den Trümmern des Krieges eine neue Zukunft zu bauen. In Frankfurt am Main hatten fin- dige Unternehmer die weltweit erste Recyclinganlage für Bauschutt in Betrieb genommen und den „Hohlblock- stein“ kreiert, der kurze Zeit später auch in Österreich zum Einsatz kam. Kurioserweise war eine der Betreiber- firmen „Freytag & Wayss“, die 1913/14 bei der Errichtung der neuen Waffenfabrik in Steyr tätig war. Die GWG startete 1954 ihre erste große Bauoffensive und konnte bis Ende 1956 unglaubliche 329 Wohnungen auf dem Tabor und der Ennsleite übergeben. Die Steyrer Zeitung beschreibt die neue Errungenschaft: „In jedem Stiegenhaus gibt es vier Wohnungen für alleinstehende Personen zu je einem Raum, aber mit Kochnische und Klosett sowie einem Vorraum. Alle anderen Wohnun- gen haben ca. 45 Quadratmeter Wohnraum. Dieser ver- teilt sich auf zwei größere Zimmer, eine Küche und ein eigenes Bad. Für die Ledigenwohnungen steht ein ge- meinsames Bad in jedem Wohnblock zur Verfügung. Als Mietzins wurden 160 Schilling monatlich errechnet, aber noch nicht endgültig fixiert. Der Siedlungscharakter auf dem Tabor und der hohen Ennsleite gewährleistet eine schöne Aussicht und eine gesunde Lage.“ Flugaufnahme der neuen Wohnanlagen auf der Ennsleite

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