60 Jahre GWG Steyr

13 beraten und ebenso viele Mieterinnen und Mieter vor Ort von den vier Außendienstmitarbeitern der GWG betreut. Das Jahrzehnt der Gegensätze Mit viel Gemeinschaftssinn und Engagement schaffte es die Steyrer Bevölkerung bis zur Mitte des Jahrzehnts, der Stadt ihr altes und den Stadtrandgebieten ein neues Gesicht zu geben. Auch wenn Baumaterialien und Ma- schinen noch immer Mangelware waren, ließ sich vie- les durch persönlichen Einsatz und Improvisationsgabe wettmachen. Der GWG gelang es, bis Mitte August 1953 jene 84 Wohnungen bezugsfertig zu machen, deren Er- richtung Anfang 1952 begonnen wurde. Ein wichtiges Thema für die Steyrer Bevölkerung war in dieser Zeit der Umgang mit den amerikanischen Besat- zungssoldaten. Einerseits stand man den GIs skeptisch und misstrauisch gegenüber, andererseits gab es immer wieder Beziehungen, die nicht ohne Folgen für die Be- troffenen blieben. Überraschend war auf jeden Fall die Tatsache, dass die Amis bereits lange vor Ratifizierung des Staatsvertrages Steyr verließen. Ab 1. Februar 1951 befand sich nur mehr ein Übergabe-Kommando in der „Eisenstadt“, und Mitte 1955 schloss auch das belieb- te „Information Center“ im Rathaus, besser bekannt als „Amerikahaus“, seine Pforten. Als am 15. Mai 1955 Außenminister Leopold Figl die oft zitierten Worte „Österreich ist frei“ sprach, weinten un- zählige Menschen und fielen einander im ganzen Land unbekannterweise in die Arme. Dass es Leopold Figl und Julius Raab gelungen war, die „Schuldklausel“ (für die NS-Verbrechen) bei einigen launigen Heurigenbesuchen aus dem Staatsvertrag herauszuverhandeln, wurde nur am Rand vermerkt und in seiner Tragweite kaum erkannt. Die Aufbruchstimmung erschien zu diesem Zeitpunkt grenzenlos. Doch die Erinnerung an den Krieg ließ sich nicht so schnell löschen, zumal sich eine neue Gefahr, Soldaten der US-Armee an der Ennsbrücke

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